Mehr als das

Autor*in
Ness, Patrick
ISBN
978-3-570-16273-6
Übersetzer*in
Abarbanell, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
509
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Mehr als das” ist ein umfangreicher Adoleszenzroman, spannend von der ersten bis zur letzten Seite, bei dem es um viele anspruchsvolle Themen geht wie Leben und Tod, Freundschaft, Liebe und Alleinsein, virtuelle Welt und Realität, die allesamt in einem atemberaubenden Szenario stimmig und doch immer wieder irritierend zusammengeführt sind.

Beurteilungstext

Hauptperson des Romans ist der 16-jährige Seth, der auf den ersten 3 Seiten im kalten Ozean um sein Leben kämpft und in einer drastischen Schilderung an felsiger Steilküste zu Tode kommt, indem erst das Schulterblatt zerbricht und dann der Schädel zerschmettert wird. Anschließend hat er Träume und Empfindungen, die mit seinem Tode, der ihm durchaus bewusst zu sein scheint, zusammenhängen, und wacht dann auf, halb nackt, sich schwach fühlend und durstig auf einer Straße liegend, taumelt ins nächste Haus und erkennt dieses als das Elternhaus in England, in dem er bis zu seinem 8. Lebensjahr gelebt hat, wieder, danach übersiedelte die Familie an die NW-Küste der USA. Seth fragt sich immer wieder, ob all diese Eindrücke ein Traum, Einbildung oder die Hölle seien! Mit dieser Verunsicherung des Protagonisten, die sich auf den Leser überträgt, geht es bis zum Schluss weiter, wobei der versierte Autor Patrick Ness für die Orientierung des Lesers immerhin einige Strukturierungshilfen bereit hält. So wechselt der allwissende Erzähler das Tempus, je nach Zeitebene: Es dominiert das Präsens, wenn die Handlung in der Gegenwart angesiedelt ist, und er wechselt ins Präteritum, wenn es um Vorgänge aus der Vergangenheit geht. Dabei wird allmählich deutlich, dass Seth sich Vorwürfe macht, weil er als Achtjähriger in England einen als Handwerker verkleideten Verbrecher ins Haus gelassen hatte, der dann seinen kleinen Bruder Owen mitnahm und umbrachte. Darunter leidet in der Folge verständlicherweise die ganze Familie. Es stellt sich auch heraus, dass Seth in den USA eine innige Liebesbeziehung zu einem Mitschüler entwickelte, die aus Eifersucht von einer Mitschülerin mit intimen Bildern ins Netz gestellt wird und zum Wegzug seines Freundes führt, was den verzweifelten Seth dann zum Suizid veranlasste (s. o. Einstieg).

Dazu kommt, dass die reale englische Welt, in der Seth sich wiederfindet, einer gespenstischen Geisterwelt gleicht mit menschenleeren Häusern und verfallenen Geschäften, viel Staub, Schmutz und Unkraut. Nur wenige Tiere registriert Seth, dann findet er endlich zwei andere Jugendliche und sie treffen auf ein roboterähnliches schwarzes Wesen, genannt “das Unding”, das Jagd auf die Drei macht. Seth entdeckt bei seinen Erkundungsgängen unterirdische Hallen mit unzähligen Spezial-Särgen, in denen, an Schläuchen angeschlossen, Menschen liegen, die nicht direkt tot zu sein scheinen. Diese Menschen haben, wie sich allmählich herausstellt, freiwillig diesen Status gewählt, um im sogenannten Paradies der zweiten Chance zu leben und auf diese Weise die beschädigte reale Welt verlassen konnten. Sie wurden zu diesem Zweck entsprechend verlinkt durch ein Impantat im Kopf und in die Spezialsärge fixiert.

Der Roman thematisiert also die große Bedeutung der virtuellen Welt(en) in der Gegenwart, ist dabei nicht nur überaus spannend konzipiert und anspruchsvoll und flüssig formuliert, sondern enthält implizit wichtige Botschaften an den Leser, gegen Suizid und für Solidarität und Freundschaft, kurz, dass es im Leben “immer ein mehr gibt”, wofür es sich zu leben lohnt! Insgesamt ist dieser Roman aber noch entschieden komplexer, denn insgesamt enthält er, wie der Titel zurecht ankündigt, noch “Mehr als das”.
Der umfangreiche Roman empfiehlt sich ebenso für die Individuallektüre wie für eine gemeinsame Besprechung im Deutsch- oder Philosphie- und Politikunterricht!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ks.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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