Martha, Helen und der Weg aus der Dunkelheit

Autor*in
Petrick, Dagmar
ISBN
978-3-7615-6816-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
Aussaat
Gattung
Buch (gebunden)BiografieErzählung/Roman
Ort
Neunkirchen-Vluyn
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Helen ein taubblindes Mädchen aus Alabama Ende des 19. Jahrhunderts, gilt als wild und unberechenbar. Ihr fehlen die „Worte“, um sich ihrer Umwelt mitzuteilen und diese zu verstehen. Als sie für sich und andere zur Gefahr wird, soll sie in eine entsprechende Einrichtung. Kann der letzte Versuch zur Verständigung mit Helen durch die engagierte Lehrerin Miss Sullivan gelingen?

Beurteilungstext

Das Jugendbuch greift die Herausforderungen eines taubblinden weißen sowie das Leben für ein schwarzes Mädchen Ende des 19. Jahrhunderts anhand der biografischen Gesichte über Hellen Keller auf.
Martha Washington ist die Tochter der Köchin der wohlhabenden Familie Keller. Der amerikanische Bürgerkrieg ist vorüber und durch die Emanzipationserklärung Lincolns, die Sklaverei abgeschafft. So hilft Martha, die gern Nosy genannt werden möchte, ihrer Mutter in der Küche und passt vor allem auf die siebenjährige taubblinde Tochter der Familie Keller auf. Helen gerät regelmäßig in Wutausbrüche und zerstört Dinge, schließt ihre Mutter ein oder schneidet Martha die Haare ab. Zunehmend wird sie für sich und andere zu einer Gefahr. Mister und Misses Keller haben eine Lehrerin engagiert, auf die sie alle Hoffnungen setzen. Sie trifft auf Ivy Green ein und wird durch ihre eigenen Lehrmethoden anfangs argwöhnisch begutachtet. Die Lehrerin Anne Sullivan zieht mit Martha und Helen in das Gartenhaus der Familie Keller, um ihre Lehre unabhängig anderer Einflüsse durchführen zu können. Nach einzelnen Rückschlägen gelingt es ihr, die Wörter in Helens Hand zu legen und ihr damit den Weg aus der „Dunkelheit“ zu ebnen. Auch Martha erfährt, was es heißt zu lesen und zu schreiben. Helen Keller geht nach diesen Wochen mit Anne Sullivan nach Boston ans Perkins Institut für Blinde, um noch besser lernen zu können. Martha bleibt zurück, jedoch mit einer ganz neu gewonnenen Freiheit durch Wissen und der Abgabe einer großen Verantwortung.

Das Jugendbuch von Dagmar Petrick umfasst insgesamt 55 kleinere, in sich geschlossene Kapitel. Die drei letzten Kapitel erläutern den Hintergrund des Jugendbuches näher und gehen zuerst auf die zeitliche Abfolge des Lebens von Helen Keller sowie Anne Sullivan ein. Anschließend gibt die Autorin eigene Gedanken sowie Korrekturen der wahren Geschichte wieder, um es im letzten Kapitel mit Erklärungen zum Fingeralphabet enden zu lassen.

Geschrieben ist die Handlung aus der kindlichen Perspektive der Martha Washington. Die Namen der Protagonisten sowie die zeitlichen Abläufe der Handlung wurden nahezu authentisch übernommen. Lediglich der Weggang von Ivy Green ans Perkins Institut nach Boston war in Wirklichkeit erst ein Jahr später. Auch einzelne erzählerische Ausschmückungen oblagen der Freiheit der Autorin.

Über die Handlung werden Themen wie Ausgrenzung durch Rassismus und Behinderung sowie Mut und Hoffnung angesprochen. Daher eignet es sich für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren, um es in seiner Tiefe richtig zu erfassen zu können. Da es auf einer authentischen Geschichte beruht, ist es besonders motivationsfördernd und das Hineinversetzen in die Erzählerin Martha Washington und ihrer Gedanken schlägt eine Brücke zum Nachdenken über die Verschiedenheit von Menschen sowie dem Leben Ende des 19. Jahrhunderts. Zusätzlich zur Lektüre können geschichtliche Quellen begleitend hinzugezogen werden.

Neben diesem wird aus fachdidaktischer Sicht, die Bedeutung der Sprache und der Entstehung von Wörtern aus einzelnen Buchstaben deutlich. Besonders die Notwendigkeit des Lernens für blinde Menschen, um sich eine Verständigungsmöglichkeit zu schaffen. Hier wird ein Bereich der Sonderpädagogik angesprochen. Zusätzlich zeigt das Buch auf, welcher Gewinn entsteht, wenn eine Lehrerin sich nicht beirren lässt, ihrer Intuition folgt und den Weg konventioneller Lehrmethoden verlässt.

Insgesamt greift das Jugendbuch ethische als auch geschichtliche Themen auf und verbindet sie miteinander. Nicht zuletzt steht zudem das Thema „Mut“ durch die Lehrerin Anne Sullivan im Vordergrund.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von juw; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 18.11.2022