Martha

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Teaser

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jhs. gab es am Himmel Nordamerikas riesige Schwärme von Wandertauben zu sehen. Doch dann wurden sie bedenkenlos gejagt, bis ihre Art ausgerottet war. Der Ornithologe John James Audubon hatte die Vogelwelt seiner Heimat dokumentiert und naturgetreu gemalt. An ihn erinnert der Künstler ATAK mit diesem Bilderbuch, das vom Leben der Wandertauben erzählt.

Beurteilungstext

Über einem sonnengelben Himmel zieht ein dichter Schwarm dahin. Die Farbtupfen in dunkel- und himmelblau sind pastos aufgetragen, dazu ein dunkles Rot, ein Orange, dahinter flächig ein lichtgrauer, rosafarbener Schimmer. Erst auf der folgenden Doppelseite ist eine Landschaft zu sehen: Berge, Wiesen, ein Tannenwald, ein Fluss; der Himmel leuchtet blutrot im Sonnenuntergang und der Schwarm besteht nur noch aus winzigen dunklen Punkten.
Da meldet sich eine Stimme aus dem Vogelflug und berichtet vom Leben der Tauben, welche Ordnung im Schwarm herrscht, wie sie ihre Jungen aufziehen - und wie sie gejagt werden. Der Betrachter sieht wunderbare Bilder in intensiven Farben mit einer reichen Tierwelt. Dann die Veränderung der Landschaft durch die Menschen. Letztlich auch die Ursachen und Begründungen, warum die Wandertauben ausgerottet wurden.
Selbst John James Audubon (1785 - 1851), der die Vogelwelt Amerikas in seinem vierbändigen Standartwerk mit handkolorierten Bildtafeln erfasste, hatte mit dazu beigetragen. In dem Bilderbuch ist er zu sehen, wie er die Tiere nicht nur beobachtet und in seinem Skizzenbuch festhält, sondern auch erlegt, um sie später präpariert in möglichst naturgetreuer Abbildung darzustellen. (Nach eigenen Angaben bis zu 100 Vögel täglich.) Eine weitere Doppelseite zeigt ihn an seinem Arbeitsplatz, wobei gerade die Bildtafel mit dem schnäbelnden Wandertaubenpaar entsteht. Audubon hat die Vogelarten für die Nachwelt erhalten. Dass die letzte Wandertaube, Martha genannt, 1914 im Zoo von Cincinnati starb, hat er sich wohl nicht vorstellen können.
Der Comiczeichner und Illustrator ATAK (Georg Barber, geb. 1967) legt mit seinem Bilderbuch eine wunderbare Hommage vor, nicht nur für den Vogelkundler und Maler Audubon, sondern ebenso in der Erinnerung an die Wandertauben. Kinder sollten mit der eindringlichen Erzählung jedoch zunächst nicht allein gelassen werden. So einprägsam die Bilder sind, so nachhaltig wirkt auch der Schluss. Kinder könnten sich diesen besonders zu Herzen nehmen und darüber muss man miteinander sprechen.