Marie Curie - eine Frau verändert die Welt

Autor*in
Schulz-Reiss, Christine
ISBN
978-3-949276-06-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Regina, Kehn
Seitenanzahl
40
Verlag
Kindermann
Gattung
BiografieBuch (gebunden)Erzählung/RomanSachliteratur
Ort
Berlin
Reihe
Kinder entdecken berühmte Leute
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialKlassenlektüreVorlesen
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die junge Marie Curie verschreibt sich mit Leib und Seele der naturwissenschaftlichen Radioaktivitätsforschung. Im Vordergrund dieser Biographie stehen einerseits Maries persönliche Lebensumstände, die von einer außerordentlichen Neugier, Intelligenz und einer unerschütterlichen Zielstrebigkeit (Studium, Forschung und sozialem Denken) bestimmt sind, andrerseits aber auch sozial-gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Probleme. Mit ihren beiden Nobelpreisen setzt sie wesentliche Impulse für die Gleichberechtigung der Frau.

Beurteilungstext

Das Buch erscheint in der Reihe "Kinder entdecken berühmte Leute" des Kindermann Verlags. Im Hardcover wird auf 39 Seiten der Werdegang von Marie Curie dargelegt. Über die Autorin und Illustratorin finden sich keine Angaben. Der romanartig gehaltene Text gliedert sich in biographisch bedeutsame Untertitel und wird mit themenbezogenen, z.T. ganzseitigen Schwarzweiß-Bildern illustriert.
Marie Curie wächst in einem bildungsbewussten Elternhaus im zaristisch regiertem Warschau auf. Wegen ihrer polnischen Nationalität gemobbt, bleibt sie dennoch Klassenbeste und überspringt zwei Klassen. Zu ihrer tuberkulosekranken Mutter hat sie ein schwieriges Verhältnis, welche verstirbt, als Marie 11 Jahre alt ist. Durch ihren Vater, seines Zeichens Physiklehrer, wird ihr Interesse an der Physik früh geweckt. Trotz eines erstklassigen Abiturs darf sie als Frau in Polen nicht studieren. Da ihr Vater bereits im Ruhestand ist, muss sie auf eigene Kosten eine Ausbildung zur Erzieherin machen. Ihre soziale Einstellung zeigt sich u.a. darin, dass sie ihrer älteren Schwester die Finanzierung ihres Studiums anbietet. Ihrer Arbeit auf dem Lande geht Marie mit Entsetzen nach, wo sie die große Armut und Ungerechtigkeit erlebt: Schuftende Kinder ohne Möglichkeit eines Schulbesuches. Sie riskiert die Einrichtung eines "Klassenzimmers", in welchem an den Wochenenden entgegen russischer Auflagen Unterricht in Polnisch für die Kinder stattfindet.
In diese schwere Zeit fällt auch eine "zutiefst enttäuschende" Liebesbeziehung, die nach dem elterlichen Willen ihres Partners beendet wird, weil Marie für die Eltern nicht standesgemäß ist.
Mit Hilfe ihrer Schwester kommt sie nach Paris und immatrikuliert sich für eine Physikstudium an der Sorbonne als eine von 23 Studentinnen und 1800 Studenten. Ihre Studienzeit ist - z.T. auch selbstbestimmt - von gesundheitsgefährdenden Entbehrungen gekennzeichnet: Eine karge Studentenbude, Schlafdefizite und Mangelernährung. Ihr Zitat "Mein ganzes Denken kreiste um das Studium." lässt auf ihren immensen Fleiß, ihre hohe Selbstdisziplin und ihre Zielstrebigkeit schließen.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts lernt sie ihren späteren Ehemann und Forschungskollegen kennen. Von ihm unterstützt und ermutigt ("Du kannst stolz auf dich sein, Maire!") legt sie die wissenschaftlichen Grundlagen für die Radioaktivität. Hierbei setzen sie und ihr Pierre (sogar im Selbstversuch) - im Wissen um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen der entdeckten Strahlungen - ihre Gesundheit aufs Spiel. Marie wird später an die Strahlungsfolgen sterben.
Für ihre Arbeiten, u.a. die Entdeckung der Elemente Polonium und Radium, erhält Marie zwei Nobelpreise. Dieser Verleihung ging ein spektakuläres Gerangel voraus, welche die damalige gesellschaftliche Herabsetzung der Frau offen zu Tage treten ließen: Zunächst wurde Marie der Nobelpreis verwehrt, da Frauen als dessen nicht "würdig" befunden wurden. Erst das Junktim ihres nominierten Ehemannes brachte den Durchbruch: Pierre Curie macht die Annahme seines eigenen Nobelpreises davon abhängig, dass auch seine nominierte Ehefrau den Nobelpreis erhält. Im übrigen bestätigt ihr Mann sie immer wieder in ihren Arbeiten: "Du kannst stolz auf dich sein, Maire!" Zugunsten des wirtschaftlichen Unterhalts seiner Familie zieht sich Pierre als Lehrer zeitweise aus der Forschung zurück. Zu Maries großem Leidwesen kommt er mit 46 Jahren bei einem Droschken-Unfall ums Leben. Nach Pierres Tod übernimmt sie dessen Lehrstuhl und mokiert sich über diese "Idioten" von der "altehrwürdigen" Sorbonne, die ihr einen solchen Lehrstuhl zu Pierres Lebzeiten strikt verweigert hätten. ImRahmen ihrer Lehrtätigkeit setzt sich Maire auch für eine transparentere Ausbildung der Studierenden ein.
Mit Maries Namen sollten sich später die mit Röntgenapparaten ausgestatteten Rot Kreuz-Krankenwagen im 1. Weltkrieg ("Petites Curies") verbinden. So auch die spätere Krebsbehandlung mit radioaktiven Strahlen wie auch die (von ihr ungewollte) fragwürdige Vermarktung einer gesundheitsschädlichen Radium-Butter oder Radium-Creme.
Zeit ihres Lebens erscheint Marie bodenständig, bescheiden, selbstbestimmt. So sind ihr Herzenswunsch als Nobelpreisträgerin 100.000 Dollar für 1 Gramm Radium! Oder sie lehnt als junge Witwe eine von der französischen Regierung angebotene Pensionszahlung mit Hinweis auf ihre Eigenständigkeit ab.
Insgesamt versteht es die Autorin, die vielen Episoden in Maries Leben harmonisch und übersichtlich gegliedert darzustellen.
Wer also die Biographie einer zielstrebigen, kämpferischen und hochgestellten wissenschaftlichen Persönlichkeit mit sozialem Engagement, einer Mutter von zwei Kindern und einer angehenden Feministin erwartet, ist in diesem sachlich ausgewogenem Buch gut aufgehoben.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gierlich35; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 02.11.2022