MARCOLINI oder wie man Günstling wird

Autor*in
Schneider, Karla
ISBN
978-3-446-20905-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
414
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der junge Camillo Marcolini wird am Dresdener Hofe zum persönlichen Kammerpagen des zukünftigen sächsischen Herrschers befördert. Mit seiner Hilfe will die Mutter des Prinzen ihren eigenen Sohn um den Thron betrügen - und zunächst ist Marcolini bereit, für eine Karriere am Hofe alles zu tun...

Beurteilungstext

Ein historischer Roman, der seinesgleichen sucht: Karla Schneiders Geschichte um den eitlen Marcolini und seinen Wunsch, am Hofe Karriere zu machen, lässt die Barockzeit Deutschlands wieder lebendig werden.
Als Leser erkennt man, dass Schneider als gebürtige Dresdenerin weiß, wovon sie schreibt - bis aufs kleinste Detail beschreibt sie authentisch das Leben am Hof und lässt den Leser so daran teilnehmen.
Bemerkenswert ist die feine Charakterisierung der verschiedenen Protagonisten: die der Pagen, von denen jeder einen bezeichnenden Spitznamen trägt und die trotz ihrer so gleichen Stellung ganz eigenständige Personen mit individuellen Wünschen sind; die der gerissenen, hinterhältigen und im Innersten wohl bösen Mutter oder die ihrer so unterschiedlichen Söhne. Der Autorin gelingt es, die Charaktere glaubhaft zu zeichnen und ihre Entwicklung nachvollziehbar darzustellen: So wird nicht nur dem Pagen Marcolini, sondern auch dem Leser im Laufe der Handlung bewusst, dass Kurprinz Friedrich August keineswegs einfach uninteressiert und stur ist, sondern vielmehr verschreckt und so an seine Rolle des unterwürfigen Sohnes und beherrschten Prinzen gewöhnt, dass er die Möglichkeit, aus dieser Rolle auszubrechen, gar nicht in Erwägung zieht.
Karla Schneider zeigt, wie sich aus der anfangs berechnenden Beziehung Marcolinis zum Prinzen nach und nach Zuneigung entwickelt. Erstaunt darüber, dass Friedrich August in Wirklichkeit ganz anders ist als er nach außen dargestellt wird, will Marcolini seinem Herrn helfen, aus seiner starren Rolle auszubrechen und endlich zu leben beginnen...

Zunächst: Ein toller Roman!
Fraglich ist nur, ob er thematisch und sprachlich für Kinder und Jugendliche nicht zu uninteressant oder anspruchsvoll ist. Wer sich nicht für die Geschichte Sachsens, das Spiel um Macht und Machtverlust am Hofe interessiert oder ohne spannende Action kein Buch anrührt, wird mit “Marcolini” nicht viel Freude haben, die Erzählung vielleicht sogar als langweilig empfinden, denn es geschieht zwar eine Menge, doch das alles geschieht leise und eher ruhig.

Für jeden Leser aber, der eine sprachlich gut erzählte und historisch korrekt recherchierte Familien- und Freundschaftsgeschichte mit politischem Hintergrund und vor der Kulisse des historischen Dresden lesen möchte, der findet in Schneiders Roman die perfekte Lektüre.
Zu empfehlen vielleicht besonders vor oder während einer Reise nach Dresden - so wird die Geschichte der Stadt noch einmal lebendig und man kann die Orte, an denen Marcolini und sein Prinz sich herumtreiben, selbst besuchen. Auch (oder gerade) für Erwachsene gute, geistreiche Unterhaltung.


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Diese Rezension wurde verfasst von StD.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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