Marcolini oder Wie man Günstling wird

Autor*in
Schneider, Karla
ISBN
978-3-446-20905-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
415
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein 15-jähriger aus Süditalien bei Hofe in Sachsen. Jetzt soll er Page und Spielgefährte, Gesellschafter sein für den 13-jährigen Thronerben, Kurprinz Friedrich August, der als verschlossen und schwierig gilt. Dass daraus eine (historisch verbürgte) lebenslange Freundschaft wird, ahnt man zu dieser Zeit (noch) nicht.

Beurteilungstext

Karla Schneider führt uns über 100 Seiten lang in die oft schwierig zu durchschauende Welt bei Hofe ein. Wir sehen mit den Augen von Camillo Marcolini, ohne dass er zum Erzähler wird. Sein Ansinnen ist: Karriere machen, reich und berühmt werden. So hält er sich aus Angst, auf der falschen Seite zu stehen, aus allen Intrigen heraus und wird dadurch so beliebt, dass er zum Gesellschafter des jungen Kurprinzen ernannt wird. Dieser wird fast versteckt gehalten, gilt als nicht vorzeigbar, weil er kaum gehen kann. Er hat knubbelige und geschwulstige Knie und Knöchel, fast wie ein alter Gichtkranker.

Die beiden erkennen im je anderen, dass sie sich gegenseitig ergänzen und aufeinander verlassen können. Das wird auch nötig. Gut, dass Marcolini ein "stilles, schüchternes Lächeln" aufsetzen konnte, "das schon manchen zu dem Glauben verleitet hatte, er sei einfältig". So kann er verhindern, dass der Plan einer Verkupplung klappt, und alle zurückkehren von Pillnitz nach Dresden. Friedrich August hat in diesem Sommer mit Hilfe des Pagen gelernt, sowohl seinen Muskeln zu vertrauen wie seinen Gedanken. Er ist reif und selbstbewusst geworden.

Mit vielen Nebengeschichten versieht die Autorin ihren "Bericht", damit die Welt bei Hofe in der Mitte des 18. Jahrhunderts lebendig wird. Die Rolle der Kirche, Intrigen zur Machterhaltung oder -gewinnung, Liebe und körperlicher Einsatz, immer auch das Schicksal der einfachen Menschen werden angedeutet bis ausgebreitet, Verschwendung und Armut, Piraten und Sprache bei Hofe. Der zollt der vierseitige Anhang mit Worterklärungen Rechnung: vom italienischen affituarii bis zum lateinischen vestibül.
Dazu spannend geschrieben, so dass Lesefreudige dafür kein Wochenende brauchen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von BP.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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