Mandela & Nelson. Das Länderspiel

Autor*in
Schulz, Hermann
ISBN
978-3-551-31227-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Mühle, Jörg
Seitenanzahl
124
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
5,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nelson Kitumbo hat es nicht leicht. Nicht genug damit, dass er als Kapitän einer Fußballmannschaft für das Training sorgen muss, jetzt soll er sogar noch ein Länderspiel gegen eine deutsche Fußballmannschaft organisieren. Zum Glück gibt es da einige Leute, die ihm helfen - nicht zuletzt seine etwas vorlaute Zwillingsschwester Mandela.

Beurteilungstext

Den Namen des südafrikanischen ehemaligen Präsidenten Nelson Mandela haben vielleicht auch schon Schülerinnen und Schüler in Deutschland gehört. Falls nicht, werden sie im ersten Kapitel erfahren, warum die Zwillinge der tansanischen Familie Kitumbo Mandela und Nelson heißen. Nelson tritt als Ich-Erzähler auf und erzählt in einem locker-unterhaltsamen Ton von seiner Zwillingsschwester Mandela, seinen Eltern, von seiner Fußballmannschaft, von den Leuten in seiner Stadt Bagayomo, aber auch von seinen Sorgen - und von den Mzungu, die er im Laufe der Geschichte kennenlernt. Freundlicherweise erklärt Nelson in Anmerkungen vor dem ersten Kapitel einige Personen und übersetzt etliche Wörter und Redewendungen aus seiner Sprache (Kisuaheli). So erfährt man, dass mit Mzungu alle Weißen gemeint sind.

Die Erzählungen aus der Sicht eines afrikanischen Jungen wirken zunächst einmal merkwürdig und ungewöhnlich, denn die ganzen Lebensumstände des Protagonisten sind völlig anders als die in unserer Gesellschaft. Die kontrastierenden gesellschaftlichen Verhältnisse sind auffallend. Kinder in Deutschland lesen hier etwas, was sie total befremden mag: Kinderarbeit, Kinder müsen mithelfen, die Familie zu ernähren, es gibt Lebensverhältnisse am Rande des Existenzminimums, desolate Bedingungen für Fußballtraining und Fußballspiele. Sogar die Geschichte afrikanischer Sklaven wird angesprochen. Alles das wirkt jedoch nicht Mitleid heischend, sondern zeigt die Bedingungen und Alltagsprobleme von Kindern im südlichen Afrika und hilft auch, einige Vorurteile aus unserer Sicht gerade zu rücken.

Nelsons Erzählung lässt das, was Kindern in Deutschland alltäglich und “normal” erscheint, in einem anderen Licht erscheinen. Amüsant ist zu erkennen, dass auch Nelsons Ansichten über die “Deutschen” klischeehaft sind und er einiges revidieren muss. Für die jungen Leser ist es eine interessante Erfahrung zu sehen, wie sich das Leben in Deutschland von außen widerspiegelt. Von diesen spannungsreichen Kontrasten mit Situationskomik, Alltagsproblemen und wechselseitigen Klischees lebt die Geschichte. Trotz aller Unterschiede zwischen den Kulturen und Lebensbedingungen steht auf beiden Seiten die Leidenschaft für das Fußballspiel.

Es ist deutlich zu erkennen, dass der Autor, Hermann Schulz, gründlich über die Alltagssituation im südlichen Afrika informiert ist und kompetent darüber schreibt. Die handelnden Personen, allen voran Nelson, vermitteln eine heitere gelassene Grundstimmung. Hermann Schulz schreibt nicht ohne Einfühlungsvermögen und Humor, wie mit Organisations- und Improvisationstalent schließlich das Länderfußballspiel doch noch stattfinden kann. Dinge, die für die Kinder eines deutschen Fußballteams selbstverständlich sind (Fußballschuhe, Trikot, ein bestens hergerichteter Fußballplatz), müssen in Bagayomo mit Ideenreichtum und gemeinsamer Hilfe organisiert werden. Wie das in der Geschichte im einzelnen geschieht, wie Alltagsprobleme durch Improvisation und Hilfsbereitschaft gelöst werden, hat Hermann Schulz durch den Protagonisten Nelson hinreißend erzählen lassen.

Der Autor nimmt seine jungen Leser ernst, er vermittelt ein authentisches Bild vom Leben im südlichen Afrika. Hermann Schulz zeigt die täglichen Herausforderungen in der Umwelt, in der Arbeitswelt und in den klimatischen Bedingungen, die die afrikanischen Kinder bestehen müssen. Er spricht nicht zuletzt auch die unterschiedlichen Religionen an und lässt in seiner Erzählung alle friedlich und liberal miteinander umgehen. Die Namensgebung Mandela und Nelson lässt ebenso Rückschlüsse auf die politische Kultur erkennen.

Das Buch war nicht nur zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika aktuell, sondern ist auch jetzt noch eine Werbung für Fußballprojekte in Afrika. Ganz konkret, wie Hermann Schulz im Nachwort schreibt, setzt sich der Fanclub von Borussia Dortmund für die afrikanischen Fußballfreunde ein.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ilo.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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