Make it big! Wie ich London schaffte (oder London mich)

Autor*in
Abrahamson, Emmy
ISBN
978-3-423-65013-7
Übersetzer*in
Stohner, Anu
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
236
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fröhlich-turbulent und sehr unterhaltsam, gekonnt witzig und unkorrekt, aber nie ohne Tiefgang kommt der dritte Teil der Trilogie um Filippa Karlsson daher. Die renommierte RoyDram hat sie abgeschlossen, doch was nun? Weder das passende Engagement noch der passende Boyfriend scheinen auf sie zu warten. Schlechtes WG-Zimmer und kein Geld im teuren London.. Doch dann passiert das Unglaubliche: Filippa bekommt eine Hauptrolle in einem Film! Absolut lesenswerte Story für Mädchen ab ca. 13 Jahren.

Beurteilungstext

Filippa hat es geschafft. Sie hat die traditionsreiche Londoner Schauspielschule mit Erfolg abgeschlossen und möchte jetzt nur eins: Schauspielerin werden! Aber natürlich muss sie erst mal Geld verdienen, um im teuren London überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Nach desaströsen Versuchen als Kellnerin findet sie endlich einen leichteren Job: zusammen mit einem etwas vertrottelt wirkenden älteren Mann soll sie alle nicht digital erfassten Unterlagen einer Firma fotokopieren, die ihren Sitz ins Ausland verlegt. Todlangweilig ist diese Arbeit, und Filippa fühlt sich wie ein graues Nichts dort, während sie tagtäglich Berge von Papieren fotokopiert. Aber sie kann sich ihre Arbeitszeit frei einteilen, so dass sie zwischendurch Einladungen zu Castings wahrnehmen kann. Doch obwohl Filippa eine Agentin hat, variieren diese Castings überwiegend zwischen Tamponwerbung und peinlicher Amateurfilmerei. Als Filippa schon fast die Hoffnung aufgeben will, bekommt sie bei einem Filmcasting dann aber tatsächlich eine Rolle, und zwar die weibliche Hauptrolle! Keineswegs, weil sie so überzeugend gespielt habe, lässt man sie allerdings wissen, sondern weil es nur zwei Bewerberinnen gab, die die erforderlichen Fähigkeiten im Dudelsackspielen hatten, und von diesen beiden sei sie die knapp überzeugendere gewesen...

Doch diese Schmach ist schnell vergessen, denn die Arbeit am Set ist aufregend neu und spannend, und Filippa macht ihre Sache gut. Und sie spielt tatsächlich eine winzige Szene zusammen mit Nicole Kidman, die für eine Nebenrolle engagiert wurde, um den Film starmäßig aufzuwerten! Als der Film viel später zu nachtschlafender Zeit im Fernsehen läuft, ist Filippa zunächst sehr selbstkritisch, doch dann ist sie fasziniert von der Handlung, lässt sich mitnehmen von dem Film und von ihrer eigenen schauspielerischen Leistung, so dass sie am Ende "gut gemacht!" zu sich selbst sagen kann. Aber viele Leute haben den Film offensichtlich nicht gesehen, denn kaum jemand spricht sie darauf an oder gratuliert, geschweige denn, dass ihr neue Rollen angeboten werden. Auch die Gage lässt sehr lange auf sich warten.

Als Filippa dann aber eines Tages per SMS von der Agentin Bescheid bekommt, dass das Geld überwiesen ist, glaubt sie ihren Augen nicht trauen zu dürfen: 40.000 Pfund sind auf ihrem Konto! Filippa holt einiges nach, was ihr lange fehlte, geht fein essen und ist auch sonst nicht gerade sparsam, so dass der Reichtum wahrscheinlich nicht lange halten wird. Zumal Filippa vergisst, dass die Agentin 15 % davon bekommt und auch Steuern gezahlt werden müssen. Aber Filippa ist überglücklich. Am Ende beschließt sie, London zu verlassen, denn ihr Erfolg hat ihr Mut gemacht, noch vieles, vieles andere ausprobieren zu wollen. Und es muss keineswegs nur die Schauspielerei sein. So folgt sie der Einladung eines Bekannten nach Amsterdam. Vielleicht wird man davon noch zu lesen bekommen...?

Man kann vermuten, dass einiges Autobiografische in den Filippa-Geschichten steckt, denn auch die inzwischen knapp 40-jährige Autorin hat in London Schauspiel studiert und später in Amsterdam gelebt und gearbeitet. Vor allem aber merkt man, dass sie gut kennt, wovon sie schreibt, was die Arbeit am Filmset betrifft. Das ist natürlich für Leserinnen, die ähnliche Ziele haben, absolut wichtig. Die Schauspielerei ist zwar der wichtigste Inhalt dieser Erzählung, aber auch die Nebenhandlungen haben es in sich: dass Filippa das Problem des fehlenden richtigen Boyfriends zu lösen versucht, indem sie gleichzeitig zwei sehr verschiedene Freunde hat, sorgt natürlich gelegentlich für Turbulenzen. Dass der so harmlos-dumm wirkende Kollege beim Kopieren einfach Shanghai als drittes Umzugsland der Firma erfindet und sich am Ende mit kompletten Geschäftsunterlagen dorthin absetzt, stellt ebenfalls ein sehr überraschendes und witziges Moment der Handlung dar.

Besonders gut gefällt mir der Schreibstil von Emmy Abrahamson, der jugendlich frisch ist für eine Autorin von 40 Jahren. Besonders die frechen Anmerkungen in Klammern, in denen manchmal Filippas Gedanken stehen, während sie aus Höflichkeitsgründen etwas anderes sagt als sie denkt, manchmal aber auch Erinnerungen oder spontane Einfälle, haben es mir angetan. Zum Beispiel in dem kurzen Gespräch, das Filippa mit Kidman führt, und diese sie, da sie ja Schwedin sei fragt, ob sie den schwedischen Schauspieler Stellan kenne: "'Skarsgård?', fragte Filippa. 'aber ja!' Jetzt lächelte auch Nicole Kidman. 'Grüß ihn bitte ganz herzlich von mir, wenn du ihn das nächste Mal siehst.' 'Gern', sagte Filippa. (Wenn ich ihn das nächste Mal im Fernsehen sehe.)"

In diesem Zusammenhang muss man sagen, dass auch die Übersetzerin dieses Buches ein dickes Lob verdient hat. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob die Übersetzung durchgehend korrekt ist, aber ein Buch, das in England spielt und auch kleinere englische Anteile hat, aus dem Schwedischen so ins Deutsche zu übersetzen, dass das Lebensgefühl der jungen Protagonistin (auch sprachlich) überzeugend rüberkommt und der witzige Stil der Autorin selbst eine erwachsene Leserin beim Lesen noch laut lachen lässt, das verdient zumindest so viel Anerkennung, dass man die in Deutschland lebende gebürtige Finnin Anu Stohner mit einem kleinen Foto vorgestellt hätte, so wie der Verlag es mit der Autorin gemacht hat.

Ansonsten ist das Buch bzw. die Trilogie auch von der Aufmachung her sehr gelungen. Die Umschlaggestaltung ist von der Illustration und der Schrift her sehr attraktiv. Die bei Taschenbüchern sonst eher selteneren Innenklappen tragen ebenfalls zu einem ansprechenden Gesamteindruck bei. Also: Kaufen und lesen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BSH; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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