Majordux oder der Tag, an dem die Musik verboten wurde

Autor*in
Baltscheit, Martin
ISBN
978-3-414-82033-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Baltscheit, Martin
Seitenanzahl
96
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Erlangen
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eigentlich hat der geheimnisvolle Major Dux “nur” die Musik verboten, doch was das für das Alltagsleben bedeuten würde, wenn tatsächlich jedes tonale Ereignis unter Strafe gestellt würde, wird hier berichtet. Die bereits als Hörbuch bekannte Jazz-Geschichte des Schriftstellers Bartolomäus Bob im Untergrund einer Akustik-Diktatur als Bilderbuch mit ausführlichem Text.

Beurteilungstext

Wer den “Major Dux” in der Hörversion kennt, kann sich eigentlich nicht vorstellen, wie ein so prall musikgefülltes Ereignis auf Papier darzustellen wäre. Und natürlich gibt es im Bilderbuch tatsächlich nichts für die Ohren. Und doch entfaltet die akustische Geschichte um den Schriftsteller Bartolomäus Bob von der ersten Seite dieses aufwändig und einfallsreich gestalteten Bilderwerkes eine beinahe hypnotische Wirkung. Gegenüber dem Hörbuch verschieben sich die Akzente, die Vorstellungskraft wird mehr gefordert, Details wie Zahlenspiele und die expressionistisch wirkenden Bilder und Schriften rücken viel stärker ins Bewusstsein und erweisen Martin Baltscheit als ein absolutes Ausnahmetalent. Eine solche Fülle von Eindrücken findet man sonst selten und jedes winzige Detail des Buches ist mit Hingabe und Liebe gestaltet.
Es gibt Menschen, die Musik als Farben wahrnehmen, hier entsteht aus starker Farbe und Form eine nur innerlich hörbare Musik voller Kraft und Ausdruck. Und um Musik geht es hier auf jeder Seite, um Rhythmus und Töne, Musiktheorie und -praxis, Jazzgeschichte und die emotionale Kraft, die jeder Form von Musik innewohnt. Es geht aber auch um politische Themen, Diktatur und Unterdrückung, Mitläufer und Denunziantentum. Viele Details erinnern an faschistische Verhaltensweisen und Ausdrucksformen, auch zum Teil in ihrer Erbärmlichkeit und ihrem rechtsradikalen Engsinn.
Dass sich am Ende der mächtige Major als mickrige Ente entpuppt und das brutale Musikverbot nur aus unerfüllter Liebe zu einer Sängerin entsprang, ist nicht nur eine verblüffende Wendung, sondern birgt auch eine “Moral”: Dass nämlich nur Solidarität gegen Unterdrückung helfen kann und dass Liebe unabhängig von Äußerlichkeiten geschieht.
Und da es sich hier um ein Bilderbuch handelt, sollen die Bilder zum Schluss noch einmal zu Wort kommen: Kontraststarke, holzschnittartige grafische Ausrufezeichen, von subtiler, eindringlicher Farbigkeit selbst in der Monochromie, auf dem Cover an George Grosz und Max Liebermann erinnernd und erkennbar eine Art “optischer Jazz” - ein Juwel!

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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