Mädchen zwischen den Zeilen
- Autor*in
- Krupicka, Sylvia
- ISBN
- 978-3-95996-272-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 148
- Verlag
- Periplaneta
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2024
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Freizeitlektüre
- Preis
- 14,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Sylvia Krupicka erzählt in ihrem zeitgeschichtlichen Jugendroman von einem Mädchen, das in den 1970er Jahren in der DDR aufwächst und unter den Repressionen des geschlossenen Systems so sehr leidet, dass es psychisch krank wird. Dabei vermittelt der Text auch historisches Wissen über das Leben in der DDR.
Beurteilungstext
Simone wächst mit ihren strengen Eltern und dem kleinen Bruder Römi in den 1970er Jahren im Grenzgebiet Ostberlins auf. Die Mauer mit den Grenzanlagen ist in Sichtweite, dort spielen die Kinder und Jugendlichen und geraten dabei immer wieder in Konflikt mit den Grenzsoldaten. Simone verliebt sich in Mario aus der Nachbarschaft, doch die Gefühle sind unterdrückt durch den psychischen Druck, dem die Protagonistin im geschlossenen System ausgesetzt ist. Die Ich-Erzählerin spricht vom „Heißer-Wind-Gefühl“, das sie nicht einordnen und dem sie sich nicht widersetzen kann:
„Es ist glühend heiß, es bewegt sich rasend schnell, es ist zerstörerisch. Ich spüre, wie der ‚Heiße Wind‘ in mir anfängt zu sausen. Römi hustet immer noch wie ein Floh. Ich hasse Römi. Wieso begreift er nicht, dass ich etwas über mich erzählen möchte, es aber nicht herausbringe. Etwas, was ich nicht verstehe. Etwas, was sich wiederholt. Ich werde diese seltsamen Gedanken ab heute tief in mir verstecken. Ich werde sie in Konservengläser füllen und verschließen.“ (S. 53)
Diese schmerzhaften Gefühle führen Simone schließlich in eine Psychiatrie. Die Eltern sind streng und lieblos, treu dem System verhaftet, wollen nicht, dass die Tochter sich einer Therapeutin öffnet. Doch am Ende deutet sich an, dass die Protagonistin und Fokalfigur ihren eigenen Weg findet. Durch die konsequente Bindung der Erzählung an Simones Perspektive wird den Leser*innen ein Blick ins Innere des traumatisierten Mädchens gewährt, jedoch erscheint die Narration nicht immer stimmig und nachvollziehbar und ist teilweise wenig packend. Das liegt letztlich an den kleinen sprachlichen Schwächen und dem ständigen Wechsel der Stilebenen im Text. Positiv hervorzuheben ist, das Krupicka hier ein Thema anfasst, das jugendliterarisch noch wenig aufgearbeitet wurde. Bisher liegen zu diesem Themenkomplex (jugendliches Aufwachsen in der DDR, Leiden unter den Repressalien des Systems) vor allem die Romane von Grit Poppe vor („Weggesperrt“, „Abgehauen“, „Schuld“) vor. Krupicka erzählt weniger drastisch als Poppe (sprachlich auch deutlich schwächer), vermittelt mit ihrem Roman aber auch viel historisches Wissen über die DDR, das sich vielfach in erklärenden Fußnoten findet, die den Lesefluss auch beeinträchtigen können.