Luftmaschentage

Autor*in
Becker, Anne
ISBN
978-3-407-75759-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
173
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Erzählung/RomanBuch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mats freundet sich in der Schule mit Ricci an, sie ist, außer ihrer Familie, eine der wenigen Personen, vor denen Mats sprechen kann. Gemeinsam starten sie ein Großprojekt: sie wollen heimlich für die Figuren auf dem Schulhof neue Kleider häkeln als Strick-Guerilla. Doch leider hat Ricci auch noch andere Geheimnisse und verschwindet plötzlich.

Beurteilungstext

Anne Becker erzählt in diesem Buch von zwei starken Mädchen, aber auch von einer starken Familie und von Armut und Gewalt, wobei diese Themen lediglich angedeutet werden und im Hintergrund bleiben. Vielmehr ist vor allen Dingen die Ich-Erzählerin Matea, genannt Mats, im Mittelpunkt des Geschehens. Sie erzählt den Lesenden von ihrer Madame Schüchtern, einer großen Krake, die in ihrem Bauch wohnt und sie daran hindert, mit Personen in der Öffentlichkeit zu reden.
Doch die freche und vorlaute Ricci, die immer etwas schmuddelig wirkt, scheint einen guten Weg gefunden zu haben, mit Mats umzugehen und die beiden werden Freundinnen. Mats bringt Ricci das Häkeln bei und sie beschließen den Jungenskulptur vor der Schule einmal neu einzukleiden. Doch leider hat Ricci mehr Probleme als hier und da eine fehlende Dusche. Sie und ihre Mutter wohnen aktuell bei ihrer Tante, weil der Vater gewalttätig ist. Doch das ist keine Lösung auf Dauer. Als dann auch noch eine Hundefigur aus dem Haus einer alten Dame verschwindet, ist auch Ricci nicht mehr aufzufinden.
Anne Becker war bereits mit ihrem ersten Buch "Die beste Bahn meines Lebens" für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Ihr Geschick, soziale Beziehungen einfühlsam zu erzählen, stellt sie auch diesmal unter Beweis.
Das Buch erzählt im Wechsel von der ersten Begegnung und der Freundschaft zwischen Mats und Ricci und von der Zeit nach Riccis Verschwinden. Matea schickt viele Sprachnachrichten, die ihre Gedanken ordnen und zeigen, wie wichtig ihr die Freundin geworden ist. Sie zeigen Mats' Wut, Traurigkeit, aber auch die Hoffnung auf Riccis Rückkehr.
Gerade Mats, deren Mutter als Pfarrerin viel in sozialen Brennpunkten unterwegs ist, wirkt sehr loyal gegenüber Ricci und erkennt in ihr eine gute Freundin. Beide schmieden gemeinsame Pläne. Während Ricci Mats hilft, ihre Sprachbarrieren zu überwinden, hält Mats an Ricci fest und hilft ihr schlussendlich auch ihre Situation zu verbessern. Dabei wirkt Mats‘ Familie sehr offen, verständnisvoll und unterstützend.
So wird der Roman zu einer beeindruckenden Freundschaftsgeschichte, die soziale Ungleichheiten nicht ausspart, aber auch nicht dramatisiert oder besonders in Szene rückt. Vielmehr sind es einzelne Merkmale von Figuren, die aber auch durch andere Merkmale positiv gekennzeichnet sind. So wirkt der Roman vielschichtig und ehrlich, eine Prise Spannung kommt auch noch mit dazu. Von daher eine absolute Leseempfehlung.

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Diese Rezension wurde verfasst von Alexandra Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 28.04.2024