Lügenschwester

Autor*in
Puhlfürst, Claudia
ISBN
978-3-649-62115-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
368
Verlag
Coppenrath
Gattung
Krimi
Ort
Münster
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Kat ist verschwunden. Sarah vermutet eine Inszenierung ihrer älteren Schwester. Doch die Polizei geht von einem Verbrechen aus. Hat Sahra einen riesengroßen, vielleicht sogar tödlichen Fehler begangen, als sie die Entführerschreiben vernichtet hat?

Beurteilungstext

Durch das Cover, auf dem schemenhaft, wie durch einen Regenschleier, eine junge Frau zu erkennen ist, darüber in blutroter Schrift der Titel ""Lügenschwester"", wird die Leserin darauf vorbereitet, was sie zwischen den Buchdeckeln erwartet: Einen spannenden Jugendthriller, im Zentrum zwei Schwestern, die um sich ein Gespinst von Lügen weben und sich damit in tödliche Gefahr begeben.

Die erzählte Zeit umfasst eine Zeitspanne von 10 Tagen. In einer Art Prolog werden zunächst die Ereignisse des 21. Mai geschildert. Die Leserin erfährt vom Verschwinden Kats und vom vermeintlichen Verdächtigungen der Polizei (und der eigenen Mutter) gegenüber der jüngeren Schwester Sarah. Dabei wird schnell klar, dass Sarah tatsächlich mehr weiß, als sie zugeben möchte. Sie scheint sich ehrlich um ihre Schwester zu sorgen, doch zugleich fühlt sie sich schuldig. Trotz Sympathie für die Figur Sarah bleibt so eine leise Skepsis gegenüber ihrer Integrität. Mit der Ankündigung ""Eine Woche zuvor ..."" folgt ein Sprung in die Vergangenheit, von nun an wird die Geschichte um das Verschwinden Kats chronologisch erzählt.

Der Roman gliedert sich in drei Teile, in denen jeweils eine andere Erzählerstimme spricht; dabei wird die personale Erzählperspektive stets strikt eingehalten. Der erste Teil umfasst die Woche vom 15. bis zum 21. Mai, erzählt wird aus der Perspektive Sarahs. Der zweite Teil beginnt mit einer überraschenden Wende, wiederum werden die Ereignisse der Woche vom 15. Mai geschildert, doch diesmal aus der Perspektive der verschwundenen Kat; zusätzlich erfährt die Leserin durch eingeschobene ältere Tagebuchaufzeichnungen Kats die in der Vergangenheit liegenden Hintergründe. Im dritten Teil schließlich, in dem die Ereignisse vom 22. bis zum 24. Mai geschildert werden, wechselt die Perspektive von Kapitel zu Kapitel, neben der Perspektive Sarahs und Kats erfährt die Leserin die Ereignisse nun auch aus der Sicht von Sarahs Freundin Elodie - und aus der Sicht des Täters.

In Teil eins und zwei finden sich immer wieder eingeschobene Passagen, in denen die beiden Schwestern als Ich-Erzählerinnen zu Wort kommen, Sarah als Autorin ihres Videotagebuchs, Kat als Autorin ihres Internetblogs. Besonders Sarah reflektiert dabei auch die Unzuverlässigkeit des eigenen Erinnerns, womit indirekt das erzählerische Konzept des unzuverlässigen Erzählens, das den Roman bestimmt und die Spannung erhöht, angedeutet wird. So wird das Vertrauen in die Zuverlässigkeit beider Schwestern immer wieder erschüttert. Bei den Passagen, die aus der Sicht Sarahs erzählt werden, muss sich der Leserin stets die Frage stellen, ob man jemand vertrauen kann, der sogar die Polizei anlügt. Die Glaubwürdigkeit der älteren Schwester gerät durch die leitmotivische Erwähnung von Kats Leidenschaft für Theater, Schauspiel und Inszenierung sowie ihrer Begeisterung für Jugend-Horrorfilme im Stile von ""Scream"" oder ""Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast"" (die intertextuellen Bezüge und direkten Anspielungen und Verweise seien hier nur angedeutet) ins Schwanken.

Es entsteht so ein raffiniert erzählter Jugendthriller, dessen Spannung weniger von der (reichlich konstruierten) Handlung als von dem erzählerisch gekonnt inszenierten Verwirrspiel um Lüge und Wahrheit, Fiktion und Wirklichkeit lebt. Der Roman inszeniert, wie stark die jeweilige Perspektive, der ja eine subjektive Weltsicht und ein (eingeschränkter) Wissenshorizont zugrundeliegt, die Bewertung von Ereignissen verändert - erst am Ende wird der Leserin bewusst, wie stark sie durch die unterschiedlichen Präsentationen beeinflusst wurde.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Figurenzeichnung. Es ist Claudia Puhlfürst gut gelungen, den beiden Schwestern unterschiedliche Stimmen zu verleihen. Auch erhält die Leserin (zwischen den Zeilen) einen guten Einblick in die Geschwisterbeziehung der beiden pubertierenden Mädchen, die von den widerstreitenden Gefühlen der Zuneigung und Rivalität geprägt scheint. Dennoch erscheint es (psychologisch) unrealistisch, wie viel diese beiden Mädchen zu erdulden fähig sind, ohne sich auch nur einer einzigen Person anzuvertrauen.

Fazit: Ein spannender Jugendthriller, der Liebhabern des Genres durchaus zu empfehlen ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.10.2015

Weitere Rezensionen zu Büchern von Puhlfürst, Claudia

Puhlfürst, Claudia

Fürchte die Nacht

Weiterlesen
Puhlfürst, Claudia

Lügen Schwester Thriller

Weiterlesen
Puhlfürst, Claudia

Lügenschwester

Weiterlesen
Puhlfürst, Claudia

Lügenschwester

Weiterlesen
Puhlfürst, Claudia

SMS (Schnell-Merksystem) Biologie 5. bis 10. Klasse

Weiterlesen
Dr. Ernst, Christine; Puhlfürst, Claudia; Dr. Schönherr, Martin

Chemie - Basiswissen Schule

Weiterlesen