Ludwig I. König der Schafe
- Autor*in
- Tallec, Olivier
- ISBN
- 978-3-314-10308-7
- Übersetzer*in
- Bodmer, Thomas
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Tallec, Olivier
- Seitenanzahl
- 36
- Verlag
- Nord-Süd
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2015
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Teaser
Ein windiger Tag ist es, fast stürmisch, der die blaue Krone den Hügel hinauf wehen lässt. Oben steht, gebückt gegen den starken Wind, Ludwig der Schafbock. Wie es der Zufall will, bleibt die Krone auf seinem Haupt hängen. Ein Zeichen! Mehr als das: eine Aufgabe! Ludwig muss zunächst sein Volk erziehen, um dann zu zeigen, dass er ein wahrer Herrscher ist. Der nächste Sturm kommt bestimmt.
Beurteilungstext
Der möglichst kurz gehaltene Text am unteren Rand der doppelseitigen Bilder hält sich angenehm zurück. Er erzählt zunächst im Imperfekt, wechselt aber genau zu dem Zeitpunkt in die Gegenwart, in dem die Herrschaft Ludwig I. gefestigt ist, gefestigt scheint. Wir erleben mit, wie sich aus einem einfachen Symbol ein gesellschaftliches Oben (Ludwig) und Unten (alle anderen Schafe) entwickelt, wie ihm Nachbarn ""ihre Aufwartung"" machen, sich die Umgebung für die Jagd, die Kunst, die Prunkgärten verändert. Zugleich wird das Volk nicht nur gleich geschaltet, sondern auch separiert: Alle nicht hellwolligen Schafe müssen das Kernland verlassen!
Die Botschaft ist zu Beginn noch nicht erkennbar. Wir nehmen die Entwicklung der Schafsherde zur Kenntnis, hinterfragen sie zunächst gar nicht. Doch das wird sich mit dem allerletzten Bild, das nach dem letzten Bild erst richtig wirkt, völlig ändern.
Damit ist auch klar, dass nicht nur der Text, sondern vor allem die Bilder der guten Geschichte die richtige Würze geben. Mit seiner Berufung als Herrscher wechselt Ludwig seinen Gang, richtet sich auf. Herrscher gehen auf zwei Beinen. Das Volk, die anderen Schafe, sind noch völlig desinteressiert, sie machen, was Schafe so machen. Sie grasen. Erst als der Text den Erzähltempus wechselt, wechselt auch das Verhältnis von Herrscher zu Volk. Wie selbstverständlich füllen die Schafe die Rolle aus, die wir selbst ihnen auch zuordnen. Sie sind Jagdhund und -pferd, Gärtner und Soldat, pflichtschuldige Zuschauer, nehmen hin, dass ihre Nachbarn, die Fremdfarbenen, ausgestoßen werden.
Erwachsene werden viel in die Geschichte hineininterpretieren, wenn sie mögen, viel Historisches assoziieren. Kinder werden - vor allem wegen des allerletzten Bildes - für ihre eigene Beurteilung von Gesellschaftsentwicklung viel mitbekommen, auch wenn sie das noch nicht explizit nachvollziehen können.
Eine tolle Symbiose von Text und Bildern!