Loveless

Schlagwörter

• Freundschaft
• Gefühle
• Gender/Geschlecht
• Liebe
• Sexualität

Teaser

Georgia ist 18 und noch immer ungeküsst. Sie schwärmt für alles, was so richtig schön romantisch ist, aber selbst war sie noch nie verliebt. Aber der richtige wird schon noch kommen, nicht wahr? Lass dich überraschen von den vielen Facetten der Liebe und Gefühle.

Beurteilungstext

Der Roman ist auf seine Weise einzigartig und besonders. Die Autorin hat mit sehr viel Feingefühl, bedachtem Einfühlungsvermögen uns Leser teilhaben lassen an den Gedanken, Ängsten, Unsicherheiten, verqueren Handlungsweisen von aufblühenden Jugendlichen. Dabei sind wir selbst immer wieder überrascht und auch erstaunt, was sich manch Jugendliche „Zusammendenkt“. Unsere Protagonistin Georgia ist 18 Jahre und noch ungeküsst. Sie war auch noch nie verliebt, noch nicht einmal ein bisschen verknallt. Dass sie noch Jungfrau ist, versteht sich von selbst. Dennoch schwärmt die Jugendliche von allem Romantischen, von Hochzeiten, Liebesgeschichten und Happily-Ever-Afters. Mit ihrer besten Freundin Pip kann sie über alles reden und auch Jason steht ihr zur Seite. Georgia denkt, wenn es ihr nur möglich wäre, Ihr Selbstvertrauen aufzuwerten und ein bisschen offener und kontaktfreudiger zu werden, dann wäre sie vielleicht auch in der Lage, all das zu fühlen und zu tun, was die meisten Menschen eben fühlen und tun. Sie erhofft sich, dass das Studium mit dem Campus ein guter Zeitpunkt ist, um genau das zu versuchen. Dann erwartet sie dort ein Doppelzimmer. Sie, die als Einzelkind immer in ihrem Zimmer ihren Gedanken nachspüren konnte, ohne gestört zu werden, teilt sich nun die Räumlichkeit mit der quirligen und sehr kontaktfreudigen, sehr unternehmenslustigen Rooney. Doch die Beiden mögen sich, vielleicht auch wegen ihrer Gegensätzlichkeiten und werden sehr gute Freundinnen. Wir dürfen miterleben, was hinter der eigentlichen Fassade der scheinbar so selbstbewussten Mitbewohnerin Rooney steckt und warum sie sich mit one night Stunts vertröstet. Interessant sind auch die gespielten Streitereien und Wortgefechte zwischen Pip und Rooney, nicht nur in der Theater-AG, die immer mehr eskalieren. Es sind zwei starke und selbstbewusste Mädchen nach außen hin, aber innerlich zerrissen, aufgewühlt, mit ihren Zuneigungen füreinander unsicher, die sie überspielen möchten bzw. sich nicht einzugestehen wagen. Dann haben wir den besten Freund von Pip und Georgia, in deren Dreiergespann. Jason ist so ein ruhiger und feinfühliger Mensch. Als sich Georgia mit ihm annähern möchte, nicht nur auf Kumpel Basis, lässt er sich darauf ein, denn er empfindet für sie ganz anders, wie sie für ihn, was sie dann feststellen muss. So kommt es zu Verletzungen und Streitereien bei den Geschlechtern und nicht nur sie, auch wir stellen fest, wie Liebe wehtun kann. Umso schöner ist der Freundschafts-Liebes-Beweis, dass sich die Freunde einfallen lassen, um sich bei Jason und dann auch bei Pip zu entschuldigen und ihre Freundschaft wieder zu kitten. Eine Achterbahn der Gefühle, von Himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt… manchmal erschien mir der Roman etwas zu langatmig und dennoch möchte ich ihn nicht missen. Durch diesen Lesestoff sind mir die Augen geöffnet worden für andere Arten von Zuneigungen, Partnern, Gefühlen… entgegen dem überwiegenden Klischeedenken. Zum Glück konnte sich Georgia aus der Enge der Erwartungen befreien und frühzeitig für sich erkennen und auch akzeptieren, dass sie anders, aber nicht unnormal und auch nicht krank ist. Eine große Hilfe dabei war ihr sicherlich das Zusammentreffen und Reden mit Sunil, einem Drittsemesterstudenten. Ebenso das Familientreffen über Weihnachten, in familiärer Runde, bei dem aber auch ihre Cousine zugegen war. Ellis wird von ihren Eltern wiederkehrend unter Druck gesetzt, weil sie partnerlos ist und ihnen auch noch keinen Enkel geschenkt hat. Das ist, was sie von ihr erwarten; auf ihre anderen Fähigkeiten und auch materiellen Bestände achten sie gar nicht. Ihre Mutters möchte sie gerne therapieren lassen, wieder einmal. Es will partout nicht in die Köpfe der Eltern, dass es ihrer Ellis gut geht, sie gesund ist und ihr Leben lebt, so wie sie es möchte und auch nur kann. Sie braucht keinen Partner und auch keine Partnerin, solche Gefühle sind ihr zuwider. Georgia wird unfreiwillig Zeuge des Streitgespräches und als Ellis das Haus wutentbrannt verlässt, finden sich die beiden Cousinen im Auto und später dann bei McDonald´s zu einem beiderseitigen, hilfreichen Gespräch zusammen. Georgia teilt ihrer Cousine mit, dass sie selbst aromantisch und asexuell ist. Davon wusste ich bis zu diesem Roman nichts und es hat meine Vorstellungen sehr erweitert. Ein Denken über den Tellerrand hinaus und entgegen des Klischee- und Wunschdenkens, dass Mann und Frau, vielleicht auch noch Frau und Frau oder Mann und Mann zusammengehören und partnerlose Menschen nicht glücklich sein können oder es sich um Egoisten handeln müsse, mit denen es niemand aushält? Nein, es gibt auch Menschen, die können nicht so fühlen und sind dennoch glücklich. Und sie haben tolle Freundschaften, die genauso intensiv, schön und langlebig sein können wie eine romantische Beziehung. Und es gibt überall herum für sie auch Liebe; das kann Liebe für deren Arbeit, für deren Freunde, Liebe für sich selbst sein. Georgia hat zum Glück frühzeitiger als ihre Cousine Ellis erkannt, was mit ihr ist und damit sich weiteres Ausprobieren, Verzweifeln, Ekel und Abscheu erspart. Sie hat mit ihren Freunden ein weiteres tolles Studienjahr vor sich; nun zu fünft in einem kleinen Häuschen. Und nachdem sich alle ihrer Gefühle für sich und die anderen bewusst geworden sind, steht einer glücklichen Zeit erstmal nichts im Wege. Vielen Dank für diese Einblicke in das innerste von Menschen, wie du und ich und die Wissenserweiterung.