Lob des Ungehorsams

Autor*in
Fühmann, Franz
ISBN
978-3-356-01605-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Andres, Kristina
Seitenanzahl
24
Verlag
Hinstorff
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Rostock
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das bekannte Märchen ""Die sieben Geißlein"" neu interpretiert und illustriert. Die Mama weist ihre Geißlein an, nicht die Wanduhr zu berühren. Doch ein neugieriges Kleines kann nicht hören. Nur, welche Konsequenzen erwachsen denn daraus, wenn dann der böse Wolf an die Tür klopft?

Beurteilungstext


Die modernen sieben Geißlein schauen TV, helfen bei der Bügelwäsche und dürfen trotzdem nicht in den Uhrenkasten schauen. Doch das neugierige, ungehorsame Geißlein kann der Versuchung nicht widerstehen und verdirbt so den Uhrenkasten. Als die Mutter dann im gelben Bus davonsaust, kommt der böse Wolf. Und während die Geschwisterchen Schutz unterm Tisch und unterm Sessel suchen, so versteckt sich das eine im hohlen Uhrenkasten. Da ist die Mutter aber froh, als sie eines ihrer Kinder wiederfindet und mit Nadel und Faden zur altbekannten Befreiungsaktion starten kann.
Der Text besteht aus dem 1962 geschriebenen Gedicht von Franz Fühmann und ist entsprechend eher knapp. Der Stil ist dem eines Märchens sehr ähnlich, wie beispielsweise ""Es war ein unfolgsames Geißlein, das wollte überall reinschaun, auch in den Uhrenkasten, da hat es die Uhr verdorben, wie es die Mutter gesagt"" (S. 11-14).
Kristina Andres bleibt ihrem Stil treu. Sie zeigt in den Illustrationen meist einen gleichmäßigen Hintergrund und lenkt außerdem durch viele Schraffuren und Strukturen im Vordergrund den Blick des Betrachters weniger auf ein Zentrum im Bild, sondern lässt den Blick des Betrachters schweifen und so auch die vielen kleinen Details erkennen, die eine ungeheure Lebendigkeit in die Illustrationen bringen. Warme Farben oder auch Pastelltöne stehen für die Harmonie des familiären Zusammenlebens.
Der böse Wolf wird erst am Ende in seiner Gesamtheit gezeigt. Zuvor zeichnet er sich durch eine enorme Überlegenheit in der Größendimension aus. So scheint der Wolf sogar die Bäume zu überragen. Nur eine einzelne Pfote kann im Bild aufgenommen werden, sodass die Bedrohlichkeit des Wolfes auch ohne weitere Worte klar wird.
Beim Fund des ungezogenen Geißleins durch die Mutter und die Darstellung der Trauer der beiden lässt Andres die Szene wie in einem Lichtkegel erscheinen, so dass hier eine deutliche Fokussierung auf das Geschehen erreicht wird.
Das Buch eignet sich durch seinen geringen Textanteil sehr gut auch für den Vorschulbereich. Die Botschaft wird deutlich vermittelt und doch lassen die Illustrationen einen weiten Raum für Interpretationen, das Weitererzählen oder auch stille Betrachtungen und Gedankenspiele. Die Gegenüberstellung des Märchenoriginals und der neuen Darstellung bietet Diskussionsstoff pur. Auch die Neuentdeckung anderer alter Märchen durch Kinder ist möglich, wobei auch hier der Erziehungsansatz untersucht und ggf. auch kritisiert werden kann, so wie Fühmann und Andres es tun.
Ein künstlerisch sehr ansprechendes Buch für alle Kinder, die auch mal ungezogen sind oder es sein wollen. Eine Bestärkung für Neugier und Grenzaustestung und gleichzeitig der Aufruf, Märchen und ihre moralischen Grundsätze nochmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kst.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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