Little Nemo – Gesamtausgabe

Autor*in
McCay, Winsor
ISBN
978-3-8365-5431-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
McCay, Winsor
Seitenanzahl
708
Verlag
Taschen
Gattung
ComicFantastik
Ort
Köln
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
150,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Am 15. Oktober 1905 begann die langjährige Odyssee eines kleinen Jungen durch das Reich der Träume, denn an diesem Tag präsentierte Winsor McCay das erste Comicabenteuer von ""Little Nemo in Slumberland"". Seitdem nahm der „kleine Niemand“ Woche für Woche seine Leser mit auf ein neues Abenteuer ins Land der Traumlogik, des Surrealen und des Wilden Denkens.

Beurteilungstext

Nemo reitet auf Löwen, wird im Maul von Drachen spazieren getragen oder von Riesen verfolgt. In einem Palast aus Eis läuft Nemo Schlittschuh, wird von grimmigen Piraten verschleppt oder besucht den Mars. Denn nichts ist unmöglich im Schlummerland. „Little Nemo“ muss seine Traumfahrten allerdings nicht allein bestreiten: Flip, ein grüngesichtiger Clown, der stets eine Zigarre pafft, die obligatorische Prinzessin eines jeden Aventures, und der politisch völlig inkorrekte „Neger“ Impie, den Nemo natürlich auf “Süßigkeiteninseln” kennenlernt, begleiten den Jungen eher häufig als selten. Jeder wöchentliche Ausflug nach Schlummerland nimmt für Nemo und seine Leser allerdings stets im letzten Panel ein abruptes Ende: Der kleine Junge fällt aus dem Bett – und der Traum ist aus.

Im historischen Rückblick revolutionierte McCays Grundidee eines Traumreisenden in surrealistischen Zeichenstil das Genre der Tageszeitungsstrips – wenn nicht gar des Comics im Ganzen. Denn McCay zeichnete nicht nur als erster bewegliche Welten, in denen außer die figuralen Protagonisten auch Häuser und Betten zum Leben erwachen und auf Wanderschaft gehen. Er spannte zugleich auch die Leser mit der fortlaufenden Handlung der Strips und den clever gesetzten Cliffhangern Woche für Woche auf die Folter. McCay experimentierte mit Formen und Farben, Perspektiven und Erzählebenen, wie auch der Größe und Verteilung der einzelnen Bilder seiner Strips, dass nicht zu viel gesagt wäre, würde man ihn als den ersten wahren „Comic-Künstler“ im emphatischen Sinn dieses Wortes bezeichnen.

Die bisher schönste Ausgabe von Winsor McCays Klassiker “Little Nemo“ stammte aus den frühen 2000er Jahren und wurde um Taschen Verlag Köln publiziert. In ihr waren die „schönsten Perlen“ McCays enthalten waren, nämlich die Strips aus den Jahren 1905 bis 1914. Es waren genau jene Zeitungsseiten, die unter dem Titel “Little Nemo in Slumberland“ im New York Herald und danach ab 1911 bei der Konkurrenz des Verlegers William Randolph Hearst als “In the Land of Wonderful Dreams“ erschienen sind. Doch als wäre diese Ausgabe noch nicht schön und exquisit genug gewesen, legt der Taschen Verlag jetzt noch eins drauf und präsentiert in genau doppelt so großem Format den kompletten, vollständigen und ungekürzten “Little Nemo“!

In dieser aktuellen Auflage aus dem Winter 2014 sind auch noch genau jene 130 Seiten enthalten, die McCay von 1924 bis 1927 wieder unter dem Ursprungstitel “Little Nemo in Slumberland“ für die New York Herald Tribune zeichnete. Zudem wurde auch noch der separierte Strip vom 23. August 1914 ergänzt – und alle Einzel-Comics sind mit dem Datum der Erstveröffentlichung versehen worden. Während die 2000er Ausgabe ins Deutsche übersetzt und neu gelettert worden war, liegt die neue Edition in Faksimiles der amerikanischen Originalausgabe vor. Dies wäre selbst für Nemo-Neueinsteiger und Sprachunkundige kein Lektüre-Hindernis – denn sehr viel stärker als die Inhalte der Sprechblasen erzählen (und faszinieren) McCays atemberaubende Bilder. Diese wirken auf dem rauen Papier der Neuausgabe so authentisch, dass der Leser den Eindruck hat, er würde tatsächlich in einer Zeitung aus dem frühen 20. Jahrhundert blättern.

Und als ob dies noch nicht genug wäre: Als eine besondere Zugabe zu der in einem Pappkoffer verpackten Edition, gibt es für den hungrigen Leser im selben Großformat noch Alexander Brauns schon lange vergriffenen (diesmal deutschsprachigen) Ausstellungskatalog ""Winsor McCay - Comics, Filme, Träume"" oben drauf gepackt. Auch wenn McCay-Fans bei happigen 150,00€ (!) tief in die Tasche greifen müssen: Von so einer Ausgabe konnte selbst Little Nemo bisher nur träumen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA.
Veröffentlicht am 01.04.2015