Little Miss Florida
- Autor*in
- DiCamillo, Kate
- ISBN
- 978-3-423-76157-4
- Übersetzer*in
- Ludwig, Sabine
- Ori. Sprache
- Amerikanischen
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 232
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Raymie, Louisiana und Beverly sehen in dem Little-Miss-Florida-Wettbewerb die einzige Chance, ihre Gegenwart und Zukunft zu verändern. Was aber zunächst nach einem harten Konkurrenzkampf unter Mädchen aussieht, entwickelt sich allmählich zu einer besonderen Freundschaft.
Beurteilungstext
Raymie Clark ist zehn Jahre alt und hat sich für den von einer Reifenfirma ausgeschriebenen Twirling-Wettbewerb angemeldet. Sie hofft als Gewinnerin des Little-Miss-Florida-Wettbewerbs die Aufmerksamkeit ihres Vaters, der vor zwei Tagen mit einer Zahnhygienikerin durchgebrannt ist, zu gewinnen und ihn auf diese Weise zur Rückkehr in seine erfolgreiche Familie zu bewegen.
Louisiana entstammt einer Artistenfamilie, ihre Eltern sind bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen. Das Mädchen lebt bei der Großmutter, beide in der immerwährenden Panik vor der Frau vom Jugendamt, Marsha Jean, die Louisiana wegen der desolaten familiären Situation im Heim unterbringen will.
Beverlys Eltern haben sich vor vielen Jahren getrennt, der Vater lebt in New York und kümmert sich nicht um die Tochter. Beverlys Mutter war einst erfolgreiche Twirlingmeisterin, daher schleppt sie ihre Tochter auf sämtliche Wettbewerbe, damit diese die Familientradition fortsetze. Aber diese boykottiert solche Bemühungen und unternimmt lieber gesetzeswidrige Dinge, um dem fernen Vater aufzufallen. Der Twirling-Unterricht begrenzt sich auf zwei Stunden - und diese erleben in beiden Fällen ein vorzeitiges Ende. Immer mehr gerät der Wettbewerb ins Hintertreffen, denn die Mädchen wachsen zu einem ungleichen Trio zusammen, das alles riskiert, um die eigenen Ziele zu erlangen.
Die Geschichte gliedert sich in 54 kleine Kapitel, die teilweise Rückblenden bringen, teilweise den Plot vorantreiben oder dem Leser einen Blick in Raymies Gefühls- und Traumwelt erlauben - das Mädchen lernt inmitten der turbulenten Ereignisse das Wichtige von Unwichtigem zu unterscheiden, und gelangt letztendlich zur Erkenntnis, dass der Wunsch, den Vater zurückzuholen, ins Nichts getrudelt ist. Entscheidend ist für sie, mit den Menschen glücklich sein zu können, die für sie da sind, ohne sich verstellen zu müssen.
Mit den drei Mädchen zeichnet die Autorin Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Louisiana bereits auf den ersten Seiten den Typus des Künstlers in seiner Fragilität und Morbidität darstellt und darin den Thomas Mannschen Künstlerfiguren nahekommt, verkörpert Beverly den provokanten, am Rande der Legalität agierenden Draufgänger, dessen zarte Seele hinter einem schier undurchdringbaren Eisenmantel verborgen ist. Raymie gesteht sich ihre Sensibilität und Verletzlichkeit ein, wirkt aber im Strudel der familiären Ereignisse entwurzelt und klammert sich an die - nun ehemalige - Sekretärin ihres Vaters, Mrs. Sylvester, die getreu ihrer telefonischen Ansage hilft, wo sie helfen kann. Dass ausgerechnet der Inhaber der Jim-Clark-Familienversicherung seine eigene Familie sitzen lässt, ist ein gelungenes Wortspiel, über das zu philosophieren lohnt. Immer wieder tauchen in Raymies Tagträumen Aussprüche und Gesten der Menschen auf, die für sie wichtig waren, die Raymie verlassen, aber auch zu Erkenntnissen verholfen haben, die sie zur Heldin werden lassen.
Der Autorin ist es gelungen, eine ‚Erfolgsstory' mit einer kleinen Abenteuergeschichte zu verbinden und das Ganze durch die Verschiedenheit ihrer Protagonisten als einen "Entwicklungsroman" zu gestalten, in dessen Mittelpunkt das Miteinander und das Füreinander als Säulen einer Freundschaft stehen. Daher finde ich das Jugendbuch sehr empfehlenswert, auch als Klassenlektüre, obwohl es thematisch sicherlich eher die Mädchen ansprechen mag.