Linien überall: entdecken und zeichnen

Autor*in
Boerboom, PeterProetel, Tim
ISBN
978-3-258-60216-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Boerboom, PeterProetel, Tim
Seitenanzahl
192
Verlag
Haupt
Gattung
Taschenbuch
Ort
Bern
Jahr
2020
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteratur
Preis
28,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Aus Linien erwachsen Formen, Zeichen und Räume. Ein lohnenswerter Blick auf das grundlegende Ausdrucksmittel der Kunst.

Beurteilungstext

Das Kunstsachbuch „Linien überall“ ist aus der wiederholten Zusammenarbeit des Künstlertandems bestehend aus Peter Boerboom und Tim Proetel entstanden, die gemeinsam an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert und bereits fünf Bände zu den Themen Raum, Licht, Bewegung, Figur und Farbe herausgegeben haben. In diesem Werk setzen sie sich nicht nur kunstwissenschaftlich, sondern vor allem philosophisch mit der Frage auseinander, inwiefern die Linie als elementarer Ausdrucksträger im Wechselspiel zwischen Zufall und Absicht Formen, Zeichen und Räume bilden kann. Als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen dienen Erscheinungen aus Natur und Umwelt sowie verschiedene Zitate von Künstler*innen wie Kandinsky, Gauguin oder Klee, die sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte bereits mit der Linie auseinander gesetzt haben. Zentral sind vor allem aber die dazu passenden, spielerischen Experimente auf Papier, die als Abbildungen in großer Fülle und Vielfalt auf 192 Seiten in diesem Buch Platz finden.
Schon die Außengestaltung des Buches überzeugt als Designobjekt. Das flexible Softcover ist mit gelben Stoff überspannt auf dem magentafarbene Linien vertikal und horizontal über das Buch verlaufen und durch Kurven einen Negativraum erzeugen, der wiederum die Überschrift bildet.
Die Struktur des Sachbuches setzt sich aus einzelnen Episoden zusammen, die im Inhaltsverzeichnis in einer Kette aus schwarzen Kreisen angeordnet wird. Diese zeigen immer wieder neue Kompositionen von weißen Linien, die mit dem Titel als gestalteter Schriftzug das Thema abbilden. Die Überschriften sind relativ offen formuliert und reihen sich entsprechend ihrer zunehmenden Komplexität nacheinander auf. So durchläuft man beginnend beim Punkt, über Gerade und Winkel, zu Wellen und Schraffuren insgesamt 21 verschiedene Bereiche, die immer neue Gestaltungsmöglichkeiten offenlegen.
Jede Episode startet mit einem kurzen Vorwort, das sich in einer poetischen Sprache aber auch mit kunstwissenschaftlichem Verständnis mit dem Gegenstand auseinandersetzt. So dient am Anfang das Zitat von Paul Klee „Die Linie ist ein Punkt, der spazieren geht.“ als Aufhänger, die eigenen Lebenserfahrungen auf die Linie als Ausdrucksmittel zu beziehen.
Auf den folgenden Seiten finden sich dazugehörige Formexperimente, in denen verschiedene Techniken wie die Monotypie oder andere Druckverfahren, die Montage von Materialien oder diverse Zeichnungen weitgehend monochrom auf Einzel- oder Doppelseiten abgebildet werden. Am rechten unteren Rand sind in kurzen Texten Erläuterungen zur Technik, Kommentare zur historischen Entwicklung in der Kunstgeschichte, Zitate von Künstler*innen oder knappe Gedankenspiele vermerkt. Ziel des Werkes ist es nicht, einen umfassenden Einblick in die Vorgehensweisen oder Historie zu erhalten, sondern auf Linien aufmerksam zu werden, sie bewusst wahrzunehmen und ins Nachdenken über deren Aussagekraft zu kommen. Das Ganze erinnert an einen Gang durchs Museum, bei dem die hier gezeigten Kunstwerke in ihrer Einfachheit wirken sollen. Auch zum eigenen Beobachten der Umwelt und Experimentieren mit Materialien wird angeregt, auch wenn dieser Apell nicht explizit geäußert wird. Somit eignet sich das Buch vor allem für Künstler*innen und Kunstliebhaber*innen, um sich mit dem Grundsätzlichen aus einer neuen Perspektive auseinandersetzen. Im Unterricht besonders in der Oberstufe können einige extrahierte Gedanken oder Techniken angewandt werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 27.05.2020