Lina die Entdeckerin

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Sexualität

Teaser

Abseits von Tabus um die Geschlechtlichkeit geht der kleine Leser in dem Bilderbuch mit der kleinen, neugierigen Lina auf Entdeckungsreise und erforscht den weiblichen Körper, insbesondere die Geschlechtsteile.

Beurteilungstext

Das Ziel dieses Sachbilderbuches ist es, den kleinen heranwachsenden Mädchen einen tabufreien, selbstverständlichen Zugang zur weiblichen Körperlichkeit, insbesondere der Vulva zu vermitteln. Lina ist ein wissensdurstiges kleines Mädchen, das neugierig seine Weiblichkeit erforschen möchte. In Reimform begleitet das reich bebilderte Buch die Entdeckerin auf ihrer Forschungsreise in die Intimzonen ihres Körpers. Zunächst allerdings beobachtet Lina die menschlichen Körper im Allgemeinen in nacktem Zustand und stellt die Unterschiede zwischen Mann und Frau fest. Dann wird es scheinbar lustig, als Papa nach dem Baden von Lina herumdruckst bei der Frage, ob sie sich auch "...da, da unten" ordentlich gewaschen habe. Da grinst Lina frech und belehrt Papa, dass das Vulva heißt. Das Unaussprechliche hat viele Namen, die den kleinen Mitentdeckern auch alle vorgestellt werden. Und damit beginnt Linas eigentliche Forschungsreise: Die Vulva wird sozusagen unter die Lupe genommen, so vergrößert, dass Lina darin spazierengehen kann. Das tut sie denn auch ausführlich, lernt die empfindliche Klitoris kennen und spielt schließlich mit den Binden und Tampons der großen Schwester. Von der wird sie dann aufgeklärt über die Bedeutung und Nutzung bei der Monatsblutung. Neben dem gereimten Text gibt es noch Seiten in dem Buch, die mit einer Lupe versehen und in einem anderen Schrifttyp in Prosa gedruckt sind. Sie ergänzen den Text mit nützlichem Wissen rund um Körpergefühl, Hygiene, Körperbehaarung, Nacktheit und Aufklärung. Die Absicht, die diesem großformatigen Sachbilderbuch zugrunde liegt, mag ja gut gemeint sein. Die Ausführung aber empfinde ich als absolut nicht gelungen, ja, gelegentlich eher abstoßend als positiv. Schon das Cover wirkt in seiner Aussage eher peinlich. Die Darstellung der kleinen Protagonistin Lina mit ihren weit aufgerissenen Entdeckeraugen ist ebenfalls wenig ansprechend. Ich hätte mir einen subtileren Umgang mit dem Thema gewünscht und empfinde bei allen fruchtlosen Bemühungen, das Thema gelegentlich humorvoll angehen zu wollen, das Ergebnis eher verschreckend. In jedem Fall aber gehört das Buch zunächst einmal in die Hände der erwachsenen Vertrauenspersonen. Wie die damit umgehen, bleibt ihnen überlassen. Ich bezweifle aber, dass es eine große Akzeptanz erhalten wird. Dass den Autoren die Diversität der modernen Gesellschaft ein Anliegen ist, kommt bei den Illustrationen deutlich zum Ausdruck. Dass das Gendern in ihren Sprachgebrauch einfließt, ist der Anrede "Liebe Lesende" statt "Liebe Leser", wie es grammatikalisch immer noch begründeter ist, zu entnehmen.