Leo und Charlotte

Autor*in
WDR,
ISBN
978-3-89861-820-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
Verlag
Klartext
Gattung
Digitale MedienFilmKrimi
Ort
Essen
Jahr
2007
Alters­empfehlung
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Turbinenmechaniker Leo und die Übersetzerin Charlotte sind ein Paar und arbeiten im selben Betrieb. Leos Pechsträhne beginnt, als er die Kündigung erhält und die Beziehung zu Charlotte zerbricht. Als Leo herausfindet, dass der Betrieb mit krummen Geschäften Geld verdient, konfrontiert er den Meister mit seinem Wissen. Dies hat drastische Folgen. Dass auch Charlotte Sorgen quälen, weiß er nicht. Als Leo die junge Nelly kennenlernt, werden seine Probleme nicht gerade kleiner.

Beurteilungstext

In der Fabrikhalle ist die Produktion in vollem Gange: Gabelstapler fahren durch die Halle, Mitarbeiter arbeiten an den Werkbänken, laute Schweißgeräusche sind zu hören. Leo ist mit der Prüfung einer Turbine beschäftigt. Im Hintergrund ist die Titelmusik (100.000 Meilen) des deutschen Musikers und Songschreibers Wolf Maahn zu hören. Mit dieser Szene beginnt das Fernsehspiel "Leo & Charlotte", das 1993 im Auftrag des WDR produziert wurde.
Der Turbinenmechaniker Leo (Klaus Behrendt) ist in der Fabrik für die Qualitätssicherung zuständig. Dass er diese Aufgabe genau nimmt, wird ihm wenig später zum Verhängnis. Aus betriebsbedingten Gründen, sagt man ihm, bekommt er die Kündigung.
Leos Pechsträhne scheint sich fortzusetzen, als er sich mit seiner Freundin Charlotte (Katja Flint) verkracht. Mit Charlotte hat Leo im selben Unternehmen gearbeitet. Sie ist dort als Übersetzerin tätig. Als Leo mitbekommt, dass Dr. Rüggeberg (Rolf Becker), ein Manager des Betriebes, an Charlotte interessiert ist, kommt es zwischen den beiden Liebenden zum Streit. Da kommt Nelly, als Ablenkung, gerade recht. Leo gewährt der jungen Frau, die in Schwierigkeiten steckt, Unterschlupf. Die Geschichte entwickelt sich zu einem Krimi, als die Polizei in Leos Wohnung Nellys Leiche findet.
Aber nicht nur Leo hat Probleme. Auch Charlotte hat Sorgen. Ihre Schwester zieht ihre uneheliche Tochter Steffi für sie groß. Jetzt will die Schwester das Kind adoptieren und die Chancen, selber die Mutterrolle endlich übernehmen zu können, stehen schlecht. Zudem muss sie feststellen, dass Leo, mit den Anspielungen auf die unsauberen Geschäfte des Dr. Rüggebergs, Recht behält. Der Betrieb verkauft Turbinen mit Materialfehlern in die Dritte Welt.
Das Lebensgefühl der Menschen im Ruhrgebiet zu Beginn der 90er Jahre ist in dieser Geschichte, die Liebesgeschichte und Krimi zugleich ist, immer wieder präsent. Es sind kleinen Details von denen der Film besonders lebt. Ort des Geschehens ist die Stadt Dortmund. Die Autokennzeichen verweisen darauf. Dass man sich im Ruhrgebiet befindet, ist aber auch ohne dieses Detail offensichtlich. Denn in diesem Fernsehspiel spricht man die Sprache des Reviers: "Ich seh nix", sagt der Meister, als Leo zu Beginn auf einen Materialfehler in der Turbine aufmerksam macht. Und dann gibt es noch die - für das Ruhrgebiet typische - Eckkneipe, in der Leo Nelly kennenlernt.
Dem bekannten Regisseur Kaspar Heidelbach, der für den Fernsehfilm "Das Wunder von Lengede" 2004 verschiedene Auszeichnungen erhielt, ist es gelungen das Zusammenspiel zwischen der szenischen Musik, den wortlosen Bildeinblendungen und den Dialogen so auszuloten, dass der Fernsehfilm eine Atmosphäre erhält. Die komplexe und spannende Handlung des Buches von Jost Krüger und Friedemann Schulz wurde von ihm in vielen kurzen Szenen umgesetzt, sodass der Zuschauer nach dem ersten Teil, der mit einer Länge von fast anderthalb Stunden daherkommt, gleich gespannt ist auf den zweiten Teil. Beide Teile sind auf der DVD, die in der Reihe "Wir in Nordrhein-Westfalen. Unsere gesammelten Werke" erschienen ist, enthalten.
Der burschikose Charme des Ruhrgebiets gibt diesem gelungenen Fernsehspiel, das Liebesgeschichte und Krimi zugleich ist, die besondere Note.

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Diese Rezension wurde verfasst von Beu.
Veröffentlicht am 01.01.2010