Lebenslinien

Autor*in
Weyhe, Birgit
ISBN
978-3-96445-031-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Weyhe, Birgit
Seitenanzahl
120
Verlag
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2020
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Jedes Leben ist unverwechselbar von Linien durchzogen, die uns zu den Menschen machen, die wir heute sind. Birgit Weyhe begibt sich auf die Suche nach dem Anfang und dem Ziel dieser Linien.

Beurteilungstext

Was ist Heimat? Wo fühle ich mich zuhause? Diese auf den ersten Blick simple Frage erweist sich bei weiterem Nachdenken als komplex. Heimat ist für die wenigstens Menschen ein genau zu bestimmender Ort. Vielmehr löst der Begriff vielfältige Assoziationen aus und lässt uns an besondere Menschen denken, an Erlebnisse oder Atmosphären, an Essen oder Gerüche. Vielleicht kann der ein oder andere diese Frage auch gar nicht beantworten. Heimat - was ist das?
Dieser Frage widmet sich Birgit Weyhe in ihrer für den Berliner Tagesspiegel entworfenen und nun als Graphic Novel veröffentlichten Serie "Lebenslinien". In 30 kurzen Episoden im graphischen Stil gewährt die Autorin Einblick in verschiedenste reale Lebenswege. Da ist zum Beispiel Kalina, die in Polen aufwächst und in den Werken deutschsprachiger Autor*innen ihre Heimat findet. Für sie ist Heimat Vertrautheit (Seite 72). Und da ist Bruno, der in Argentinien geboren wird und zu seiner Studienzeit fliehen muss, als das Militär 1976 die Macht übernimmt. Seine Frau Alma wird verhaftet - die beiden sehen sich nie wieder (Seite 82ff.). Da ist auch Waltraut, die 1945 aus Breslau vor der Roten Armee fliehen muss, ihre Familie verliert und in einem überfüllten Kinderheim Krankheit und Hunger aushalten muss (Seite 14ff.). Freude und Trauer, Flucht und Ankommen, Hoffnungslosigkeit und Glaube. Jede Emotion, jede Lebenslage findet in dieser Sammlung von Zeugnissen ihre Stimme. Darüber hinaus eint die Erzählungen, dass die jeweiligen Personen an mehr als einem Ort gelebt und ihr Zuhause gefunden haben.
So gelingt Birgit Weyhe eine vielstimmige Antwort auf die Frage nach der Heimat. Und diese Antwort spiegelt die Vielfältigkeit der Menschen, mit denen die Autorin sprach, wider. Jede Episode ist dabei durchgängig in einem Pastellton gehalten: Inas Geschichte wird in Mint erzählt, Normas Erlebnisse in einem dezenten Rotton. Die sparsame Verwendung von farblichen Akzenten erzeugt dabei eine intensive Stimmung und lässt die in den Gesichtsausdrücken gezeigten Emotionen der Charaktere deutlich hervortreten. Die einzelnen Menschen werden so auf der bildlichen Ebene in den Mittelpunkt gerückt und die Aufmerksamkeit der Rezipient*innen fokussiert. In sechs Panels pro Seite wird auf jeweils vier Seiten ein Einblick von der Geburt bis ins Hier und Jetzt gegeben. Die verdichteten Informationen drängen die Leser*innen dabei zum Innehalten, eröffnen Raum für Gespräche sowie zum Reflektieren über das eigene Leben und die Frage: Was ist meine Heimat? Dabei ist zu beachten, dass die Geschichten immer auch von den persönlichen Ansichten der Erzählenden geprägt sind, was einen Austausch, z.B. in Kleingruppen der Klasse, umso wichtiger erscheinen lässt.
"Lebenslinien" ist ein sensibler und überraschender Einblick in die Vielfalt menschlichen Lebens und Erfahrens, der den eigenen Blick weitet und zur Selbstreflexion anregt. Sehr zu empfehlen!
Anneliese Reiter

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anre; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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