Leben 2.0

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-522-20032-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
303
Verlag
Thienemann
Gattung
BiografieKrimi
Ort
Stuttgart
Jahr
2009
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Elftklässler Max verfügt über leidlich Kohle, einen sportlichen Körper, gutes Aussehen, eine angesagte Clique. Und er wohnt in München, der schönsten Stadt Deutschlands, wie er findet. Ein Angriff auf dem Oktoberfest bringt seine heile Welt ins Wanken. Ohne Grund wird er zusammengeschlagen und trägt lebensgefährliche Verletzungen davon. Doch noch schlimmer als die bleibende körperliche Behinderung wiegen die seelischen Veränderungen, die das Trauma in ihm auslöst. Fast zerbricht er an ihnen.

Beurteilungstext

Mit der Attacke auf dem Oktoberfest beginnt Max’ Talfahrt. Nach monatelangen Klinik- und Rehaaufenthalten hat er den Kontakt zu seiner oberflächlichen Clique aus Kreisen des gehobenen Bürgertums fast verloren. Nur seine Freundin Lisa Marie bleibt bei ihm, doch auch für sie wird die Beziehung zu einem kaum mehr zu bewältigenden Spagat. Max sondert sich ab, wird depressiv, aggressiv, ist zu keiner sozialen Beziehung mehr fähig. Er kommt in eine geschlossene psychiatrische Klinik. Die starken Antidepressiva lassen seine einst so starke Persönlichkeit scheinbar verschwinden. Ich-Erzähler David begleitet ihn dennoch. Zunächst aus Bewunderung, später aus Neugier, aus Mitleid, als Freund. Ihre gemeinsame Leidenschaft für die Fotografie verbindet die beiden, und David dokumentiert Max’ Absturz in seinen Fotos.
Thomas Fuchs zeigt von dem, was viele fast schon in die Schublade “Alltägliche Gewalt” stecken, konsequent die Opferseite. Max’ Täter kommt auf freien Fuß, bekommt trotz einschlägiger Vorstrafen eine Jugendstrafe auf Bewährung. Sein Opfer wird sein Leben lang kämpfen müssen.
Leben 2.0 ist ein anspruchsvolles Buch. Es ist schwer auszuhalten, auf der einen Seite die wohlhabenden Schnösel in ihrer sinnentleerten Wohlstandswelt zu erleben, und sich auf der anderen Seite in einen psychisch Schwerkranken zu versetzen, zu dem man auch als Leser nur schlecht Zugang findet. Aber Thomas Fuchs bearbeitet ein Thema, das fast jeder Schüler kennen müsste. Seelische Erkrankungen sind häufig - fast genauso häufig werden sie totgeschwiegen. Man zieht sich zurück, man weiß nicht, wie man mit jemandem umgehen soll, der so extrem außerhalb der Norm agiert. Dieses Buch kann helfen, Barrieren abzubauen. Es klärt auf, beschreibt offen Max’ Symptome und seine Therapie, und es weist immer wieder darauf hin, dass es auch einen Max hinter der Krankheit gibt, der der Unterstützung durch seine Mitmenschen bedarf, auch wenn sie schwer fällt.
Max gelingt der Befreiungsschlag. Er findet einen neuen Weg zu sich selbst. Ob er den Weg zurück in die Gesellschaft finden wird, bleibt offen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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