Latino King

Autor*in
Tak, Dumon
ISBN
978-3-7607-9915-5
Übersetzer*in
Blatnik, Meike
Ori. Sprache
Niederländischen
Illustrator*in
Seitenanzahl
189
Verlag
arsEdition
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 18jährige Niederländer Castel wird bei einem Drogendeal - er versuchte Heroin zu schmuggeln - in der Dominikanischen Republik erwischt und kommt dort ins Gefängnis. Hier herrscht das brutale Gesetz der verschiedenen Gangs und ohne Geld geht gar nichts. Er behauptet sich, nicht zuletzt dank der Unterstützung durch ""Mama Tigre"" - seine Mutter - , die ihm bei der monatelangen Flucht und dem Weg zurück nach Holland hilft.

Beurteilungstext

Castel und die Autorin Bibi Dumon Tak widmen dieses Buch Castels Mutter, die in der Tat für den jungen Mann den einzigen Hoffnungsschimmer darstellt in der zum Teil tiefen Verzweiflung in der Zeit in den Gefängnissen in Mittelamerika.
Nicht nur, dass eine seiner Mutter gewidmete Tätowierung ihm die Anerkennung als Mitglied einer Gang verschafft, sondern auch, weil sie diejenige ist, die ihn mit allem versorgt, was er zum Überleben braucht - vor allem natürlich Geld, um sich die nötigen Dinge zu erkaufen: eine ordentliche Pritsche, Kleidung, Seife zum Waschen und Geld für Tabak. Nichts ist in diesen von ihm als ""Hölle auf Erden"" wahrgenommenen Justizsystem Mittelamerikas und den Knästen selbstverständlich.
Als seine Kumpels Faatje und Dixon entlassen bzw. verlegt werden, fühlt er sich so alleine und einsam wie nie zuvor: ""Die Einzige die mir danach noch blieb, war Mama, und Gott natürlich. Auch wenn Gott in der Zeit nicht so viel tat, was sollte er auch tun? … Ich vereinsamte in meinem Kopf zusehends. Ich fing an zu denkendenkendenken. Die Gespräche, die ich mit den anderen Kings führte, drehten sich um Sex, Geld und Gewalt. Alle gaben mit ihrer Vergangenheit an und damit, wie schlecht sie gewesen waren. Ich auch. Ich machte mit, sonst überlebte man nicht. Alle Weichheit verschwand. … Ich war zu Stein geworden. … Mein Nachdenken wurde so tief, dass ich in ein endloses schwarzes Loch taumelte. … Es lag ganz sicher an Gott, dass ich nicht mit dem Denken aufhörte. Körperlich war ich gestorben, aber mein Verstand hielt mich aufrecht."" (S. 117-119) Die reale Errettung kommt als seine Mutter ihn besucht, ihm eine Zigarette gibt und berichtet, dass sie mit jemanden gesprochen hat, der ihn rausholen kann und er beschreibt seinen Zustand: ""Ich hing bereits mit einem Bein über dem Rand des schwarzen Lochs. .. Und seit Ewigkeiten fühlte ich mein halbtotes Herz wieder schlagen."" (S. 119)
Diese Geschichte ist keine der vielen Problemerzählungen mit dem pädagogischen Zeigefinger moralisierend. Sie mutet den LeserInnen einiges zu, ermöglicht Blicke in Abgründe der Seele eines jungen Erwachsenen, sie erzählt vom Überleben in einer sehr schwierigen Situation.
Diskussionswürdig (vielleicht im Ethik oder Religionsunterricht?) ist die Frage, warum sich Castel nur durch Flucht aus dem Gefängnis hat befreien können und nicht durch eine gelingende Verteidigung durch einen Anwalt.
Bibi Dumon Tak ist ein Roman gelungen, der in seiner sprachlichen Gestaltung und in der Perspektive des erzählenden literarischen Ich glaubwürdig und authentisch ist, ohne Erlebtes nur nachzuerzählen.
In knappen Kapiteln schaut man mit dem Ich-Erzähler - wie in einer Filmszene (kurze Sequenzen, ausgeleuchtet mit einem Blitzlicht) - in die Gefängniszelle oder begleitet ihn auf dem Weg zum Gericht oder beobachtet und fühlt, wie sich eine bedrohliche (oder entspannende) Atmosphäre aufbaut.
Was nun im Einzelnen von den Geschehnissen wirklich genau so passiert ist oder nicht, spielt keine Rolle - so hätte es sein können.
Trotz der beschriebenen Routinen im Gefängnisalltag und des Wissens um das (positive) Ende der Geschichte, hält sich die Spannung durch den gesamten Text.

Ein gelungener, spannender und realistischer Jugendroman, den man besonders Jungen ab etwa 14 empfehlen kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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