Land in Flammen

Autor*in
Parigger, Harald
ISBN
978-3-401-60391-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
110
Verlag
Arena
Gattung
SachliteraturTaschenbuch
Ort
Würzburg
Jahr
2019
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Der 30 jährige Krieg hat das Land verwüstet und das Leben für die Menschen unerträglich gemacht. Trotzdem leben die Menschen weiter, führen Krieg und sterben.

Beurteilungstext

Der „Prager Fenstersturz“ (1618) war der Auslöser für den 30 jährigen Krieg. Die Glaubenskonflikte zwischen Katholiken und Protestanten hatten sich gerade in Böhmen rasant zugespitzt. 30 Jahre Krieg? Wie soll man sich das vorstellen? Zur damaligen Zeit fast ein ganzes Menschenleben lang nur Krieg, das war die Realität in Deutschland und Europa. Zuerst wurde noch der Glaube in den Vordergrund gestellt, doch am Ende ging es nur um Macht. Da waren die Habsburger, der französische, der schwedische, der dänische König und die Niederländer, die für die Unabhängigkeit von Spanien kämpften, eine undurchdringliche Gemengelage, die den Blick für vernünftige Entscheidungen vernebelte. Der 30 jährige Krieg war ein sehr blutrünstiger, der noch durch Hunger- und Krankheitsepidemien verstärkt wurde. Harald Parigger zeigt uns die Geschichte eines Leutnants, der ein kleines Baby in einem böhmischen Haus findet und rettet. In dreißig Kriegsjahren wird dieses Kind erwachsen, und so können wir, nicht immer ganz übersichtlich, seinen Werdegang verfolgen. Die Schilderungen des Lebens der Soldaten zeigen auf, dass es außer Krieg und Beute für die Männer nichts mehr gab, wofür es sich zu leben lohnte. Es werden keine Fragen nach dem Sinn des Krieges gestellt, Befehle wurden gegeben und befolgt, das war´s. Unser Findelkind, Gottlieb genannt, wächst in diesem Durcheinander auf. Sein Halt ist die Marketenderin, die ihn unter ihre Fittiche genommen hat und ihn lesen und schreiben lehrt. Woher sie das kann, wird nicht gesagt. Beeindruckend sind die Schilderungen der vielen Schlachten, und wie die Söldner plötzlich für den schwedischen König kämpfen mussten. Wer die Schlacht gewann, gewann auch die Soldaten, die Menschen eben, und diese zogen dann für den Sieger in den Kampf.
Das Buch ist, wie in dieser Reihe üblich, in Erzählkapitel und Sachkapitel unterteilt. So können wir der Geschichte von Gottlieb bis nach Ulm folgen, wo er eine Arbeit und eine Frau findet. Die Sachkapitel informieren über den Verlauf des Krieges und einzelne Machthaber. Der Text ist insgesamt flüssig geschrieben und gut zu lesen, nur das Frauenbild an einigen Stellen des Textes ist nicht hinnehmbar. „Ich will sie genau dafür haben, wofür die Weiber da sind....Außerdem ist sie gesund und halbwegs sauber, da kann ich mir nichts holen.“ (S. 62) Es geht um ein erbeutetes Mädchen, das der Leutnant gerne vergewaltigen möchte, Gottlieb hat aber etwas dagegen und kann das Verhalten nicht akzeptieren. Wenn das Buch ab 12 Jahre gedacht ist, darf man bei diesem Thema ruhig etwas behutsamer sein und muss die Verbrechen von Männern nicht mit solchen Worten abtun. Wenn heute Jugendbücher über den 30 jährigen Krieg geschrieben werden, darf man bestimmte Moralvorstellungen gerne auch nennen und muss nicht den (wahrscheinlichen) Sprachgebrauch der damaligen Zeit verwenden. Wie mit dem Thema Sexualität umgegangen wird, ist etwas gewöhnungsbedürftig bzw. fragwürdig. Hier wären klare, deutliche Worte/Einordnungen hilfreich gewesen, vor allem für die jugendlichen Leser*innen.

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Diese Rezension wurde verfasst von wb; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 26.03.2019

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