Länder Enten Abenteuer

Autor*in
Rosa, Barks/
ISBN
978-3-7704-3709-2
Übersetzer*in
Fuchs, Erika u.a.
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Barks, CarlRosa, Don
Seitenanzahl
416
Verlag
ehapa
Gattung
BiografieComic
Ort
Köln
Jahr
2013
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
29,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Dagobert Duck – der Archetyp des Ur-Kapitalisten – hockt in seinem Geldspeicher und zählt das Geld, das Andere hart für ihn erarbeitet haben, so sesshaft, so bekannt? Nein! Die reichste Ente der Welt hat noch eine andere Seite: Denn Dagobert Duck ist keiner von diesen modernen Finanzkapitalisten, die ihr Geld mit Mausklicks vor Apple-Rechnern verdienen – er ist das, was man früher einen Substanz- oder Realkapitalisten genannt hat. Ein Abenteurer, und zwar einer der größten der Welt!

Beurteilungstext

„Früh aufstehen und lange arbeiten im Schweiße meines Angesichts“ ist der Wahlspruch seines Lebens. Allein oder gemeinsam mit Donald, Tick, Trick und Track zieht es ihn immer wieder auf Expeditionen und Schatzsuche hoch hinauf in die Anden oder tief hinein in schottische Moore. Nicht wissenschaftliche Neu-Gier – wie beispielsweise bei Indiana Jones – treibt ihn hinaus in die Welt, sondern wirtschaftliche Geld-Gier ist der nimmermüde Motor seiner Eskapaden. Für den Leser ist dieser Unterschied nur von marginaler Natur, denn das Abenteuerleben ist der Ursprung seines Vermögens – und jeder einzelne Taler erinnert uns daran.

Der vorliegende Sammelband „LÄNDER ENTEN ABENTEUER“ des Egmont Verlages zeigt uns, dass Dagobert Duck ein Arbeiter und Globetrotter reinsten Wassers ist. Hier versammeln sich seine besten Abenteuer- und Reisegeschichten aus der Feder von Carl Barks und Don Rosa. Selbst wer sich nicht mit Disneys Entencomics auskennt, aber auch nur einen Hauch von Ahnung von Popkultur hat, der kennt Barks und Rosa – zumindest aus der Lektüre – als die beiden stilbildenden Erzähler des Disney-Universums.

Im Jahre 1947 benötigte Barks für eine vom Verlag verlangte Weihnachtsgeschichte einen reichen Onkel – und schuf so nach dem Vorbild von Charles Dickens Ebenezer Scrooge einen alten, griesgrämigen Enterich. Diese Figur war viel zu schade, um sie nach nur einem Auftritt wieder verschwinden zu lassen – denn Dagobert erwies sich bald als narratologischer Glücksgriff: Während Donalds Reiseabenteuer notgedrungen immer durch alberne Zufälle ausgelöst werden mussten, die sehr an den Haaren herbeigezogen waren, bot sich mit dem knausrigen Millionär ein logischer und natürlicher Ausgangspunkt für Fahrten in alle Winkel der Welt – den irgendwo musste dieser Onkel schließlich sein Vermögen her haben.

Don Rosa, seit den 80er Jahren der legitime Nachfolger von Carl Barks, machte „Dagobert Duck und seine Adventures“ gar zum Mittelpunkt des Disney-Universums. Spätestens seit seiner legendären Dagobert-Biographie „Sein Leben – seine Milliarden“, die als erster und einziger Comic der Popkultur überhaupt 1994 mit dem renommierten Eisner-Award ausgezeichnet worden ist, waren Mickey, Donald & Co. zumindest unter „Donaldisten“ zu Nebenfiguren degradiert.
Denn waren schon Barks Abenteuergeschichten Dagoberts sorgfältig recherchiert, so setzte Rosa in Sachen historische und dokumentarische Genauigkeit geradezu neue Maßstäbe. Seine Storys wimmeln nur so von akkuraten Details und würden sich ohne Weiteres im Geschichts-, Religions- und Politikunterricht einsetzten lassen. Zudem legte Rosa höchsten Wert darauf, sich akribisch auf die von Barks vorgegebenen biographischen Fakten zu stützen. Daher können seine Geschichten häufig als Erweiterungen, Fortsetzungen und Schlussfolgerungen der Barksschen Ur-Geschichten gelesen werden.

Um nur ein Beispiel anzuführen: Zu den zweifellos berühmtesten Abenteuergeschichten des alten Enterichs gehört Barks „Im Land der viereckigen Eier“, die äußerst unterhaltsame Mär von dem Gebiet, in dem nichts rund ist und es als schlimmstes Verbrechen gilt, etwas hervorzubringen, das keine Ecken hat. Diese 32-seitige Geschichte, einst im Jahre 1948 erdacht, wurde jetzt zum wiederholten Male nachgedruckt. Dieser Barks-Klassiker ist Teil der Sammelbandes „LÄNDER ENTEN ABENTEUER“, dem neusten Kompendium aus dem Hause Egmont Comic Collection. Ergänzt wird dieser Comicklassiker von Carl Barks durch die Abenteuergeschichten „Der Sohn der Sonne“ und „Zurück ins Land der viereckigen Eier“ von Don Rosa, die sich entweder direkt auf die Ideen von Barks beziehen oder geradezu als Fortsetzung davon verstehen. Das reizvolle Konzept des dicken Duck-Schmökers ist es, Barks Ur-Geschichten mit ihren Pendants von Rosa zu paaren und sie einmal in direktem Zusammenhang lesen zu können.

Die Frage ist: Braucht man das? Natürlich muss der Barks-Rosa-Fan diese Sammlung nicht haben, denn die Geschichten dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits mindestens einmal im heimischen Regal stehen. Allerdings ist die Vereinigung der beiden berühmtesten Disney-Zeichner mit dieser Thematik eine überzeugende Idee und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Erstens lesen sich die teilweise fast 70(!) Jahre alten Comics von Altmeister Barks heutzutage noch erstaunlich frisch – und zweitens gibt es bei Rosa so viele (versteckte) intertextuelle Zitate auf Barks zu entdecken, dass man aus dem Staunen nicht mehr raus kommt.

Die Expeditionen nach Xanadu und ins Verbotene Tal oder die Lösung des Rätsels des Gespenstes von der Duckenburgh sind in ihrer Gesamtheit nicht nur eine betörende, nostalgisch verbrämte Reise in vergangene Kindertage, die sinnvoll zusammengestellt, gut editiert und verarbeitet ist. Diese Sammlung ist auch ein Beleg dafür, wie man Disneycomics auch für den gebildeten Leser und erfahrenen „Donaldisten“ sinnvoll verlegt und für den Buchmarkt interessant macht. Sie ist aber in erster Linie aus dem Stoff, aus dem guter, klassischer Abenteuer-Eskapismus gemacht ist: Eine spannende Story, gewürzt mit historischer Faktizität, zahlreichen intertextuellen Bezügen und ab und an ein klein wenig paradoxe Selbstreferenzialität. Selbstverständlich nur innerhalb der Grenzen von gut gemachter Unterhaltungslektüre – das versteht sich!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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