Kurz der Kicker
- Autor*in
- Baltscheit, M.
- ISBN
- 978-3-86637-063-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- K., Ulf
- Seitenanzahl
- 43
- Verlag
- Altberliner
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Leipzig, München
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Kurz bekommt zu seinem 6. Geburtstag einen Fußball geschenkt. Sein Vater meldet ihn begeistert im Verein an. Doch Kurz hat zu nichts Lust. Schon gar nicht zum Mannschaftssport. Erst als seine Mitspieler sich von ihm abwenden, lernt er, was zu einem richtigen Fußballer gehört. Schließlich steht er als Erwachsener vor einem entscheidenden Elfmeter, und sein bisheriges Fußballleben läuft vor ihm ab. Kurz schießt vorbei - und trifft in einem überhöhten Schluss schließlich doch noch das Tor.
Beurteilungstext
Diese Geschichte wird nicht chronologisch, sondern mit Rahmenhandlung und Rückblende erzählt. Der erwachsene Kurz der Kicker erinnert sich, unmittelbar vor dem spielentscheidenden Elfmeterschuss, an früher, als ihm alles egal war. Im Fußballverein entpuppt er sich, der eigentlich Uwe heißt, als jemand, der gute Abschläge machen kann. Er wird dafür allseits bewundert, ist jedoch nicht bereit, sich im Sinne der Mannschaftsinteressen zu entwickeln. Es ist ihm egal, ob seine Mannschaft gewinnt oder nicht. Dieses sich nicht Weiterentwickeln wird in dem Bild des nicht wachsenden Uwe ausgedrückt. Seine Mitspieler tragen schon Bärte, nur Kurz ist immer noch der kleine trotzige Junge. So kommt er zu seinem Namen. Kurz´ Interesse der Befriedigung eigener Bedürfnisse kollidiert zunehmend mit dem Ehrgeiz der Mannschaft, zu gewinnen.
Als sich seine Kameraden von ihm abwenden, fragt Kurz schließlich den Trainer, was er tun müsse, um ein Fußballspiel zu gewinnen. Nun beginnt eine witzig illustrierte und ansprechend graphisch umgesetzte Belehrung in Sachen Fußball. Die besondere Pointe ist, dass es in der Gegenwart des Spiels allein auf ihn, auf seinen Elfmeterschuss ankommt. Und nun, da ihm das Gewinnen nicht mehr egal ist, schießt er vorbei. Der gegnerische Torwart wird als Held gefeiert, obwohl er nichts zu halten hatte. Und für Kurz bricht mit dem Verlieren eine Welt zusammen. Die Mannschaft, die ihm Trost und Halt geben könnte, ist nicht da.
Martin Baltscheit erzählt gewohnt hintergründig und lakonisch; so lautet die 1. Regel: “Der Ball ist rund und gewinnen kann immer nur einer.” Mündlicher Sprachgebrauch wird in der Rede des Trainers sichtbar: “Haste Puste kannste spielen.” Und der Kommentar des Schlusses - Kurz weint, obwohl er wusste, dass nur einer gewinnen kann; aber wieso nicht er? - “Na, wer das nicht versteht, ist ein hohler Klotz und hat vom Fußball keine Ahnung. Keine Ahnung!” Dass der Ball derweil einmal um die Welt fliegt, um mitten in der Nacht exakt und unaufhaltsam im Tor zu landen, gibt der ganzen Geschichte zusätzlich einen abstrusen und karikierenden Anstrich.
Wie bereits in ihrem gemeinsamen Bilderbuch “Leuchte Turm, leuchte”, wählen die Autoren ein eher ungewöhnliches Format und teilen die Doppelseiten streng in links Text und rechts Illustration(en) ein.
Ulf K. zeichnet comicartige Bilder, z.B. von dressierten Bällen, die durch brennende Reifen springen, um technische Perfektion (oder Zauberei?) im Umgang mit dem Ball zu verdeutlichen. Kleine witzige Details können erkannt werden, wenn man z.B. die Zuschauer näher betrachtet, die Kurz´ perfekte, jedoch für das Spiel sinnlose Abschläge bestaunen: Sie tragen Fahnen mit Kurz´ Konterfei und Sticker mit Kurz´ Spruch “Is mir doch egal” und steigen aus Bussen “Ronaltour” und “Zidane Tours”. Die Aufteilung der Seite in einzelne kleinere Bilder, um z.B. die drei Regeln des Fußballs zu illustrieren, verstärkt den comicartigen Charakter. Text und Bild sind eng aufeinander bezogen und steigern sich in ihrem Witz.
Das Buch richtet sich in seiner Komplexität und seinem Erzählgestus eher an größere Leser denn an ein klassisches Bilderbuchpublikum. So, wie es den Vätern der Autoren gewidmet ist, dürfte es auch besonders vorlesenden Vätern gefallen.