Künstlerinnen

Autor*in
ISBN
978-3-8067-2532-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
271
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Taschenbuch
Ort
Hildesheim
Jahr
2002
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

50 Künstlerinnen im Porträt

Beurteilungstext

Die vorherrschende Meinung früherer Jahre lautete: Künstler sind männlich. Wer als Frau sich künstlerisch betätigt, tut das aus Zeitvertreib.
Zwei Frauen haben in der Reihe "50 Klassiker" einen Band vorgelegt, der sich mit weiblichen Künstlern befasst. Dabei zeigt sich, dass es schon in der Renaissance Frauen gab, die als Malerinnen Bedeutendes in der Kunst ihrer Zeit geleistet haben und, was das Wesentliche ist, anerkannt wurden. Gleich die erste der vorgestellten Malerinnen, Sofonisba Anguissola erhielt von keinem Geringeren als Michelangelo für ihr Werk lobende Anerkennung.
Wenn bei den im Buch vorgestellten Künstlerinnen auch nicht alle ihrem Namen nach allgemein bekannt sind, so erinnert man sich als Kunstliebhaber doch, das eine oder andere Gemälde schon einmal gesehen zu haben. So ist es auch bei den Gemälden von Artemisia Gentileschi, das in drastischer Schilderung die Enthauptung des Holofernes durch Judith zeigt. Die damalige Männerwelt war über die Art der Darstellung schockiert, lobte aber gleichzeitig das malerische Können dieser Künstlerin, das an die Helldunkelmanier con Caravaggio erinnert, einer der bedeutensten Maler der Epoche.
Heiterere Themen findet wenig später Judith Leyster, die in ihren Werken an Frans Hals oder Jan Vermeer erinnert. Maria Sibylla Merian dagegen ist bekannt für ihre äußerst detailgenauen und farbenprächtigen Gemälde und Zeichnungen, auf denen sie Pflanzen und Insekten wiedergibt. Ihre Bilder sind heute noch begehrte Sammlerobjekte.
Zur Zeit der Malerin Angelica Kauffmann steht schon die Epoche der so genannten Empfindsamkeit in voller Blüte. Goethe schreibt seine literarischen Meisterwerke und findet anerkennende Worte für Angelika Kaufmann, die für eine Frau "ungeheures Talent" hat. Ihre Stärke sind neben mythologischen Themen anerkannte Portraits von Adeligen, womit sie zu ihrer Zeit auch finanziell erfolgreich wurde.
Weiniger bekannte und manchmal auch weniger anerkannte Künstlerinnen folgen im Buch, von den Autorinnen liebevoll vorgestellt. Da wäre Berthe Morisot zu nennen, die zur Zeit des französischen Impressionismus von sich Reden machte, auch wegen ihrer Verbindung mit Eduard Manet. Ihre Frauenbildnisse stehen den Werken der Impressionisten in Nichts nach.
Zur Künstlergruppe "Der blaue Reiter" wird Marianne von Werefkin gerechnet, die ihre Eindrücke von Menschen und Landschaft in starken Farben wiedergibt. In der gleichen Künstlergruppe wirkte auch Gabriele Münter, die lange mit Kandinsky zusammenlebte, aber im Gegensatz zu ihm bei einer realitätsnahen Darstellung blieb.
Realitätsnah malte auch die Frau, die man in der Künstlerkolonie Worpswede zwar duldete, ihre Werke aber nicht beachtete: Paula Modersohn-Becker. Waren ihre männlichen Malerkollegen noch dem zu Ende gegangenen 19. Jahrhundert verhaftet, so wagte Paula den Sprung ins 20. Jahrhundert mit seinen tiefgreifenden künstlerischen Veränderungen. Paula Modersohn-Becker wird vielfach als eine Vorläuferin des deutschen Expressionismus angesehen.
In neuerer Zeit machten auch Bildhauerinnen von sich reden. Camille Claudel wäre zu nennen, die mit Rodin in Beziehung stand und beeindruckende Bronzestandbilder schuf. Auch Käthe Kollwitz betätigte sich neben ihren zeichnerischen Arbeiten mit der Skulptur. Ihr Thema war der Mensch in seiner sozialen Welt, in seinem Leid.
Die Engländerin Barbara Hepworth schuf plastische Werke, die an Henry Moore erinnern, während die allbekannten, überdimensionierten farbigen Frauenkörper von Niki de Saint Phalle stammen, einer Künstlerin, deren werke sowohl in Museen als auch in Städtischen Freiräumen zu bestaunen sind.
Wenn im Rahmen dieser Besprechung eine willkürliche Auswahl unter den vorgestellten Künstlerinnen getroffen wurde, so sind die nicht erwähnten in ihren Werken und auch in ihrem Lebenslauf nicht minder beachtenswert. Das Buch bringt alle 50 Künstlerinnen in einer gleichgewichtigen Darstellung, wobei zum Werk auch biografische Angaben, Bemerkungen von Zeitzeugen und heutiger Standort der Werke angeführt sind.

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Diese Rezension wurde verfasst von rvn.
Veröffentlicht am 01.01.2010