KRIEG UND FREUNDSCHAFT

Schlagwörter

• Freundschaft
• Historisches
• Krieg

Teaser

„Krieg und Freundschaft“ erzählt, wie ein niederländischer Junge die bedrückenden Veränderungen in seinem Alltag während der Besatzung durch deutsche Nationalisten erlebt: Jüdische Klassenkameraden und Nachbarsfamilien fehlen plötzlich. Widerstandskämpfer tauchen monatelang in seiner Familie unter und dürfen auf keinen Fall auffliegen . Sein allerbester Freund, den er gegen jede mütterliche Antipathie verteidigt und dem er auf ewig trauen will, entpuppt sich doch als Mitläufer der Nazis.

Beurteilungstext

„Krieg und Freundschaft“ ist ein sehr berührendes Buch, das lange nachwirkt. „Durch die Augen eines Kindes“, nämlich des anfangs neunjährigen Jungen Joop, bekommt der Leser die bedrückenden Veränderungen und beunruhigenden Herausforderungen im Alltag eines Heranwachsenden während der letzten Jahre der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden beschrieben. Dabei ist die Sprache kindgerecht und unpathetisch, wie beispielsweise in der Situation, als die Eltern Joop mit wenigen Worten mitteilen, dass sie einen Widerstandskämpfer bei sich aufnehmen, der niemals verraten werden dürfe, und Joop resümiert: “Es war echt Krieg. Eine ganze Stube voll.“ (S.30) oder „Er (der Untergetauchte) bekam genau so viel Limonade, wie er wollte. Ich war neidisch, aber das war mir egal.“ (S33)
Anrührend auch die Szenen der sich entwickelnden Freundschaft zwischen Joop und seinem Klassenkameraden Kees. Obwohl Joops Mutter mit allen Tricks versucht, ihrem Sohn einen besseren Freund aufzuschwatzen, hält Joop zu Kees und es entwickelt sich eine unumstößliche Jungenfreundschaft, die nicht glauben mag, dass irgendetwas sie zerstören könnte. Dieses Verhalten der Mutter liegt sicherlich auch im Erfahrungshorizont manchen jungen Lesers und es macht die Erzählung so lebensnah und sympathisch.

Die Schilderungen von erschreckendem Kriegserleben sind kindgerecht, zurückhaltend und sensibel, nicht plakativ und furchteinflößend. So gehen beispielsweise die Sätze über die willkürliche Erschießung desjenigen Nachbarjungen, der so oft bei Joops Familie ein- und ausging, natürlich unter die Haut, verdeutlichen aber auch, dass Krieg immer unvorstellbar grausam ist und auch Kinder nicht verschont.

Die Sprache ist kindgerecht und aufgrund kurzer Sätze auch für weniger gut geübte Leser gut zu lesen. Besonders im ersten Drittel des Buches, in dem Joop als Neunjähriger berichtet, beginnt vielfach ein neuer Satz auch mit einer neuen Zeile. Dadurch wirkt das Geschriebene wie protokolliert.
Die Kapitel sind insgesamt eher kurz, teilweise sogar sehr kurz und geben mit der übrigen leeren Blattseite dem Leser den Freiraum, über das Gelesene nachzudenken, bevor auf der nächsten Seite Neues passiert.
Kleine, ausdrucksstarke schwarz- weiß Zeichnungen lockern den Textfluss auf. Am Ende des Buches lassen sich in einem dreiseitigen Anhang Erklärungen zu den im Buch verwendeten geschichtlichen Termini nachschlagen.

Das in dunkelblau gehaltene Cover des Buches stellt den Jungen Joop in den Mittelpunkt. Um ihn herum sind eine Vielzahl an kleinformatigen schwarz- weiß Skizzen verteilt, die direkten Bezug nehmen auf einzelne Episoden im Buch. Geben diese vor dem ersten Lesen eine Vorahnung von dem, was anschließend geschildert werden wird, so lassen sie nach dem Lesen alles noch einmal optisch wiederaufleben und nachhaltig wirken.

„Krieg und Frieden“ ist ein großartig geschriebenes Buch für junge Leser ab 10 Jahren. Es macht nicht nur „Geschichte“ lebendig, sondern schärft auch den Blick für etwaige zukünftige ungute gesellschaftspolitische Entwicklungen. Es macht betroffen und berührt.