Kopfschuss

Autor*in
Vaught, Susan
ISBN
978-3-570-30415-0
Übersetzer*in
Lecker-Chewiwi, Ann
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
381
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jersey hat sich in den Kopf geschossen - und überlebt. Es wird eine harte Zeit für ihn, bis er sein neues Ich akzeptieren kann.

Beurteilungstext

Ein Durchschuss von Schläfe zu Schläfe hat Jersey nicht getötet, aber körperliche, seelische und kognitive Spuren hinterlassen. Er hat “noch einen Rest Grips übrig behalten”, genug, um seine Behinderung zu realisieren, zu wenig, um einen anderen Platz in der Gesellschaft zu finden als den des “Freaks”. Halbseitig gelähmt, mit einfachster Algebra überfordert und mit dem Zwang, Wörter auszusprechen, die ihm gerade in den Sinn kommen, kehrt Jersey wider alle Empfehlungen an seine alte Highschool zurück. Er will verstehen, warum seine Freunde von früher nichts mehr von ihm wissen wollen, und er will die Ehe seiner Eltern retten.
“Blödheitsmale”, nennt Jersey die Narben an seinem Kopf in einer Mischung aus Frust und Selbstironie. Er kann sich nur ganz langsam wieder an seinen Selbstmordversuch erinnern. Die eineinhalb Jahre davor fehlen in seinem Gedächtnis völlig. Mit Hilfe der alten Nachbarin Mama Rush und deren Enkelin Leza, neben seinen Eltern die einzigen, die überhaupt mit ihm sprechen, dämmert es Jersey langsam, dass er nicht nur ein guter Schüler und großartiger Sportler gewesen war, sondern auch ein ziemlicher Arsch.
Ich-Erzähler Jersey quält seine Leser mit seiner umständlichen Langsamkeit, mit den sich immer wieder wiederholenden Gedankenschleifen und mit den Wörtern, die er einfach ausstoßen muss. Doch so führt er ihnen vor Augen, wie sehr sich sein Leben, das “Davor” dem ihren glich, zum Schlechten verändert hat. Das Buch ist sehr amerikanisch. Die Autorin, die selbst als Neurophysiologin in einer Klinik für Hirnverletzte arbeitet, bewertet den Selbstmordversuch schlicht als Dummheit. Jerseys Mitmenschen gehen sogar soweit, in ihm vor allem einen rücksichtlosen, undankbaren Egoisten zu sehen, der großes Leid über seine Eltern und seine Mitmenschen gebracht hat. Sie nehmen ihm auch immer noch sein asoziales Verhalten von “Davor” übel, ohne zu berücksichtigen, dass er durch seine Verletzungen ein anderer Mensch geworden ist, der sich noch nicht einmal an Früher erinnern kann. Auch die Tatsachen, dass Jerseys Vater die Waffe, mit der sein Sohn auf sich geschossen hat, in der Nachttischschublade aufbewahrt hat, und dass Jersey an einer schulischen Militärausbildung teilgenommen hat, werden nur dezent kritisiert.
“Kopfschuss” ist ein langatmiges Buch mit wenig Action. Es ist das Psychogramm eines Hirnverletzten, der damit leben muss, dass er selbst sich in seine Lage gebracht hat - präzise, mit Insiderwissen, aber schwer zu lesen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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