Knallraketen und Gummigeister

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Teaser

Für die meisten Menschen ist und bleibt Chemie nur ein Schulfach oder eine Wissenschaft für Spezialisten. Dieses Buch macht Lust auf Chemie im Alltag, im Haushalt und besonders in der Küche. Kinder entdecken u.a., wie man vitaminreiche Knallraketen herstellt, mit Rotkohl Farbkunststücke- und aus Tee Tinte macht und dass Kartoffeln kleine Kraftwerke sein können. Ein knallvolles Experimentierbuch zum Stöbern, Schmökern und Mitmachen.

Beurteilungstext

Die beiden Autorinnen sind promovierte Chemikerinnen und Wissenschaftsjournalistinnen. Sie veranstalten in den Schulferien Science Camps für Kinder bis 12 Jahre, betreuen Schülerlabore und leiten Lehrerfortbildungen zum chemischen Experimentieren in der Grundschule. Warum also sollten sie nicht auch ein Buch über ihre Erfahrungen schreiben?

Das Ergebnis liefert elf Kapitel mit anregenden Überschriften und Experimentiervorschlägen. So z.B. Lila Karotten, Experimente mit Lebensmittelfarben oder Der vergeigte Mathetest, mit Tomatenglibber der Erbsubstanz auf der Spur. Nach der Überschrift Geheimnisvolle Hortensien folgen zauberhafte Experimente mit Säuren und Laugen aus der Küche: Rotkraut wird erst Blaukraut und dann Gelbkraut und beim Hantieren mit Kartoffeln (Überschrift: Spannende Spucke bzw. Klebrige Piratenflips) wird Strom zum Hören und Malen erzeugt.

Die Gestaltung überzeugt Gestaltung:
- hilfreiche Gliederung
- klare, unmissverständliche Sprache, die gleichwohl die Phantasie fordert
- brauchbare Tipps für die Beschaffung von Zutaten und Zubehör
- altersgerechte, detailreiche Illustrationen, die nicht nur den Text unterstreichen, sondern häufig zum Weiterdenken anregen

Trotzdem stellt sich die Frage: Für wen ist dieses Buch geschrieben?

Es wird z.B. empfohlen, dass ein Erwachsener die Versuchsanleitungen zunächst sorgfältig liest, um die Risiken und Gefahren zu prüfen, auf die sich die Kinder einlassen. Zwar wurde bei der Auswahl der Experimente im Buch auf Sicherheit geachtet, aber die Durchführung erfolgt auf eigene Verantwortung. Die Haftung für das Gelingen der Experimente und mögliche Schäden bei ihrem Fehlschlagen wird vom Verlag ausgeschlossen.
Das macht nötig, dass Eltern bzw. Lehrer/innen den Umgang mit dem Buch verantwortungsbewusst begleiten.

Andererseits sind die jeweils einführenden Rahmengeschichten sehr altersgerecht für 7-12Jährige geschrieben und diese könnten sich bei allzu großer Einmischung von Erwachsenen gegängelt fühlen und/oder sich gar nicht erst auf die Experimentierabenteuer einlassen.

Die notwendigen Zutaten sind in aller Regel leicht zu besorgen; gleichwohl könnten sie das übliche Taschengeld schnell mal über die Gebühr belasten und die eine oder andere Mutter sieht es vielleicht nicht so gerne, wenn Küche und Vorratsraum (unabgesprochen) zum Ersatzlager für das "Kinder-Labor" werden.

Neugierige, naturwissenschaftlich interessierte Kinder können sich glücklich schätzen, wenn sie dieses Buch von verantwortungsbewussten Eltern geschenkt bekommen. Solche Eltern und auch Lehrer/innen von Schülern bis 13 Jahre, die sich mit den ihnen Anvertrauten auf die ausführlichen (abgedruckten) Sicherheitsregeln im Kinder-Chemie-Labor einlassen, werden (zusammen) viel Freude und Spaß und überraschende Einsichten haben.

Dann ist es in der Tat egal, ob man gemeinsam oder eben hin und wieder auch allein die Geschichten ohne die jeweiligen Versuchsanleitungen liest bzw. vorgelesen bekommt, oder ob man nur die Experimente macht, ohne die Geschichten anzuschauen. Und man kann ruhig auch mal mit dem Kapitel anfangen, das einen am meisten interessiert.