Kleines Afrika

Autor*in
Damm, Antje
ISBN
978-3-86429-274-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Damm, Antje
Seitenanzahl
55
Verlag
Tulipan
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine wundervolle, schön illustrierte Mädchengeschichte, die auch für Leseanfängerinnen bestens geeignet ist. Sie wird besonders Mädchen gefallen, die gern jenseits von Ponys und Prinzessinnen unterwegs sind. Es ist nämlich der Wunsch nach einem Ritt auf einem Elefanten, der Frida antreibt, den Weg aus der Großstadt nach Afrika zu suchen. Weil es wahrscheinlich glücklich macht, auf einem Elefanten zu reiten... Also nix wie hin!

Beurteilungstext

Frida ist ein ganz normales siebenjähriges Mädchen. Sie wohnt in der Stadt und wächst dort gut behütet auf. Es gibt Mama und Papa, es gibt die beste Freundin Mara und den netten Herrn Özdal, der unten im Haus einen Obst- und Gemüseladen führt. Und es gibt Prömme. Prömme ist der alte Mann, der "schon mindestens hundert Jahre" in der Wohnung unter Fridas Familie lebt. Prömme ist nett, aber er wirkt auch traurig und müde. Als Frida eines Tages bei Prömme klingelt, weil ein Ei für Papas Geburtstagskuchen fehlt, muss sie einen Moment im Flur seiner Wohnung warten. Und da hängt ein Foto von einem sehr glücklich aussehenden jungen Mann, der auf einem Elefanten sitzt. Als Prömme mit dem Ei zurückkehrt und Frida so in das Foto versunken sieht, erzählt er ihr von Afrika, und dass er es selbst sei, der dort als junger Mann auf dem Foto zu sehen ist. Frida ist fasziniert. Fasziniert von dem riesigen, schönen Elefanten, aber vor allem davon, dass Prömme auf diesem Foto vor lauter Glück strahlt. Augenblicklich entsteht in ihr eine große Sehnsucht danach, genau so einen Moment zu erleben. Am Abend kann sie nicht einschlafen, bis sie plötzlich weiß, was zu tun ist: Schnell entleert sie ihren Schulranzen und packt statt der Schulsachen hinein, was sie auf ihrer Reise brauchen wird. Am Morgen wird sie extra viel Proviant dazu mitnehmen, denn sie wird eine Reise machen. Eine Reise nach Afrika!

Am nächsten Morgen setzt sie ihren Plan in die Tat um. "'Na, Frida, gehst du heute gar nicht zur Schule?' 'Doch, doch, Herr Özdal, ich probiere nur einmal einen anderen Weg! Zur Abwechslung...'" Frida weiß sich zu helfen! Und trotzdem: Wie groß die Stadt ist! Als sie schon fast aufgeben möchte, weil sie vom Gehen erschöpft, etwas regennass und hungrig ist, trifft Frida einen jungen Mann, der mit seinem Hund auf dem Weg zu seiner Arbeit ist. Er sagt ihr, wo es nach Süden geht und lässt nicht unerwähnt, dass sie einen langen Weg vor sich habe. Frida sagt, das mache nichts und spricht sich selbst Mut zu, durchzuhalten. Doch bald ist sie so hungrig, dass sie es kaum noch aushalten kann. Sie bleibt erschöpft stehen. Direkt vor einem Laden. "Little Africa" heißt er! Ohne zu zögern tritt Frida ein. Malia, die Frau, die in diesem Laden sonst Rasta-Frisuren macht, kümmert sich liebevoll um das Mädchen. Sie macht ihr ein schnelles warmes Essen – afrikanisches Essen, das Frida ohne Besteck mit den Händen essen darf! Es schmeckt Frida herrlich und ganz anders als alles, was sie kennt, es schmeckt "nach weiter Welt". Nach dem Essen erzählt Frida von ihrer Reise. Malia erzählt von Afrika, denn dort ist sie geboren. Und sie erzählt Frida eine kleine afrikanische Geschichte. Zum Schluss bringt Malia Frida zu ihren Eltern zurück. Ein wunderschönes Abschiedsgeschenk bekommt Frida von Malia: einen kleinen, schwarzen, geschnitzten Holzelefanten als Erinnerung an das "Kleine Afrika".

Antje Damm ist mit diesem Kinderroman etwas gelungen, was man im Bereich der Kinderliteratur nur selten findet: Ein anrührendes, realistisches Buch, eine Erzählung, die ganz nebenbei viel vermittelt, was das Leben reich und lebenswert macht: Gute Beziehungen zu anderen Menschen, Offenheit und den Mut, eigene Wünsche zu erkennen und eigene Lebenspläne zu entwickeln. Frida begegnet auf ihrer "Reise" Menschen, die bei uns nach wie vor häufig als Außenseiter leben, mit der selbstverständlichen Offenheit eines aufgeweckten Kindes. Der jungen Leserin wird auf unaufdringliche Weise vermittelt, dass die "weite Welt" auf gewisse Weise ganz nah bei uns sein kann. Es wird Interesse an den Lebensgewohnheiten zugezogener Menschen geweckt, ohne dass dies direkt thematisiert oder gar problematisiert wird.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive Fridas geschrieben. Dadurch ist es relativ leicht zu lesen, denn die Sätze machen keine, für junge Leser schwierig zu lesenden "Umwege". Sätze erschließen sich beim Lesen fortlaufend, ohne Rückbezüge; es gibt auch viel wörtliche Rede. Vom Vokabular her ist das Buch stellenweise etwas anspruchsvoll, vor allem als Frida in dem ungewöhnlichen Laden steht: "Im Schaufenster lese ich: 'Wir machen Ihnen Rastalocken und Flechtfrisuren', daneben steht ein weißer Styroporkopf mit einer Perücke, die lauter kleine Zöpfchen hat." Das liest sich, ziemlich am Ende des Buches, schon etwas schwieriger als der restliche Text. Aber die junge Leserin soll ja wachsen. Ich kann mir kaum ein schöneres Mädchenbuch für Mädchen ab sieben Jahren für diese Aufgabe vorstellen. Antje Damm hat ihren Kinderroman selbst illustriert, mit sehr ansprechenden, kolorierten Zeichnungen. Zusammen mit der schönen Einbandgestaltung ist das Buch eine sehr gelungene "runde" Sache. Der Preis von 10 € für 54 Seiten ist relativ hoch, aber die Ausgabe lohnt. Es ist nämlich ein Buch zum Liebhaben. Und das ist ja bekanntermaßen nicht mit Geld zu bezahlen :)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BSH; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 29.03.2016

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