Kirschendiebe - oder als der Krieg vorbei war

Autor*in
Bär, Anke
ISBN
978-3-8369-5997-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bär, Anke
Seitenanzahl
208
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2018
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Wie haben Kinder in Deutschland die Welt erlebt, als der letzte Krieg vorbei war? Was könnten die Großeltern aus dieser Zeit erzählen? Rund um diese Fragen kreisen die Geschichten über den Alltag der elfjährigen Lotte. Anke Bär erzählt von Familien, in denen der Vater fehlt, von schwierigen Wohnbedingungen und den Mühen, alle satt zu bekommen, aber auch von gegenseitiger Hilfe und den wilden Spielen der Kinder. Und sie erzählt von Menschen, die auf einen Neubeginn hoffen.

Beurteilungstext

Anke Bärs Geschichten aus der Nachkriegszeit werden aus der Perspektive einer Elfjährigen erzählt, die mit ihren Eltern und den beiden Geschwistern - zusammen mit einer Tante, Cousin und Cousine, Oma und Opa - in der Wohnung eines Forsthauses wohnt. Ausführlich werden die Umgebung, die Familienmitglieder und der Alltag beschrieben, und vieles in Lottes Leben ist so ganz anders als der heutige Alltag der Kinder. Obwohl bedrückende Kriegsereignisse weitgehend ausgespart werden, werden doch die Spuren des Krieges sichtbar. Von dem gefallenen Onkel Kurt gibt es nur noch ein Foto, Lottes Vater kam abgemagert aus der Kriegsgefangenschaft zurück und hat Mühe Arbeit zu finden. Im Wald liegen noch Flugzeugwracks und Minen, die Städte sind Trümmerlandschaften, Lebensmittel und Kleidung sind schwer zu beschaffen.

Es gibt Wörter wie Waschküche, Pendeluhr, Lebensmittelkarte, Bombenkrater, Krämerladen.... Anke Bär erzählt Geschichten von eingefrorenen Wasserklosetts und selbstgeschnitzten Skiern und Skistöcken, von Geburtstagskuchen aus Spatzeneiern, von „Frauensachen“ und von den Flüchtlingen, die im Dorf einquartiert sind. Bei seltenen Autofahrten sitzt man eng gedrückt auf umgedrehten Kisten oder direkt auf dem Bodenblech, zu Weihnachten werden selbstgestrickte Pullover aus aufgeribbelter Wolle, eine Orange oder eine Handvoll Walnüsse verschenkt.

Die Kinder in diesen Geschichten fühlen sich (meist) geborgen und geliebt. „Über schlimme Sachen wird zum Glück nicht viel geredet“ und in der Familie bleibt bei aller Not der Blick weiterhin auch auf die schönen Dinge im Leben gerichtet: „die ersten Krokusse nach dem Winter, …Sternschnuppen am Himmel,…rotbackige Äpfel, …Freunde“. Man ahnt Veränderungen beim Verständnis der Geschlechterrollen oder in Erziehungsfragen, bei der Begegnung mit Ausländern, beim politischen Denken.

Anke Bär lässt eine Episode auf die andere folgen, wobei die Reihenfolge mancher Kapitel fast beliebig ist und sie sich gut auch einzeln vorlesen lassen. Lottes Geschichte ist erfunden und erzählt doch von wahren Begebenheiten. Das Buch „ist wie ein Dreiklang aus Gehörtem, selbst Erfahrenem und Erfundenem“, vermerkt der Verlag. Der 1977 geborenen Autorin ist es ein wichtiges Anliegen, damit Gespräche zwischen den Generationen anzustoßen. So sind die Abschnitte ergänzt mit Nebenanmerkungen und kleinen erklärenden Schwarz-Weiß-Illustrationen (z.B. ein Waschzuber mit Waschbrett, alte DM-Münzen, eine kleine Landkarte mit den vier Besatzungszonen…), zu denen Ältere mehr erzählen könnten.

Es gibt einen umfassenden Anhang mit einem Nachwort über die Art der Recherche und das Anliegen der Autorin, einen zeitlichen Überblick von 1945 bis 1949, über Museen und weitere Bücher, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Und dann wird noch ein „Zeitreise-Koffer“ ausgepackt mit Farbfotos, auf denen Spielzeug, Bücher und Gebrauchsgegenstände aus dieser Zeit zu sehen sind. Zusätzlich kann man beim Gerstenberg-Verlag kostenlos ein siebenseitiges „Familien-Forscherheft“ herunterladen, in dem Großeltern und Enkelkinder Angaben zu ihrem Schul- und Familienleben eintragen können. Die Autorin steht für „generationsübergreifende Lesungen“ für Schüler ab der 4. Klasse und Senioren zur Verfügung.

Anke Bärs Buch, „das von einer Kindheit in der Nachkriegszeit erzählt und zu vielen Gesprächen zwischen den Generationen Anlass gibt“, ist – auch wegen dieses Begleitmaterials - für Projekte mit Kindern ab etwa 10 Jahren sehr zu empfehlen und weckt bei älteren Menschen Erinnerungen an die eigene Kindheit.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von htd; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.05.2018

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