Kinder & Märchen: Was Erwachsene wissen sollten

Autor*in
Kohl, Eva Maria
ISBN
978-3-7800-4959-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
141  Minuten
Verlag
Gattung
Digitale MedienMärchen/Fabel/Sage
Ort
Seelze / Velber
Jahr
2013
Alters­empfehlung
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Das Sachbuch widmet sich den Märchen, seit jeher die erste Lektüre von Kindern und ihr wichtiger Ratgeber zugleich. In ihnen selbst und im Umgang mit ihnen finden die Generationen zusammen. Jeder kennt diese Form der Literatur und doch oder gerade deshalb ist der Markt an neuen Büchern, Filmen, Computerspielen zum Thema schier unüberschaubar. Das Buch öffnet sieben Türen als Zugänge zu Märchen und bietet Erwachsenen neue Einblicke und Orientierung.

Beurteilungstext

Die Bücher der Reihe ""Kinder &… Was Erwachsene wissen sollten"" spüren den Wegen kindlichen Lernens, ihrer Entwicklung und ihrer Sicht auf die Welt nach. In jedem Buch wird dabei ein eigener Schwerpunkt verfolgt.
Hier sind es die Märchen, seit jeher die erste Lektüre von Kindern und ihr wichtiger Ratgeber zu gleich. In ihnen selbst und im Umgang mit ihnen finden die Generationen zusammen, ob beim abendlichen Vorlesen, oder beim Erzählen von Märchen. Jeder kennt diese Form der Literatur und doch oder gerade deshalb ist der Markt an neuen Büchern, Filmen, Computerspielen usw., die das Märchen thematisieren, schier unüberschaubar.
Hier ist das Buch von Eva Maria Kohl wohltuend klar, es verläuft sich nicht in Empfehlungslisten, sondern gibt sieben Zugänge zu Märchen, die ausgehend von den berühmten Märchensammlern des 19. Jahrhunderts im ersten Kapitel, über das Kunstmärchen eine Brücke in die Gegenwart schlagen zu den neuen Märchenerfindern wie Paul Maar und Peter Hacks im zweiten Kapitel. Die Autorin thematisiert die Merkmale dieser Untergattung der Literatur im dritten Kapitel, beschreibt, warum es so wichtig für die Kinder ist, aber auch warum einige Didaktiker die Märchen als ungeeignete Lektüre für Kinder ansahen. Besonders geht sie hier auf den Wolf als Symbol des Fürchtens ein und beschreibt wie Märchenbücher das zum Thema machen. Hier und nicht nur hier hält das Buch immer wieder Vorschläge und Anregungen für den Umgang mit Märchen bereit, die in einem umfangreichen Downloadmaterial noch erweitert werden.
Die ausführlichen Recherchen der Schriftstellerin und Deutschdidaktikerin Eva Maria Kohl geben faszinierende Einblicke in die Märchenwelt, die weit über den normativ anmutenden Charakter des Reihentitels hinausgehen. Beindruckende Abbildungen, z. B. eines alten Bilderbogens, der Vergleich früherer und späterer Fassungen der Grimm'schen Märchen, das Eingehen auf Autorinnen und Autoren aus der reichen DDR-Märchenliteratur, Einblicke in alte und neue Märchenbücher halten eine Vielzahl neuer Erkenntnisse für Märchenneulinge und Kenner bereit. Auszüge aus Originalquellen fokussieren und veranschaulichen die Aussagen gleichermaßen. Listen mit einer Auswahl verschiedener Märchenbücher helfen sich im Dickicht der Angebote zurechtzufinden. Zusatzmaterial wie eine Liste mit Adressen von Märchengedenkstätten regen an, sein Wissen über die Märchen auch jenseits des Buches zu erweitern. Bei ihren Ausführungen behält die Autorin immer den Leser und die Leserin im Blick, beschreibt anschaulich und prägnant. Man merkt ihr die eigene Faszination für die Märchen an, nicht nur in der theoretischen Auseinandersetzung, sondern und vor allem in den Anregungen, die dieses Buch für den Umgang mit den Märchen bereithält und den beeindruckenden Ergebnissen, zu denen er führt.
So berichtet sie im vierten Kapitel von dem Erzählen als eine Kunstform, die Staunen lässt und gibt dem Leser/der Leserin Anregungen in Form von Hinweisen aber auch konkretes Material an die Hand, das Lust macht, es selbst auszuprobieren und selbst ein Märchenerzähler oder eine Märchenerzählerin zu werden.
Vor allem in dem fünften und sechsten Kapitel beeindrucken die selbstgeschriebenen und gestalteten Märchentexte von Kindern .Eva Maria Kohl zeigt auf, wie diese Texte entstanden sind und macht Mut, die gleichen methodischen Hinweise einmal selbst auszuprobieren- sei es in der Schule, im Hort oder auch zuhause in der Familie.
Aber auch Kinder, die noch nicht schreiben können, sind Märchenerfinder, sie lieben es als Prinzessin oder Prinz in die faszinierende Welt einzutauchen und Märchen zu spielen. Die Autorin stellt das Papiertheater vor, gibt eine Anleitung, wie man es selbst herstellen kann und hält noch einige Schätze mehr bereit in diesem abschließenden Kapitel des Buches.
Eva Maria Kohl hat ein Buch geschrieben, das mehr ist, als Erwachsene wissen sollten. Es handelt sich hier um ein Fachbuch, das sich theoretisch fundiert und einfühlsam dem Märchen und seinen LeserInnen widmet. Es regt an, sich (noch einmal) mit dieser ersten Literatur auseinanderzusetzen, den Orten ihrer Entstehung nachzuspüren, neue oder alte Märchenbücher zu lesen und schließlich eigene Märchen zu erfinden.

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Diese Rezension wurde verfasst von SZ.
Veröffentlicht am 01.01.2010