Killing God

Autor*in
Brooks, Kevin
ISBN
978-3-423-71451-8
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 15-jährige Dawn lebt mit ihrer ständig alkoholisierten Mutter zusammen und will Gott umbringen - sie denkt tatsächlich darüber nach. Zwei Klassenkameradinnen tauchen auf einmal auf und spielen gute Freundinnen, bis Dawn den Grund erfährt: sie suchen nach dem Drogengeld, das Dawns verschwundener Vater im Haus versteckt hat. Die Einzeldramen spitzen sich am Schluss zu, es gibt einen Toten und der Leser versteht, warum Dawn Gott töten wollte.

Beurteilungstext

Dawn lebt völlig isoliert, findet sich dick und hadert mit dem Leben. Einzig die Rockgruppe ihres iPods begleitet sie ständig, die Song-Texte spiegeln ihren Seelenzustand wider. Und die beiden Hunde, die sie liebt und die sie illusionslos genau beschreibt und deren Verhalten sie amüsant genau beschreiben kann. Sie umhegt ihre alkoholisierte Mutter liebevoll, behandelt sie wie ein kleines Kind - anders geht das auch nicht, man kann mit ihr nicht reden, schon alleine, weil sie sofort alles vergisst. Der Vater ist vor zwei Jahren spurlos verschwunden, hat nur eine Tasche mit einer riesigen Geldsumme und einer Pistole zurückgelassen. In diese (retardierte) Idylle brechen zwei Mädchen ein, geben sich als Freundinnen aus und bauen Dawn auf. Dennoch bleibt sie misstrauisch, zu sehr verkörpern die Beiden eine Gegenwelt: attraktiv, modisch, cool, um nicht zu sagen: gefühllos. Letztlich wird Dawns Misstrauen bestätigt. Aber parallel dazu enthüllt sich Dawns Problem: sie wurde von ihrem Vater vergewaltigt, direkt danach verschwand er kommentarlos und ließ Tochter und Mutter mit der Tat alleine, denn die Mutter hat das Verbrechen wohl bemerkt, nie aber den Mut aufgebracht, mit ihrer Tochter darüber zu reden. Erst am Schluss kommt es zu einer Aussprache, aber da hat sie ihren Mann, der unverhofft auftaucht, schon erschossen. Sie sieht, wie Dawn mit offenem Bademantel ihn von sich stößt. Dass es sich dennoch um ein Missverständnis handelt, hilft dann auch nicht mehr. Der elegante Ausweg, den sich Dawn überlegt, wird zunichte gemacht, weil der einzige Außenkontakt, den sie einmal knüpfte, initiativ wurde.
Die Krimi-Ebene des “Unrecht Gut gedeiht nicht” entfaltet sich sehr langsam und nimmt ungeheuer an Dynamik zu bis zum überraschenden Schluss. Die Ebene des zutiefst verstörten Mädchens, das seinen Vater liebt und gleichzeitig hasst, braucht viel länger, um sich dem Leser begreiflich zu machen. Umso klarer sind dann die anfangs merkwürdig erscheinenden Verhaltensweisen und Fantasien Dawns. Im Kontrast zu den beiden berechnenden Gören stellt sie sich als sensibles Mädchen heraus, das einzig in der Tötung Gottes eine Rettung sieht - ohne dass ihr klar würde, wie das vonstatten gehen könnte. Nüchtern wägt sie alle Handlungen ab, nüchtern versucht sie ihre Mutter vor dem ganzen Schlammassel zu bewahren. Das aber bleibt vergeblich, nicht so ihre nüchterne Bilanz am Schluss.
Der Krimihintergrund ist sehr amerikanisch, die eigentliche Problematik aber universell. Da es bei einer einzigen durch Alkohol beflügelten Vergewaltigung bleibt (und der Vater insofern die Konsequenzen zieht, dass er spurlos verschwindet), ist dem Täter schon abzunehmen, dass er seine Tat zutiefst bereut. Brooks setzt hier aber auch seine Heldin dagegen, die den Vater zur Rede stellen kann und ihn fragt, was denn mit ihr wäre: Ich red ja auch gar nicht davon, was du verdienst. Ich rede von mir! Von mir, Dad. MIR! Was glaubst du eigentlich, was ich verdiene?
Sie hat klar erkannt, dass der Vater nur aus Selbstmitleid verschwunden ist, einer Auseinandersetzung mit der Tochter hat er sich nie gestellt, sich nie gefragt, welche Auswirkungen solch eine Tat für das 13-jährige Mädchen haben kann und muss.
In einem kurzen Dialog wird dem Leser ein unglaublich starkes Mädchen vorgeführt, eins, das man sich in seiner Klarheit als Vorbild nehmen könnte - trotz der desolaten Umstände, mit denen es im gesamten Buch klar kommen muss. Autor und Übersetzer geben diesem Mädchen eine spröde und humorvolle Sprache, die zusammen mit den englischen Liedtexten ein authentisches Bild des Mädchens geben. cjh11.2

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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