Keinen Schlag weiter
- Autor*in
- Biernath, Christine
- ISBN
- 978-3-522-30105-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 187
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- –
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Lebensmittelpunkt für Sandra bilden das Tanzen in ihrer Hiphop-Gruppe und Jungen. Lästig ist nur ihre Mutter, die jeden Spaß verbietet. Nur ihr cooler und verständnisvoller Vater steht Sandra meistens zur Seite. Sie kann gar nicht verstehen, wie dieser Mann es mit ihrer Mutter aushält, die sich ständig verletzt. Während Sandras Leben nur um Teenagerprobleme kreist, bemerkt sie nicht, wie die Gewalt in der Familie eskaliert, bis ihr Bruder Benny reagiert.
Beurteilungstext
Christine Biernath erzählt in ihrem Buch “Keinen Schlag weiter!” auf sehr eindrückliche Weise eine schreckliche Familiengeschichte über häusliche Gewalt. Raffiniert wechselt die Autorin dabei mehrfach die Erzählperspektive und schildert die Ereignisse sowohl aus der Sicht der vierzehnjährigen, nur mit sich selbst befassten Sandra als auch aus der des sechzehnjährigen Bruders Benny, einem sensiblen Jungen, der im Gegensatz zu seiner Schwester ein besonders gutes Verhältnis zur Mutter hat. Der Aufbau des Buches spiegelt diesen Wechsel der Perspektive wieder. Die 34 Kapitel sind nochmals unterteilt in “E-mails” und in erzählende Passagen. In Sandras elektronischen Nachrichten wird eine Freundin über die aktuellen Vorfälle in der Familie informiert. In den erzählenden Abschnitten, die auch vom Schriftbild her deutlich abgesetzt sind, erinnert sich Benny an Vorfälle aus seiner Kindheit, in denen zu Beginn nur andeutungsweise, im Verlaufe der Geschichte aber immer deutlicher die alltägliche gnadenlose Brutalität des Vaters, so, wie sie vom Kind wahrgenommen wurde, geschildert wird. Jedem Kapitel ist ein Statement vorangestellt, in dem beispielsweise Mitschüler, Nachbarn, Lehrer oder Kollegen und Freunde der Eltern zu Wort kommen. Dadurch wird ebenfalls die sich abzeichnende Katastrophe angedeutet. Der Leser fragt sich dabei:”Wieso hat niemand geholfen, wenn die Gewalt doch für alle derart offensichtlich war?” Damit ist auch ein Kernpoblem dieses Buches angeschnitten. Gibt es heutzutage tatsächlich noch Familien, in denen Frauen so behandelt werden, sich so behandeln lassen? Die im Anhang zu findende ausführliche Liste der Kontaktmöglichkeiten und Beratungsstellen scheint diese Frage leider zu bejahen.
Viele jugendliche Leser werden sich wahrscheinlich nicht nur wegen der Sprache, sondern auch auf Grund der geschilderten Alltagsprobleme (drohendes Schulversagen wegen zu vieler anderer Beschäftigungen, Verhandlungen über den Zeitpunkt des Nachhausekommens sowie über die Dauer des tagtäglichen Internetsurfens etc.) leicht mit Sandra identifizieren können. Dabei besteht die Gefahr, dass Benny ein wenig aus dem Blickfeld gerät, obwohl dieser Junge eine erstaunliche Entwicklung vollzieht - vom ängstlichen, verschüchterten und alles hinnehmenden Sohn hin zu einem selbstbewussten jungen Mann, der sich schließlich entschieden für die Mutter einsetzt.