Keinen Schlag weiter!

Autor*in
Biernath, Christine
ISBN
978-3-522-30105-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
187
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sandra will nicht wahrhaben, dass ihr vermeintlich toller Vater ihrer Mutter und ihrem Bruder schon seit Jahren Gewalt antun. Für sie ist Benny ein Weichei und ihre Mutter eine langweilige, uninteressante Hausfrau, die nichts vom wirklichen Leben weiß. Aber dann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu…

Beurteilungstext

Die vom Verlag als "Jugendbuch-Themen-Autorin" präsentierte Autorin dieses Jugendbuches macht in diesem flott geschriebenen Jugendbuch genau das, was laut Verlagswerbung ihre Stärke ist : Ein gesellschaftlich brisantes Thema für Jugendliche aufbereiten, nämlich das Thema Gewalt in der Familie oder Frauen- und Kindesmisshandlung.
Sie erzählt mehrperspektivisch und zeigt so die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Kinder der Familie: Da ist zum einen die 14-jährige Sandra, die ihren sportlichen und aktiven Vater anhimmelt und da ist der etwas ältere Bruder Benny, der schon als kleines Kind erfahren hat, wie die Gewalttätigkeit des Vaters im Schlafzimmer der Eltern über die Mutter hereinbricht. Er erlebt dies als ein Monster, das unberechenbar in seinem Zorn, über seine Mutter und auch ihn, herfallen kann. Sandra hingegen scheint nichts davon wahrzunehmen und schwärmt in den Mails an ihre Chat-Freundin in Berlin von dem tollen, sportlichen und kumpelhaft coolen Vater. Durch die Montage der Texte der beiden Geschwister entsteht ein differenziertes Bild von den Ereignissen in der Familie: Sandras Texte sind als E-Mails an ihre Chatpartnerin, die sie über ein Schulprojekt kennengelernt hat, aufbereitet, was die Möglichkeit einer gelungenen Balance zwischen Nähe und Distanz erlaubt. Bennys Textteile klingen wie ein innerer Monolog oder wie Einlassungen bei einer Psychotherapie: Manchmal beschreibt er eine Situation von Gewalterfahrung so wie er sie erlebt hat, manchmal berichtet er von Gesprächen mit der Mutter und dann ganz in der Jetztzeit mittendrin im Geschehen.
Sandras Mails konzentrieren sich auf ihre aktuelle Verfasstheit, die Beschreibung ihrer Familie, ihre schulischen Probleme und vor allem auf ihre Jungsgeschichten.
Verstärkend und die Glaubwürdigkeit des Buches unterstützend, wirken die Kommentare verschiedener Beteiligter (Lehrer, Nachbarn oder Arbeitskollegen), die jedes Kapitel einleiten, z.B. "Manchmal ist es schier zum Verzweifeln, wie wenig wir tun können." (Irena Markowitz, 39 Jahre´, Vertrauenslehrerin) oder die hilflose Aussage der Mutter "Ich wollte immer nur das Beste für meine Kinder." (Miriam Schneider, 41 Jahre).
Das Buch liest sich zügig und leicht, es hält die Spannung bis zum heftigen Show-Down, bei dem Benny eine entscheidende Rolle spielt.
Sehr zu empfehlen, auch wenn es erzählerisch niemals den Sog entfaltet und die Kraft entwickelt wie Joyce Carol Oates Buch "Mit offenen Augen" zum gleichen Thema, bei dem es einem selbst als erwachsenen Leser eiskalt den Rücken herunterläuft - auch weil es absehbar kein Happy-End gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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