Kein Kuss für Mutter

Autor*in
, Ungerer
ISBN
978-3-257-01178-4
Übersetzer*in
Cramer-Klett, Anna
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Ungerer, Tomi
Seitenanzahl
44
Verlag
Diogenes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Seine viel zu liebevolle Katzenmutter bringt den neugierigen Kater Toby mit ihrer Fürsorge zur Verzweiflung. Er will ausprobieren und lernen, endlich groß sein und nicht immer umarmt und geküsst werden. Das ist besonders vor Anderen schwer zu ertragen.

Beurteilungstext

Der Kater Toby würde sich am liebsten von seiner Mutter fern halten, um ihren ständigen Küssen und Schmeicheleien zu entgegen. Sie behandelt ihn wie ein Baby, meint er. Sein Vater dagegen ist sehr streng, weiß aber genau, was in dem Kind vorgeht und kennt auch seine Geheimnisse. Er ist früher ebenso wie sein Sohn den Regeln ausgewichen. Trotzdem versucht er, Verständnis für das Verhalten der Mutter zu vermitteln.
Ganz anvertrauen kann sich der Kater aber nicht, weil er durch seine Neugier und Streiche in der Klasse oft unangenehme Situationen oder Schäden verursacht. Es ist ungewöhnlich, wenn er einmal nicht in Prügeleien oder Unsinn verwickelt ist. Manchmal streiten sich die Kater so, dass sie in die Krankenstation der Schule müssen. Toby ist oft laut, aber ein guter Schüler. Daher hielten sich die Konflikte bisher meist in Grenzen. Die Sympathien liegen trotz seiner Ausfälle auf der Seite des Katers, denn viele Szenen erinnern an Konflikte des eigenen Zuhauses und Schullebens.
Das Aufmüpfen ist sozusagen systemimmanent und durchaus nachvollziehbar, auch wenn der Umgang mit einem solchen Störenfried die Erwachsenen durchaus auf die Probe stellt.

Als Toby zu einer Verabredung nach schlimmeren Prügeleien einmal mit Bandagen aus der Schule kommt, reagiert seine Mutter erst recht mit Küssen, Schmeicheleien und Sorgen. Das hält er nicht aus. Er wütet. Sogar der Taxifahrer mischt sich ein und die Mutter bringt den Sohn zum ersten Mal mit einer Ohrfeige zum Schweigen. Der Restaurantbesuch, den sie trotzdem unternehmen, verläuft schweigend. Beide fühlen sich unwohl wegen ihres Verhaltens.
Toby verkauft alle Utensilien, mit denen er sonst so gerne die Kinder und Lehrer ärgert an Schulkameraden. Vom Geld kauft er Blumen für die Mutter und legt sie ihr wortlos auf den Küchentisch. Die Freude der Mutter unterbricht er mit der Aufforderung, dass es keine Küsse mehr geben soll.
“Bitte, versuch es mal.”
“Ich versuche es”, sagt Mutter.

Die Kater kämpfen um die Rangordnung, die Prügeleien sind notwendig und gehören zum Aufwachsen dazu, ebenso wie das Ausprobieren und das Abgrenzen. Besonders gegen Eltern und Obrigkeiten richtet sich der männliche Zorn. Die Jungenwelt grenzt sich daher deutlich von der der Mutter und der Mädchen ab. Gut, wenn es Verbündete mit Verständnis und Humor gibt und die Liebe nicht wirklich aufs Spiel gesetzt werden muss.

Das Buch ist bereits 1973 erschienen und aus dem Amerikanischen 1974 ins Deutsche übersetzt worden . Die Zeichnungen sind schwarz-weiße Schraffuren, die die Empfindungen der Protagonisten und des Umfelds atmosphärisch genau gestalten. Sie erinnern an alte schwarz-weiß Fotos. Die Darstellungen sind nicht überarbeitet worden, sondern geben einen Einblick in die Entstehungszeit der ersten Fassung und die frühen Zeichnungen Ungerers. Die Bilder verweisen hierdurch verstärkt auf den Inhalt der kindlichen Konflikte und die Gefühlswelt des Jungen.

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Diese Rezension wurde verfasst von stoni.
Veröffentlicht am 01.01.2010