Katzen können Geister sehen
- Autor*in
- Joe, Emily
- ISBN
- 978-3-907114-25-4
- Übersetzer*in
- Grohnert, Jana
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Joe, Emily
- Seitenanzahl
- 24
- Verlag
- Aracari
- Gattung
- Bilderbuch
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2022
- Preis
- 15,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
„MEINE KATZE STARRT/FURCHTBAR OFT/AUF IRGENDETWAS/IN DER LUFT/VOR KURZEM WURDE/MIR NUN KLAR:/ WAS SIE SIEHT/IST FÜR MICH/NICHT/DA.“
Beurteilungstext
Besitzern von Hauskatzen wird es gut bekannt sein, das nächtliche Herumhuschen ihres Lieblings, das plötzliche Aufspringen und Jagen für uns nicht sichtbarer Dinge. Einige Katzenbesitzer interpretieren dieses Verhalten als Ausdruck übernatürlicher Eigenschaften und fühlen sich so vor Geistern in ihrem Zuhause beschützt, für andere sind es einfach katzentypische Verhaltensmuster.
Das Bilderbuch „Katzen können Geister sehen“ von Emily Joe, übersetzt von Jana Grohnert, stellt dieses Thema für Kinder ab 4 Jahren dar.
Die Schriftstellerin präsentiert in ihrem Kinderbuch-Debut in kurzen, oft gereimten Versen das Leben einer Wohnungskatze, zeigt ihr alltägliches, für Menschen teilweise wundersames Verhalten. Keine der Buchseiten weist dabei mehr Text auf als das obere Zitat. Die Verse sind leicht zu verstehen, auch wenn Rhythmus und Reim an manchen Stellen etwas holperig daherkommen.
Die Katze starrt aus großen, gelben Augen auf eine leere Wand, springt durch die Küche, macht Kung-Fu auf der Treppe, bleibt mit gespreizten Beinen wie eingefroren vor uns stehen. Am Ende darf sie sich mit zufrieden geschlossenen Augen auf der Bettdecke ihres Lieblingsmenschen ausruhen.
Die eher einfachen Illustrationen, geprägt von großen, geometrischen Farbflächen, auf denen die schwarz-dunkelrot gestreifte Katze sich bewegt, hat Emily Joe komplett digital entworfen. Im Mittelpunkt steht immer die Bewegung der Katze, gezeigt an der Streckung der Glieder, des Schwanzes, am Buckel, an den Schnurrhaaren. Joe äußerte in einem Interview, dass sie anhand der Bilder den jungen und den älteren Katzen-Liebhaber*innen gleichermaßen das Gefühl geben wollte, in der Bilderbuch-Katze die eigene Katze gut wiedererkennen zu können. Die von Joe eingesetzte Großbuchstaben-Schrift, in welcher die Verse präsentiert werden, fügt sich passend in die geometrischen Farbflächen ein, mal sehr deutlich abgesetzt im Hell-Dunkel-Kontrast, mal etwas schlechter erkennbar.
Einen wissenschaftlichen Anspruch verfolgt Joe mit ihrem Bilderbuch nicht, sie will ausschließlich ihre Beobachtungen der zwei eigenen Katzen künstlerisch präsentieren. Umso passender hätte ich es gefunden, wenn Jana Grohnert (bzw. die für den Titel Verantwortlichen) mit dem deutschen Titel näher am Original - My cat can see ghosts – geblieben wäre. Der deutsche Titel „Katzen können Geister sehen“ impliziert im Vergleich dazu einen gewissen Feststellungscharakter.
Natürlich kann man mit Kindern ins Gespräch darüber kommen, ob und warum Katzen Dinge wahrnehmen, die wir nicht wahrnehmen können. Katzen können nicht nur in der Dunkelheit besser sehen als wir Menschen, sondern auch bei Licht subtilere Bewegungen erfassen. Sie starren also nicht wirklich ins Leere, sondern sehen winzige Bewegungen, die uns verborgen bleiben.
Sie können vermutlich sogar Lichtspektren wahrnehmen, welche für uns nicht wahrnehmbar sind, und das Gehör einer Katze ist in jedem Fall feiner als das unsere. Insgesamt verfügen Hauskatzen, die ja nicht nur Schmusepartner, sondern auch noch Jäger geblieben sind, über deutlich schärfere Sinne als der Mensch.
Geister selbst werden im Buch zwar kurz thematisiert, zentral ist sowohl im Text als auch auf den Bildern aber immer das wunderlich-witzige Verhalten der Katze. Lediglich in den großen, gelben Augen der Katze spiegeln sich manchmal einfach gezeichnete Geister.
Nichtsdestotrotz wird vor dem Lesen des Bilderbuches nicht immer klar sein, wie besonders jüngere Kinder mit Ängsten auf den Inhalt reagieren. Für einige könnte es bestimmt ein Trost sein, dass man einer rational nicht zu fassenden Angst damit begegnen kann, dass eine Katze alle Familienmitglieder beschützt. Andere Kinder lässt die Idee, dass es wirklich Geister geben könnte, was im Buch weder bestritten noch bestätigt wird, vielleicht nicht so schnell wieder los.
Entstanden ist insgesamt eine flott vorzulesende Bilderbuchgeschichte über ein sehr beliebtes Haustier mit eindrucksvollen Katzen-Illustrationen, empfehlenswert nicht nur für Katzenbesitzer*innen.