Katzen können Geister sehen

Schlagwörter

• Abenteuer
• Tiere

Teaser

Katzen haben sieben Leben. Katzen fallen immer auf die Füße. Katzen sind falsch. Katzen....Und jetzt behauptet die neuseeländische Autorin und Illustratorin sogar noch: Katzen können Geister sehen! Was ist jetzt daran wahr?

Beurteilungstext

Dass Katzen faszinierende Tiere sind, weiß eigentlich jede*r. Emily Joe hat sich einer Seite dieser geheimnisvollen Eigenschaften von Katzen in ihrem neuesten Bilderbuch genähert und kommt zu der eigenartigen Behauptung: Katzen können Geister sehen.
Sie beginnt mit einer allen Katzenfreund*innen bekannten Szene: Entspannt liegt die Katze auf einer Matte vor ihrem Haus. Doch urplötzlich wird sie lebendig. Ihr Fell sträubt sich und sie rast und springt wie wild durchs Haus, rennt in verschiedene Zimmer, beobachtet aus sicherem Versteck die Umgebung, springt verwegen über Treppenstufen und beruhigt sich nach einiger Zeit langsam wieder. Sie putzt sich und möchte nach scheinbar getaner Tat zu ihrem Menschen ins Bett.
Hat sie nun Geister gejagt?
Wir wissen es nicht. Doch Emily Joe hat sich ganz in die Sinneswahrnehmungen ihrer Katze eingefühlt.
Auf gelben Hintergrund blickt uns ein schwarzer Katzenkopf an. Seine Ohren sind in verschiedene Richtungen gestellt, um von vielen Seiten möglichst viele Geräusche wahrnehmen zu können. Und in den großen gelben Augen spiegelt sich ein Gespenst. Ein Teil der Schnurrhaare bildet der Text: "übersetzt von - Jana Grohnert". Darüber steht in weißen Buchstaben die Behauptung, dass Katzen Geister sehen können.
Hinter diesem Cover verbirgt sich genannte abenteuerliche Gespensterjagd. Die Farben des Bilderbuches sind meist in denen gehalten, die auch Katzen sehen können: Gelb, Blau und ihre Zwischentöne. In verschieden großen Buchstaben wird der knappe und gereimte Text eingeblendet, verbindet sich geschickt mit den Szenen, wird groß und übermächtig, wenn die Katze angreift, verbindet farblich die gelben Augen geschickt mit dem in Gelb gedruckten Wort "Augenpaar" wenn sich die Katze im Dunkeln versteckt. Und füllt eine Sprechblase, wenn sie den Menschen um Belohnung anbettelt.
Fast filmisch sind die Bewegungen der Katze gezeichnet, wenn sie mit gesträubten Fell springt, wenn sie lauert, sich dehnt und streckt oder nach der Jagd sich endlich wieder putzen kann. Groß sind ihre Augen, wenn sie um Belohnung bettelt oder sie einfordert und schmale müde Schlitze sind sie, wenn sie zufrieden neben ihrem Menschen im Bett sitzt.
Und das Gespenst?
Man sieht es nicht. Man kann es aber am Boden, an den Wänden oder über der Katze in zarten bewegten Strichen erahnen. Wir können ja keine Geister sehen, aber Katzen!
Was die Illustratorin scheinbar eindeutig mit ihrem Bilderbuch bewiesen hat.
Aber sehen jetzt Katzen tatsächlich Geister und Gespenster?
Dies werden sich jetzt manche doch fragen.
Fakt ist, dass die Katze ein weitaus größeres Sehfeld hat als wir Menschen. Bei uns sind es knapp 180°, bei Katzen etwa 220°. Tatsache ist auch, dass eine Katze mehr Stäbchenzellen im Auge hat als wir und damit mehr Licht auch in dunklen Räumen aufnehmen kann. Außerdem haben Katzen hinter der Netzhaut noch eine reflektierende Schicht, die das einfallende Licht nochmals auf die Stäbchenzellen schickt. Damit wird die Lichtausbeute geschickt vergrößert. Dafür haben sie allerdings weniger Zapfenzellen als wir Menschen. Diese Zellen geben die Farbempfindlichkeit bei Tageslicht an. Somit können Katzen aus dem Farbspektrum nur Gelb bis Violett mit ihren Mischfarben sehen. Rotfarben sind für sie nicht wahrnehmbar. Und sie können darüberhinaus - wie einige andere Säugetiere auch - Farben jenseits von Violett erkennen. Dieser UV-Bereich ist für uns Menschen nicht einsehbar.
Damit - und mit ihrem feinen Gehörsinn - können sie Räume erkunden, die uns Menschen verschlossen sind.
Könnte es also doch sein, dass Katzen Geister sehen wie Emily Joe in ihrem Bilderbuch behauptet?
Mit Sicherheit JA, wenn es Geister gibt und diese sich in diesen UV-Räumen aufhalten:
Ein spannendes und schnelles Bilderbuch mit vielen Bewegungen und vielen Ruhephasen, die exakt aus dem Leben einer Katze stammen können. Ein Bilderbuch, das beim Betrachten der Bilder Spaß macht, tatsächlich an einen Katzenalltag erinnert und ein Bilderbuch, das Kinder und Erwachsene dazu anregt über die Sinneswahrnehmungen von Menschen und Tieren nachzudenken und sich darüber altersgemäß zu informieren.