Kann denn Liebe Syntax sein?

Autor*in
Scharrenberg, Phillipp
ISBN
978-3-947106-32-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Otté, Cora
Seitenanzahl
131
Verlag
Satyr
Gattung
LyrikTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2019
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Philipp Scharrenberg, Jahrgang 1976, mehrfacher deutschsprachiger Poetry-Slam-Meister und Kabarettist, gibt hier 32 Gedichte zum Besten, die vor Wortwitz, Wortspielerei und der damit verbundenen Komik nur so sprühen.

Beurteilungstext

„Im Grunde ist das Dichten ja eine Art textgewordene Zwanghaftigkeit: Man unterwirft sich freiwillig Regeln, um unter erschwerten Bedingungen zu sagen, was man ohne sie mit halb soviel Aufwand sagen könnte.“ So umschreibt der Autor augenzwinkend sein Schreiben von Lyrik, die - oft von balladenhafter Länge - fast alles aufs Korn nimmt, was sich über menschliches Verhalten, Befinden oder auch Probleme unserer Zeit sagen lässt. Da wird ein „eingebildeter Kranker“ zum „Bürger mit Infektionshintergrund“ und zum einzig lebenden Exponaten, das die Ausstellung „Körperwelten“ noch hat! Sei es der „verstopfte Dickdarm“ des Indianers, der ohne den „schamanisch-depressiven Medizinmann“ ungeheilt bleibt oder der sehnsuchtsvolle Liebesbrief, der dann unter der Rechtschreibprüfung des Angebeteten zur vernichtenden Abwehr gerät: Der Autor findet überall Komik. Origineller sind noch seine Wortspielereien, die oft nur durch Vertauschen eines oder zweier Buchstaben zu herrlichen Sinnverschiebungen führen, die dennoch nicht „sinnlos“ sind, sondern den Leser zu Lachsalven animieren. Der Autor bleibt auch nicht auf magerem Niveau; seine Kenntnisse über große Philosophen und andere Persönlichkeiten werden z.B. deutlich in dem Gedicht:“Kochen bei Kants“, in dem er aus verschiedenen Epochen geistige Berühmtheiten gemeinsam kochen lässt und dabei deren Weltanschauungen satirisch und wortschöpferisch kurios einfließen lässt. Im wahrsten Sinne „Köstlichkeiten“! Etliche ganzseitige Illustrationen lockern die Sammlung optisch auf, wobei die Illustratorin das thematisch wichtigste Detail des zugehörigen Gedichtes mit zarten schwarzen Linien ins Zentrum setzt und es mit pflanzlichen Ornamenten außen herum schmückt. Wenn auch diese Sammlung keine ausgesprochene Jugendliteratur ist, so können doch interessierte Jugendliche durch die unverkrampfte „Schreibe“ über den Humor und übermütigen Spaß zu Einsichten geführt werden, die den Horizont erweitern.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RSchV; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.10.2019