Kadir, der Krieg und die Katze des Propheten

Schlagwörter

• Adoleszenz
• Freundschaft

Teaser

Kadir ist 16, Sohn türkischer Eltern, in Hamburg aufgewachsen. Er besitzt beide Staatsbürgerschaften, hat deutsche Freunde und spielt aktiv und erfolgreich in einem Hamburger Fußballverein. Warum nur lässt er alles hinter sich und verschwindet eines Tages Richtung Syrien, um sich dort dem IS anzuschließen?!

Beurteilungstext

Die Geschichte von Kadir ist die Geschichte einer Radikalisierung. Sie findet in einer Zeit der Sinnsuche, der Suche nach dem eigenen Ich, statt. Auf der Suche nach Unabhängigkeit und Freiheit, auf der Suche nach einem eigenen Platz in der Gesellschaft schlägt Kadir einen falschen Weg ein. Als er es merkt, ist es längst zu spät!
Den beiden Autoren gelingt es sehr glaubhaft und authentisch, den Werdegang Kadirs vom Fußballverrückten, Hamburger Jungen mit türkischen Wurzeln zum radikalen Islamisten darzustellen. Ihre Schilderungen sind realistisch, nachvollziehbar und gut recherchiert. Damit gelingt es ihnen, religiösen Fanatismus anschaulich und begreifbar zu machen. Das Buch ist hochbrisant mit aktueller Thematik, fühlen sich doch selbst Jugendliche ohne familiären, muslimischen Hintergrund vom Gedankengut und der Lebensgemeinschaft der Salafisten angezogen. Das Buch hilft zu verstehen, aus welchen möglichen Gründen und auf welchen Wegen sich Menschen dem religiösen Fanatismus zuwenden und was das mit ihnen macht.
Aber es ist auch eine Geschichte von Freundschaft. Nämlich der von Mark und Kadir, die sich seit frühesten Kindertagen kennen und lange Zeit unzertrennlich waren.
Der Roman erzählt aus zwei Perspektiven, was mir sehr gut gefallen hat. Mark, der nach seinem besten Freund sucht und dabei immer mehr Einblick in das familiäre Leben und die Gedankenwelt seines Freundes erhält. Der sich dabei in die ältere Schwester Kadirs verliebt. Meral, die einen ganz anderen Weg geht; reif, selbstbestimmt, mit sozialem Charakter. Auch Meral lebt ihren islamischen Glauben, versucht sich aber von den Zwängen ihrer Familie zu befreien. Nicht alle Muslime sind Salafisten und Dschihadisten, das bringen die Autoren sehr klar zum Ausdruck!
Positiv fand ich auch die Zeitsprünge. Sie machen das Buch noch spannender. Man fragt sich, wie konnte es soweit kommen und warum passiert so etwas? Die Antworten bekommt man, Kapitel für Kapitel, geliefert von Mark und von Kadir, ganz ohne Schuldzuweisung, einfach nur: So kann es passieren!
Der spannende Roman ist sehr bewegend. Als Jugendbuch für Jugendliche ab ca. 14 Jahren finde ich ihn sehr heftig, aber auch wichtig! Jungen Menschen sollte die Problematik von religiösem Fanatismus, hier insbesondere des islamischen Fundamentalismus, unbedingt näher gebracht werden.
Der Roman bietet sich bestens als Unterrichtslektüre an oder auch für Erwachsenen, die eine Einführung
in die Problematik suchen.