Just for Clicks

Autor*in
McDowell, Kara
ISBN
978-3-7432-1030-1
Übersetzer*in
Mannchen, Nadine
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Loewe
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Bindlach
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Jedes Ereignis aus dem Leben der 17-jährigen Zwillinge Claire und Poppy wird von ihrer Mutter in einem beliebten Mami-Blog gepostet. Doch während Poppy ihren Bekanntheitsstatus als Influencerin genießt, empfindet ihre Schwester eine zunehmende Abneigung dagegen. Als sich Claire Hals über Kopf in den smarten Rafael verliebt und schließlich auch noch streng gehütete Geheimnisse über ihre Familienverhältnisse entdeckt, bewirkt dies schmerzhafte, aber letztlich positive Änderungen in ihrem Leben.

Beurteilungstext

„Just for Clicks“ ist eine romantische Lovestory, zugleich auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis vor allem Heranwachsender zu Social Media. Es beschreibt weiterhin einfühlsam die Schwierigkeit, auf dem Weg des Erwachsenwerdens zu einer eigenen Persönlichkeit zu finden und diese zu akzeptieren. Protagonistin und Ich-Erzählerin ist Claire aus Gilbert, einer Kleinstadt irgendwo in Arizona. Die siebzehnjährige Highschool-Schülerin fährt bereits ein eigenes teures Auto, hat ständig neue Garderobe vom Feinsten, dazu jede Menge Markenschuhe sowie Fototermine am laufenden Band. Gleiches gilt auch für ihre Zwillingsschwester Poppy. Die beiden betreiben seit einiger Zeit einen gemeinsamen Videoblog (Vlog); die Zahl ihrer Follower hat gerade die 1-Millionen-Grenze überschritten. Schon seit ihrer Geburt sind die beiden in den sozialen Netzwerken präsent; denn ihre Mutter hat damals einen bis heute sehr erfolgreichen Mami-Blog gestartet. Zunehmend hat Claire jedoch das Gefühl, dass die ständige Internet-Präsenz, ihr enormer Bekanntheitsgrad und selbst die dadurch erzielte finanzielle Freiheit nicht ihren wirklichen Bedürfnissen und ihrer eigenen Lebenswahrnehmung entsprechen. Ihre Schwester sieht für sich hingegen die vielen daraus entstehenden Vorteile. Als Claire dann in näheren Kontakt mit einem neuen Schüler kommt, der nicht einmal ein Smartphone besitzt und über Claires Medienaktivitäten offensichtlich nicht im Bilde ist, werden ihre Fragen nach dem Sinn ihres vor den Augen der Öffentlichkeit geführten Lebens drängender.
Und dann wird von der Presse auch noch ein vor Jahren gescheiterter Entführungsversuch hinterfragt, der eigentlich totgeschwiegen werden sollte, um das Heile-Welt-Image der Zwillinge nicht zu gefährden. Dass alles dann doch in die Öffentlichkeit getragen wird und Claire zudem erfahren muss, dass ihre Familienverhältnisse ganz anders sind als bislang angenommen, bringt ihr bisheriges Weltbild gehörig ins Wanken. Es verhilft ihr aber auch dazu, endlich ihren eigenen Weg gehen zu können.
Schon gleich zu Anfang wird im Buch die Episode geschildert, in der Claire erstmalig feststellt, dass sie von ihrem Mitschüler Rafael nicht als Internet-Star, sondern einfach als ein sympathischer Mensch – „nur Claire“ - wahrgenommen wird. Für die Influencerin Claire, die die Reaktionen ihrer vielen Follower in der Regel durch Likes, Herzchen oder schlimmstenfalls durch negative bis gehässige Kommentare erfährt, ist dies etwas irritierend Ungewohntes. Mehr und mehr wird ihr klar, dass ihr Leben, so wie es auf den Blogs für alle Internetnutzer dargestellt wird, eigentlich weitgehend Fake ist. Für eine lange Zeit ist Claire auch nicht in der Lage, eine wirklich vertrauensvolle Beziehung zu jemand anderem als ihrer Schwester aufzunehmen. Bis zum ersten richtigen Kuss mit Rafael muss man tatsächlich fast bis zum Ende des Buches warten. Deutlich wird aufgezeigt, dass die vermeintliche Beziehung zwischen Influencern und Followern ziemlich einseitig ist: Follower meinen, ihren bewunderten Star in allen Einzelheiten zu kennen. Claire sind hingegen als Influencerin die meisten Kontaktpersonen gänzlich unbekannt, dennoch muss sie den Eindruck vermitteln, sie hätte ein ganz persönliches Verhältnis zu ihnen.
Die Message des Buches ist eindeutig: Das Streben Jugendlicher nach einer möglichst großen Anzahl an Likes und Clicks sowie auch die damit eventuell verbundenen finanziellen Vorteile mögen reizvoll erscheinen; beides sagt indes über den wahren Wert einer Person wenig oder gar nichts aus. Auf der Buchrückseite heißt es daher stimmig in Großschrift: „Du brauchst mehr als nur Herzchen und Likes, um dich selbst zu lieben“.
Ein nicht unwichtiges Seitenthema wird daneben mit der Frage nach der Bedeutung von genetischer beziehungsweise ausgelebter Mutterschaft für das Mutter-Kind-Verhältnis aufgegriffen; eine befriedigende Antwort ist gewiss nicht leicht zu finden, wird aber im Text verständlich und gut begründet.
„Just for Clicks“ befasst sich intensiv mit Problemen, mit denen Heranwachsende heutzutage stark konfrontiert werden, für die aber Eltern und ältere Menschen häufig allein schon mangels eigener derartiger Erfahrungen kaum wirklich einfühlsame Hilfestellung geben können. Auch wenn das Buch vorrangig Jugendliche von etwa 14 bis 18 Jahren ansprechen soll, ist es auch für alle älteren Leserinnen und Leser geeignet, die ein besseres Verständnis für die Schwierigkeiten entwickeln wollen, die sich aus der zunehmenden Nutzung neuer Social Media ergeben können.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPGK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.03.2022