JOSS oder Der Preis der Freiheit

Autor*in
Kordon, Klaus
ISBN
978-3-407-81180-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
377
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Joss wird als Findelkind von einem kinderlosen Bauernpaar aufgezogen. Er liebt sie, meint aber unbedingt in den großen Krieg gegen Napoleon ziehen zu müssen. Erst sein Lehrmeister beim Lützower Freikorps bringt ihm bei, dass es etwas anderes als Hass und Gewalt geben muss, auch wenn man gegen die Unterdrücker kämpfen soll. In der Völkerschlacht von Leipzig fällt dieser Thies, der beste Freund Joss´. Aber der Junge hat gelernt, er kehrt zu Familie und Freundin zurück.

Beurteilungstext

Kordon kann erzählen, das weiß man ja. Aber wie er das Kunststück vollbringt, inmitten einer Zeit voller Kriege und Gewalt, mit engagierten Militärs und kriegsbegeisterten Landsern aller Couleur diese nicht zu desavouieren und dennoch den Ich-Erzähler die Fragwürdigkeit aller Kriege erkennen zu lassen, ist schon bewundernswert. Sein Held Joss wird Waise, weil die napoleonische Armee seine Heimatstadt in Schutt und Asche legte und er als Achtjähriger nur durch Zufall fliehen konnte, allerdings alles vergessen hatte: Joss wächst ohne Namen, ohne Familie, ohne Geschichte auf, alles bekommt er - und das nur vorläufig - von seinen Pflegeeltern, zwei einfachen, sympathischen und ihn liebenden Bauern. Im Dorf wächst er auf, im Dorf ist er Zuhause, und sein bester Freund ist der von den Franzosen zu einem Invaliden geschossene Henning. Begreiflicherweise ist der ein kompromissloser Franzosenhasser und macht auch Joss zu einem solchen. Als das Lützowsche Freikorps zufälligerweise in das Dorf gelangt, ist der inzwischen 15-jährige Joss von der Kriegerschar, dem Schwarzen Korps, hellauf begeistert. Das Idol aller hier ist der junge Lyriker, Student und Leutnant Theodor Körner. Joss zieht Hals über Kopf der Schar hinterher, ohne noch Eltern, Freunde oder seine gleichaltrige Freundin informieren zu können. Der Freikorpler Thies nimmt sich seiner an, er bildet ihn aus, nicht nur militärisch, sondern bringt ihm Lesen und Schreiben bei und vor allem, er bringt ihm bei, den Gegner nicht zu hassen, sondern auch in ihm den zu sehen, der er auch ist: ein Mensch. Das Korps zieht durch Deutschland, immer auf der Suche nach Napoleons Armee, um mit schnellen Nadelstichen den Feind zu verunsichern, zu schädigen. Schließlich geraten sie in die große Schlacht bei Leipzig - und Joss muss zu seinem eigenen Entsetzen erkennen, dass er nicht fähig ist, einen Mann zu töten, dem er in die Augen sieht. Die Kameraden aber sehen den unerschrockenen Jungen, der ohne zu zögern seinen Freunden zu helfen bereit ist und dabei die ihm selbst drohende Gefahr ignoriert. Hoch geachtet verlässt er nach Thies´ Tod das Freikorps und kehrt in sein Dorf zurück, zu den Eltern und der Freundin. Nicht ohne die Freundin von Thies, die von dem schwanger ist, in einem schlitzohrigen Winkelzug zu einer ehrbaren Witwe werden zu lassen, die ihr neues Heim bei seinen Pflegeltern findet.
Sein Freund Thies hat noch eine weitere Pflanze in sein Gemüt gesetzt: er baut seine Fähigkeiten des Lesens aus und geht zu einem Drucker und Buchhändler in die Lehre.
Kordons Charaktere agieren durchweg glaubhaft (die skurrilen Kriegskameraden erinnern an die Karl-May-Originale aus Winnetou), einzig das überzeugende humanistische Weltbild des Thies und des älter gewordenen Joss scheinen nicht ganz der Zeit zu entsprechen - aber was wissen wir schon über die Gedankenwelt des frühen 19. Jahrhunderts. Nur weil es nicht so arg viel überliefertes Pazifistisches aus dieser Zeit gibt, kann es das ja durchaus auch schon gegeben haben. Irgendwoher müssen die Grundlagen unseres Denkens ja kommen.
In einem mehr als 20 Seiten langen Nachwort beschreibt Kordon das Leben des Kaisers Napoleon und dessen Auswirkungen auf die deutsche Geschichte - die alleine ist es schon wert, sich mit dieser Geschichte von Lützows Wilder Schar, Körners und des Freiheitshelden Schill zu beschäftigen: eine selten klare Zusammenfassung der Epoche, die ganz Europa umwälzte.
Cjh14.08

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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