Jeden Tag Spaghetti: Wie es sich anfühlt von hier zu sein aber irgendwie auch nicht.
- Autor*in
- Zamolo, Lucia
- ISBN
- 978-3-95939-205-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Zamolo, Lucia
- Seitenanzahl
- 128
- Ort
- Münster
- Jahr
- 2022
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Erfahrungen mit Rassismus zeigen sich vielfach in unterschiedlichen Alltagssituation. Das Comic stellt diese eindrücklich aus er Perspektive einer Betroffenen dar und reflektiert deren Ursachen und Folgen.
Beurteilungstext
Nach „Rot ist doch schön“ und „Elefant auf der Brust“, die sich mit Menstruation bzw. Liebeskummer auseinandersetzen, thematisiert Zamolo ein weiteres Tabu, das autobiographische Bezüge aufweist. Der Ausgangspunkt dieses Comics ist ein Gespräch auf einer Party, bei dem die Protagonistin gefragt wird, woher sie käme. „Hierher!“, ist ihre Antwort. Doch das scheint ihrem Gegenüber nicht zu reichen – geben ihr Name und Aussehen doch Anlass zu Spekulationen. Dass „Mein Vater kommt aus Italien!“ eigentlich keine richtige Antwort ist und „Wo kommst du her?“ auch überhaupt keine richtige Frage, reflektiert die Protagonistin noch in der Nacht im Bett.
Zahlreiche solcher Situationen hat die junge Frau schon erfahren müssen und so eröffnet sie einen Diskurs mit den Leser*innen, um ihre alltäglichen Erlebnisse, in denen ihr Rassismus begegnet ist, aus der Perspektive einer Betroffenen zu schildern. Sie zeigt, dass Stereotype und Schubladendenken oft wenig mit der tatsächlichen Lebenswirklichkeit der Menschen zu tun haben und irritierend bis verletzend sein können. So haben zum Beispiel ihre Vorfahren aus Norditalien entgegen der üblichen Vorurteile blonde Haare und blaue Augen, während das italienische Aussehen scheinbar von ihrer Großmutter aus dem Ruhrpott kommt. Auch das Geheimnis um die besten Spaghetti der Welt zeigt als humorvolle Anekdote wie voreingenommen Menschen hinsichtlich ihrer Herkunft kategorisiert werden.
Besonders eindrucksvoll werden die Gedanken der Protagonistin in einer abwechslungsreichen Handschrift ähnlich wie in einem Notizbuch typographisch umgesetzt. Kleine Szenen von Figuren als kolorierte Bleistiftzeichnungen ergänzen den Text und erzeugen Witz. So ist das Werk nicht nur unterhaltsam, sondern vor allem informierend, indem Begriffe wie Toxische Komplimente oder Mikroaggressionen anhand von Erzählungen und Analogien anschaulich erläutert werden. Ziel ist es, Verständnis zu erzeugen und Bewusstsein zu schaffen. Besonders im Nachwort wird noch einmal dazu aufgerufen, sich weiter zu informieren und durch Wissen zu wachsen. Ein sehr empfehlenswerter sensibler Zugang zu einem hochgradig relevanten gesellschaftlichen Diskurs.