Jeden Tag Spaghetti: Wie es sich anfühlt von hier zu sein aber irgendwie auch nicht.

Autor*in
Zamolo, Lucia
ISBN
978-3-95939-205-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Zamolo, Lucia
Seitenanzahl
126
Verlag
Bohem
Gattung
BiografieBuch (gebunden)
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Name der Autorin klingt italienisch, ihr Aussehen ist es aber nicht und sie kann auch nicht unbedingt die leckerste Tomatensoße der Welt kochen? Wo gibt es denn so was?

Beurteilungstext

Was man erleben kann, wenn man der Erwartungshaltung von Menschen nicht entspricht und wie sich das anfühlt, bringt das Buch auf nachdenkliche, ironische und witzige Weise nahe.
Die italienischstämmige Autorin beschreibt in „Jeden Tag Spaghetti“ ihre biographischen Erfahrungen, die sie aufgrund ihres Namens machen musste und muss. In einer Mischung aus Comic, Tagebuch und Notizheft schreibt sie ihre Gedanken und Gefühle zu unterschiedlichen, immer wiederkehrenden Situationen auf, die ihr Unbehagen bereiten. Die Frage „Woher kommst du?“ ist so eine und als Antwort hinterfragt und demaskiert Lucia Zamolo die Erwartungen, die scheinbar bei einem italienischen Namen entstehen: Großfamilie, Mafia, Aussehen, Kochkünste, Deutsch mit Akzent.
In diesem Zusammenhang werden auch Begriffe wie „toxische Komplimente“ erklärt, die sich zum Beispiel in der Verwunderung darüber ausdrücken, dass eine Person mit Migrationshintergrund keine wahrnehmbaren Abweichungen der Sprache in Bezug auf Grammatik, Phonetik, Sprachmelodie und Wortschatz hat. Dass diese Form von Rassismus und Diskriminierung sich noch in viel deutlicheren Beispielen zeigt, wird auch angemerkt, beispielsweise das ungefragte Anfassen von krausen Locken.
Die psychologischen Folgen solcher Mikroaggressionen im Alltag werden mit Bezug zu den wissenschaftlichen Quellen ebenso erläutert wie der Mechanismus der ihnen gemein ist: Die Formelhaftigkeit, die Zuschreibungen komplett austauschbar macht, je nach Erwartungshaltung. In diesem Zusammenhang wird der Begriff Migrationshintergrund genau beleuchtet und es wird deutlich: Migrationshintergrund heißt nicht immer gleich Migrationserfahrung und diese bewusste oder unbewusste Vermischung der Begriffe in der Erwartungshaltung führen dazu, Menschen sich nicht ganz dazugehörig fühlen zu lassen.
Eine weitere Betrachtung ist dem Schubladendenken gewidmet, das seine Vorteile hat, wenn es darum geht, Situationen schnell einzuordnen, das aber sonst häufig eine Quelle von Irritation und Verletzung sein kann und zu Alltagsrassismus führt.
Die Stärke des Buches liegt in der Authentizität, das dieses durch die Schrift, die grafischen Elemente und die literarische Form der Gedankensammlung erhält. Dabei ist die Gestaltung originell und geistreich, so dass auf unterhaltsame Art viele Denkanstöße gegeben werden. Und genau so ist dieses Buch gedacht: „Read – Watch – Listen – Grow“ ist das Anliegen der Autorin, damit wir zuhören, nachdenken, hinschauen, lernen und uns in unserer Wahrnehmung und in unserem Handeln weiterentwickeln.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von LB13; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 19.06.2022

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