James Joyce. Porträt eines Dubliners

Autor*in
Zapico, Alfonso
ISBN
978-3-7704-5506-5
Übersetzer*in
Schellheimer, Sybille
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Zapico, Alfonso
Seitenanzahl
232
Verlag
ehapa
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
19,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In sehr ansprechenden schwarz-weiß Bildern und ironisch-lockerem Erzählton wird die spannende Biographie des irischen Schriftstellers James Joyce erzählt. Der gebürtige Ire versuchte während und zwischen den Weltkriegen in verschiedenen europäischen Metropolen Fuß zu fassen. Gespickt mit zahlreichen Anekdoten und historischen Hintergrundinformationen entsteht das fesselnde Bild eines Mannes, dessen extravagantes und exzessives Leben in Analogie zu seiner avantgardistischen Literatur steht.

Beurteilungstext

James Joyce (1882-1941) ist einer der wichtigsten Schriftsteller der Jahrhundertwende. Seine Hauptwerke „Ulysses“ und „Dubliner“ gelten als richtungsweisend und stilbildend für die literarische Moderne – doch war das nicht immer so. Zu seinen Lebzeiten war er alles andere als ein „poeta laureatus“ - ein preisgekrönter Dichter; ganz im Gegenteil könnte Joyce neben Verlaine als Prototyp des „poeté maudit“ - des verstoßenen Dichters gelten.
Joyce wurde als erstes von fast einem Dutzend Kindern im Herzen Dublins geboren. Sein Vater war notorischer Playboy, Trinker und stets hoch verschuldet – Eigenschaften, die sein Sohn James später von ihm übernehmen sollte. So reist James schon in frühen Jahren nach Paris, Triest und Zürich, wo er sein Geld in Alkohol und Bordellbesuche umsetzt. Der Rest wird anderweitig verprasst. Und die Schriftstellerei? Seine literarischen Versuche führen anfangs zu nichts. Er findet keinen Verlag, keinen Lektor, kein Publikum – und wenn jemand wider alle Vernunft seine Sachen doch drucken will, gibt es Ärger mit der Zensur. Seine Texte gelten als anstößig, obszön und verstoßen gegen den ästhetischen Geschmack des bürgerlichen 19. Jahrhunderts. Daran ändern zunächst auch seine zahlreichen Bekanntschaften und Beziehungen zu anderen Schriftstellern und Geistesgrößen der damaligen Zeit - wie E. Hemingway, M. Proust oder C.G. Jung – nichts.
Der spanische Comicautor Alfonso Zapico hat dieses epikureische Leben in schwarz-weiße Bildsequenzen gepackt, die an den realistischen Stil Will Eisners mahnen. Der Comic ist sehr textlastig und erinnert stellenweise eher an ein illustriertes Sachbuch denn einen Comic. Der oftmals ironische Erzähl-Text des Biographen Zapico überwiegt nicht nur die Speechbubbles der gezeichneten Figuren, sondern wiegt auch schwerer als seine Bilder. Dazu passt, dass Zapico eine Lebensstation von Joyce an die andere reiht – ohne das ein roter Faden im Sinne einer „Werkbiographie“ erkennbar wäre. Das führt dazu, dass die Lektüre des Comics trotz der Qualität seiner Einzelelemente schnell ermüdet. Denn die bloße Aneinanderreihung von Ereignissen im Sinne einer Chronik der Lebensdaten ergibt noch keine Geschichte, in der sich die Dinge entweder organisch auseinander entwickeln oder in der ein Schwerpunkt im Sinne einer übergeordneten These vertreten würde. Es entsteht eher eine Art bebilderter Kalender, indem einzelne Episoden zusammenhanglos aneinander kleben. Diesen Partikularismus als ästhetischen Kunstgriff des Autors Zapico zu interpretieren, hieße denn doch, den Bogen zu überspannen. Denn als ästhetisches Konzept ist es zu inkonsequent verfolgt worden. Vergleicht man Zapicos JAMES JOYCE mit anderen Biographien in Comicformat – die sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit zu erfreuen scheinen – so fallen die besprochenen Punkte noch deutlicher ins Auge. Sei es nun A. Dans & M. Le Roys THOREAU, R. Kleists CASTRO oder gar D. Rosas DAGOBERT - die Bebilderung des Lebens ihrer Protagonisten scheint sie uns aus einem Prinzip heraus näher zubringen – und damit unmittelbar greifbar und verständlich zu machen. Und das gelungen, weil die Autoren geschickt und pointiert auswählten, sich auf einzelne markante Punkte beschränkten, das Leben auf seine Essenz reduzierten – und v.a. über die Bilder und weniger den Text erzählten. Das ist Zapico nicht gelungen.

Dennoch: „JAMES JOYCE - Porträt eines Dubliners“ ist kein schlechtes Comic-Album geworden. Die einzelnen Zeichnungen sind von hoher Intensität und durchaus ansprechend, die Sequenzen, die einen Eindruck von Joyce, von seinem Leben und seiner Zeit vermitteln, sind gut recherchiert und ausgewählt. Und da Joyces Mammutwerk „Ulysses“ für die meisten Normal-Sterblichen als unlesbar gelten dürfte, bietet Alfonso Zapico mit seiner biographischen Graphic Novel einen gelungenen Einstieg in Joyces Leben und Wirken. Man fühlt sich durchaus animiert, tiefer in das Thema vorzudringen und seine Bücher endlich (oder wieder) einmal zur Hand zu nehmen.

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Diese Rezension wurde verfasst von OWA.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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