Iqbals Geschichte

Autor*in
D’Adamo, Francesco
ISBN
978-3-87294-941-7
Übersetzer*in
Riesz, Julia
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
155
Verlag
Gattung
Ort
Wuppertal
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kinder in Pakistan werden von ihren verschuldeten Eltern verkauft, um die Schulden abzuarbeiten. Fatima lernt Iqbal in einer Teppichweberei kennen. Er rebelliert als einziger gegen den Patron, was die Kinder allmählich solidarisch werden läßt. Nach seiner 2. Flucht befreit er die anderen. In einer Kinderhilfsorganisation werden sie aufgefangen. Iqbal wird zum Kämpfer für andere Kinder, die als Sklavenarbeiter gehalten werden, bis er in seinem Dorf ermordet wird.

Beurteilungstext

Die 16-jährige Fatima arbeitet bei einer Familie in Italien als Mädchen für alles und ist trotz ihrer Freiheit unglücklich. Sie erinnert sich an die Geschichte des Iqbal, dessen Energie und Engagement sie aus der Teppichweberei befreit hat und ihr das einzige Jahr wahrer Freiheit im Haus der Kinderhilfsorganisation verschafft hat. Es geht ihr nach eigenen Aussagen viel besser als in Pakistan, aber für die Menschen in diesem ihr fremden Land ist sie unsichtbar, und das macht sie unglücklich. Deshalb träumt sie immer wieder von Iqbal und der einzigen Zeit, in der sie sich richtig frei fühlte.
Nach dieser Einleitung wird die Geschichte des Iqbal, so wie Fatima sie erlebt hat, erzählt.
Eindringlich läßt uns der Autor miterleben, wie die Kinder z.T. an die Webstühle gefesselt, jahrelang unter Schmerzen und Hunger von ihrem Patron zum Weben angetrieben werden, um angeblich die Schulden ihrer Familien abzuarbeiten. Aber nie erleben sie, dass bei einem Kind die Schulden tatsächlich gelöscht werden. Wenn sie zu alt oder zu ungeschickt zum Weben sind, verschwinden sie einfach. Der Autor läßt im Blick Fatimas die Kinder durchaus unterschiedlich sein und agieren. Der Zwang zu Anpassung, zum Verlust aller Träume wird eindringlich geschildert. Die Rebellion Iqbals, seine zweimalige Flucht und seine Rückkehr mit Menschen aus einer Hilfsorganisation und einem Richter werden aus ihrer Perspektive in einer Mischung aus Angst und Anteilnahme glaubhaft. Auch die Veränderungen in der Haltung der anderen Kinder werden nachvollziehbar beschrieben.
Die Episoden aus Fatimas glücklicher Zeit sind kurz (Drachenflug als Symbol der Freiheit und des Verlustes). Die Anerkennung, die Iqbal plötzlich gewinnt, macht ihn zum Vorkämpfer, aber auch zum Mordobjekt.
Der Autor schreibt im Nachwort, dass es sich um eine authentische Geschichte handele, nur Fatima sei eine Fiktion. Darin liegt die einzige Schwäche des Buches, denn jede/r junge Leser/-in will nach dem Einstieg wissen, wie es mit Fatima weitergeht.
Die Wahl von Fatimas Perspektive wirft die Frage nach der Authentizität erneut und verschäft auf.
Trotz dieses Einwandes ist es ein sehr empfehlenswertes Buch über Kinderarbeit nicht nur in der 3.Welt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010