Indianer - Sitting Bull und seine Erben
- Autor*in
- Nielsen, Maja
- ISBN
- 978-3-8369-4840-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 62
- Verlag
- Gerstenberg
- Gattung
- –
- Ort
- Hildesheim
- Jahr
- 2007
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nielsen verbindet die Geschichte der Lakota (das sind die Sioux) in kompetenter und verständlicher Weise mit der Gegenwart der Enkel der bekannten Western-Helden. Die Geschichten von Red Cloud, Sitting Bull und Crazy Horse und ihren vergeblichen Versuchen, sich gegen die hemmungslose und mörderische Flut der neuen Siedler zu wehren, münden in Tod und Verderben. Ihre Urenkel heute lösen sich aus dem Fluch der Geschichte und bauen ein neues Leben auf.
Beurteilungstext
Maja Nielsen erzählt die Geschichte der nordamerikanischen Indianer nüchtern und sachlich: Es bleibt die des nahezu perfekten Genozids. Von 10.000.000 Ureinwohnern um 1600 leben heute noch 250.000. Die Dramen sind bekannt, Nielsen hat sie hier noch einmal komprimiert zusammen getragen. Ihr ist Red Cloud besonders wichtig, der eben nicht nur den Krieg wollte, sondern sogar angesichts weiterer Überfälle der Weißen zu seinem Wort stand, nie wieder eine Waffe gegen einen Menschen zu erheben. Aber das half weder ihm noch seinen Lakotas.
So stehen die Massaker und Vertragsbrüche der Weißen gegen die zu ausschließlich der Tradition verhafteten Indianer, was unweigerlich zur Katastrophe führen musste.
Die Politik der Reservate war von vornherein zum Scheitern verurteilt, dort herrscht eine Arbeitslosigkeit von 86%! Aber wie zum Hohn aber stellen sie heute die große Chance dar: Weil die US-Amerikaner gegen ihre eigenen Verträge mit den Indianern verstoßen haben, können diese heute auf Schadensersatz klagen. Das kann sich noch interessant weiter entwickeln.
Doch erst mit der Belagerung von Wounded Knee im Jahre 1973, 80 Jahre nach dem großen Massaker, begannen die Lakota sich auf ihre Geschichte zu besinnen und stießen auf offene Ohren in der ganzen Welt. In der Folge konnte dann der Ururenkel von Red Cloud im neuen Jahrtausend damit beginnen, eine Bisonzucht aufzubauen. Nachdem von den Millionenherden ganze 800 Tiere die wilden Jagden der Weißen überlebt hatten, gibt es heute wieder 350.000. Die Bisons waren früher Lebensgrundlage der Indianer, einer der Gründe, warum sie abgeschlachtet wurden ("Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer" und "Wenn es keine Bisons mehr gibt, wird es auch keine Indianer mehr geben" waren die Mottos - und fast wäre es so weit gekommen). Heute besteht die Chance, dass die Bisons wieder annähernd große Herden wie früher erreichen und die Indianer ihren Lebensinhalt wieder finden.
Der Lichtstreif am Horizont in Form des initiativen Henry Red Cloud von heute lässt hoffen; mehr aber auch nicht.
Wenn die Autorin kompetent und engagiert für die Indianer Partei ergreift, ist das gut nachzuvollziehen. Nur ein Blinder könnte das für die Weißen tun, auch wenn es Indianerfreunde gegeben hat (die hier nicht erwähnt werden, aber auch keine wichtige Rolle gespielt haben). Ihr Bericht über Henry Red Cloud allerdings ist mir etwas zu begeistert geraten, wenn ich auch verstehen kann, warum das so ist: Endlich ist da jemand, der auf dem Boden der indianischen Traditionen eine zukunftsträchtige Initiative ins Leben ruft, die nicht nur für seine Familie, sondern auch für alle anderen, die sich seiner Idee anschließen, eine Lebensgrundlage bietet. Das könnte die Initialzündung für ein umgreifendes Erwachen einer neuen indianischen Kultur sein. Außerdem sieht er sympathisch gut aus. Aber das tut dem Wert dieses Buches keinen Abbruch: Es ist das meiner Ansicht nach beste Buch seit Langem über die Geschichte der Indianer. Im Anhang werden noch Titel genannt, die ich ohne Ausnahme ebenso empfehlen würde, zusätzlich allerdings unbedingt noch Frederik Hetmans "Indianer" (Ravensburger,1990) und Legays "Atlas der Indianer Nordamerikas" (Carlsen, 1995).
Die traditionellen Gesänge, Tänze, Riten der Lakota werden recht ausführlich dargestellt und für die einzelnen Biografien der großen Häuptlinge in ihrer Stetheit betont. Auch für Henry Red Cloud spielen sie noch - oder wieder - eine Rolle; dass sie auch wirtschaftlich nicht unbedeutend sind als Touristenattraktion, verschweigt die Autorin allerdings lieber.
Weitere Hinweise und die Chronik am Ende des Buches sind hilfreich.