Ina aus China oder Was hat schon Platz in einem Koffer

Autor*in
Hornfeck, Susanne
ISBN
978-3-423-62330-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
304
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit sieben Jahren wird Yinna 1937 aus China evakuiert und kommt nach Brandenburg. Hier findet sie liebevolle Aufnahme, aber Nationalsozialismus und Krieg werfen ihre Schatten....

Beurteilungstext

Ina aus China. Das ist eigentlich Chen Yinna, die als Siebenjährige aus China evakuiert wird, als Schanghai im November 1937 im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg von japanischen Streitkräften eingenommen wird. Der Vater will sie vor den Kriegshandlungen in Sicherheit bringen, sie von Willkür und Kartellen schützen. Was da eigentlich geschieht in China, versteht Yinna nicht, aber nach einer schier endlosen Reise nach Brandenburg/Deutschland betritt sie als Fremde eine erstarrte Welt aus neuen Regeln und voller Sprachlosigkeit. Bald ist ihr Kopf voll von Gedanken, die nur darauf warten herausgelassen zu werden. Eindrucksvoll schildert die Autorin den Prozess der langsamen Bewältigung innerer Probleme, die nicht nur Yinna im Jahr 1937 hat, sondern die alle Kinder noch 70 Jahre später haben, wenn sie die vertraute Kultur und Sprache verlassen müssen.
Yinna hat das Glück, als Pflegekind zu der freundlichen Frau von Steinitz zu kommen, die ihr mehr und mehr ein vertrautes Zuhause schafft. Der Leser verfolgt das Geschehen aus der Perspektive Inas, der sich schritt- und stückchenweise nicht nur die neue Heimat, sondern auch Mosaiksteinchen aus der Geschichte, Gesellschaft und Kultur ihres Vaterlandes China rückwirkend erschließt. Er erhält dadurch einen intensiven Blick auf ein uns sehr fremdes Land; die fehlenden Stücke lassen sich aus der synoptischen Übersicht einer Zeittafel zur chinesischen Geschichte vom Boxeraufstand 1900 bis 1949 ergänzen. Parallel zu den Ereignissen im fernen Osten sind hier die markantesten Geschehnisse in Europa gegeben.
Yinna meistert die Krise, wird Ina. Aber da passiert etwas anderes. Der Zweite Weltkrieg bricht aus und wirft seine Schatten. Nun verfolgt Ina bereits die Berichterstattung und beginnt zu begreifen. Begriffe wie Freund und Feind, Heimat und Fremde relativieren sich und erhalten neue Werte für sie. Und bald geschieht das Unbegreifliche: Ina wird erneut evakuiert, muss nach China zurück, um den Bedrohungen im Nazideutschland zu begegnen.
Aber das, was sie am Ende auch dieser Reise erwartet, ist nicht mehr "ihr" China. Der Sprache und Kultur entfremdet, steht sie vor den Trümmern ihres Lebens und muss lernen, sich in der Fremde, die ihre Heimat ist, erneut zurechtzufinden.
Der Roman schneidet viele grundlegende Fragen an, befasst sich - auch im Blick auf das Judentum - mit dem Anderssein, mit der Frage, warum Menschen überhaupt ihre Heimat verlassen müssen.
Ein überaus tiefschichtiges Buch, das man allen deutschen Lesern und Leserinnen ab ca. 14 Jahren empfehlen möchte.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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