In einem alten Haus in Moskau. Ein Streifzug durch 100 Jahre russische Geschichte

Autor*in
ISBN
978-3-8369-5993-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Desmitskaya, Anna
Seitenanzahl
60
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hildesheim
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Sach- und zugleich Bilderbuch zeigt 100 Jahre russischer Geschichte anhand einer Familie und ihrer Wohnung in mehreren zeitlichen Stationen auf. Zur geschichtlichen Wiederholung wie zum Lernen oder Anschauen sehr zu empfehlen.

Beurteilungstext

100 Jahre russische Geschichte werden in 14 Zeitstationen aufgedeckt. Wir befinden uns in der Wohnung der Familie Muromzew, und der Stammbaum zu Beginn zeigt auf, dass wir vier Generationen begleiten, in der fünften gibt es bis 2002 erst zwei Kinder.
Die Familie selbst ist offensichtlich fiktiv, jedoch historisch möglich. Ihr Leben wird eingebettet in die jeweiligen geschichtlichen Situationen: Zarenreich, Erster Weltkrieg, Oktoberrevolution und Weg in die UdSSR, Stalinismus und Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg, Perestroika und Glasnost, Zerfall der Sowjetunion und Bildung der GUS.
An den Illustrationen können wir die Veränderungen der Zeiten erkennen, auch wenn es einige Möbelstücke schaffen, die Zeit zu überdauern. Anna Desnitskaya zeichnet die Räumlichkeiten aus der Vogelperspektive, indem sie durch die Decke hindurchschaut und offen zeichnet. Die Anzahl der Bewohner wächst zwischenzeitlich auf 16 Personen an (plus Haustiere), am Ende ist die Wohnung entkernt, der 92. Geburtstag der Urururgroßmutter wird in dem dort eingerichteten Cafe gefeiert.
Die Geschichte wird in der Art von Sachbilderbüchern transportiert. Wir haben zumeist eine Doppelseite mit einem unten abgesetzten Textteil und eine weitere, die sich mit Einzelheiten aus der Familie oder dem historischen Umfeld beschäftigt. Dazu gehört in einem Nebenstrang die Entwicklung von Nachrichtenvermittlung: vom Radio, die ersten Fernsehgeräte mit Lupe, die uns bisher völlig unbekannte "Rippe" (westliche Musik auf alten Röntgenbildern), das Tonbandgerät und dem Transistorgerät bis zum tragbaren Telefon.
Die farbigen Illustrationen werden begleitet von vielen Collagen aus Familienfotos, Eintrittskarten, Briefen in kyrillischer Druck- wie Schreibschrift, Zeitungsausschnitten usw. Dazu gibt es Angebote, einzelne Gegenstände, die isoliert gezeigt werden, in den Gesamtbildern wiederzufinden (Anmerkung: gar nicht so einfach, da sie keine Kopien darstellen!)
Den Abschluss des Buches bildet ein Anhang mit Anmerkungen zu einzelnen Seiten bzw. zu realen Personen, zu dem kyrillischen Druck-Alphabet sowie ein Nachwort.

Die Idee, Geschichte anhand eines Hauses oder einer Landschaft dazustellen, ist nicht neu, aber Ort wie Darstellung innovativ, ungewöhnlich und sehr informativ.
Bleibt die Frage nach dem Alter der Zielgruppe. Einiges deutet auf Wimmelbuchkinder hin, die vom Thema allerdings völlig überfordert wären, was auch für alle die gilt, die keine besondere Beziehung zu Russland haben oder sich (noch) nicht im Geschichtsunterricht mit wenigstens einigen der Themen beschäftigten. Für niedersächsische Schüler*innen heißt das letztlich: Ende der 10. Klasse (ab 15 Jahre).

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.04.2017